Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar VW-Skandal: Scheitert VW, scheitert Deutschland
> Die Aktie verliert ein Drittel ihres Wertes. Volkswagen steckt in einer
> existenziellen Krise. Damit ist auch der deutsche Wohlstand in Gefahr.
Bild: Und zack! Da wird er schon abtransportiert, der deutsche Wohlstand
Endlich kriegen die dreisten Manager der Autokonzerne, die unsere Luft
verpesten, mal so richtig einen auf den Deckel, mag mancher Umweltaktivist
denken! Endlich bekommen es die Schulmeister aus Deutschland auch mal mit
der Angst zu tun, mag sich mancher im schuldengeplagten Südeuropa freuen!
So verständlich diese Haltung sein mag – eine solche Häme ist angesichts
der Dramatik der Ereignisse um Volkswagen nicht angebracht. Pathetisch
zugespitzt gilt: Scheitert VW, dann scheitert Deutschland. Und scheitert
Deutschland, scheitert Europa.
Was als Umweltskandal begann, hat längst eine volkswirtschaftliche
Dimension erreicht, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Der Wolfsburger
Konzern musste jetzt zugeben: Von den Software-Manipulationen bei der
Abgasreinigung ist nicht nur eine halbe Million Fahrzeuge in den USA
betroffen, sondern es sind weltweit elf Millionen.
Selbst wenn diese Fehler technisch behoben werden können – die Kosten dafür
werden enorm sein. Hinzu kommen Strafzahlungen; zudem leidet das Image des
Konzerns, der in vielen europäischen Ländern produziert. Das Urteil der
Börse: Die VW-Aktie verlor in zwei Tagen rund ein Drittel ihres Wertes. VW
steckt in einer existenziellen Krise.
Die betrifft nicht nur Volkswagen. Der Skandal schädigt nicht nur andere
Autokonzerne in Deutschland, sondern die gesamte Industrie. Der Ruf der
stärksten Marke, die die Industrie hierzulande hat, ist angekratzt: Made in
Germany. Wenn schon VW und Audi, Flaggschiffe der deutschen
Autoingenieurskunst, zu unlauteren Mitteln greifen, um Exporterfolge
einzuheimsen – wem kann man dann noch trauen?
## Winterkorn ist nicht zu halten
Das wird die Konkurrenten in Asien und Amerika freuen, aber hierzulande
müssen alle Alarmglocken läuten. Denn die Ausfuhren der Industrie sind die
Basis für den verbreiteten Wohlstand in Deutschland. Brechen sie ein, wird
diese Republik soziale Konflikte erleben, gegen die sich Demonstrationen
gegen Flüchtlinge in der Provinz klein anfühlen.
Deshalb wäre es zu wünschen, dass VW noch die Kurve kriegt – ohne
Konzernchef Martin Winterkorn, der nicht zu halten ist. Auch die
Bundesregierung muss helfen – aber nicht durch falsche Rücksichtnahme,
sondern durch schonungslose Aufklärung. Nur dann kann der Neuanfang in
Wolfsburg glaubwürdig sein.
22 Sep 2015
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Volkswagen
Volkswagen
Grenzwerte
Dieselskandal
Dieselskandal
Dieselskandal
Automobilindustrie
Volkswagen
Volkswagen
Dieselskandal
Martin Winterkorn
USA
Volkswagen
Volkswagen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Aufarbeitung von Dieselgate: VW-Kungelei nervt Brüssel
Umweltministerin Hendricks fordert schärfere Kontrollen, doch ansonsten
steht Berlin auf der Bremse. Das sorgt in der EU für Kopfschütteln.
Debatte Umweltbetrug bei VW: Die Perspektive der Täter
Im Diskurs um „Dieselgate“ dominiert die Ökonomie, die Opfer kommen nicht
vor. Umweltgesetze waren schon immer das Feindbild der Autobauer.
Abgastest schon immer fragwürdig: Testfahrt im Schrank
VW frisiert die Abgaswerte – ein Skandal. Neu ist das jedoch nicht. Die taz
berichtete bereits 2014 von den fragwürdigen Methoden der Autoindustrie.
Abgasskandal bei VW: Abgase dringen ins Verkehrsressort
Verkehrsminister Dobrindt wehrt sich gegen Vorwürfe, von Manipulationen
gewusst zu haben. Eine Studie zeigt Überschreitungen auch in Deutschland.
Abgasskandal bei VW: Winterkorn macht die Fliege
Am Ende war der Druck doch zu hoch: Martin Winterkorn tritt als
Vorstandschef-Chef von Volkswagen zurück.
Verkehrsexperte über Volkswagen-Krise: „VW wird nicht in die Knie gehen“
Verkehrsexperte Axel Friedrich über die Folgen der Manipulation bei VW, die
systematische Präparierung von Testfahrzeugen und Behördenignoranz.
Deutsche Auto-Exporte: „Getrickst in Germany“
Die VW-Affäre bedroht den Verkauf des wichtigsten deutschen Produkts. Die
Auto-Industrie ist für knapp ein Viertel aller Exporte verantwortlich.
Volkswagen und seine Erfolge: Als der Käfer laufen lernte
Die USA taten sich anfangs mit dem VW-Käfer schwer: Er galt als langweilig.
Umso wichtiger ist es, dort einen „sauberen Diesel“ zu verkaufen.
Folgen des Abgasskandals bei VW: Winterkorn lehnt Rücktritt ab
Der Druck steigt, doch VW-Chef Martin Winterkorn will nicht zurücktreten.
Unterdessen setzt Verkehrsminister Dobrindt eine Untersuchungskomission
ein.
Abgasskandal bei VW: Krcks, quietsch, Totalschaden
Laut internen Prüfungen ist die Manipulationssoftware von VW in rund elf
Millionen weiteren Dieselfahrzeugen eingebaut. Der Konzern muss seine
Gewinnziele kappen.
Manipulierte Abgaswerte: US-Justiz ermittelt offenbar gegen VW
Nach dem Skandal um manipulierte Abgastests gerät VW in den USA weiter
unter Druck – laut Medienberichten ermittelt das Justizministerium gegen
den Autohersteller.
Kommentar zum VW-Skandal: Dreister Konzern, naive Politik
Jahrelang hat VW die Behörden belogen. Während die USA entschlossen
vorgehen, reagiert die Bundesregierung mit Klientelpolitik.
Krise beim Volkswagen-Konzern: Die Betrüger von Wolfsburg
Nach der Affäre um manipulierte Abgastests bricht die Aktie des
Autokonzerns ein. Schlittert VW in eine Existenzkrise?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.