Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- US-Umweltbehörden macht Druck: VW unter Betrugsverdacht
> VW wird der Manipulation von Abgastests verdächtigt: In den USA sollen
> deren Diesel-Pkws bis zu 40-mal mehr Emissionen ausstoßen als angegeben.
Bild: Von wegen sauber
Bochum taz | Manchmal schien es in den vergangenen Jahren so, als habe sich
Volkswagen in den USA einer ganz besonderen Mission verschrieben: Wie die
Konkurrenz von BMW und Daimler will auch der Wolfsburger Konzern die
Nordamerikaner zum Dieselmotor bekehren. Der Selbstzünder gilt zwischen New
York und San Francisco noch immer als lauter, stinkender Traktormotor, hat
aber Vorteile, von denen der technikverliebte VW-Chef Martin Winterkorn und
sein Team überzeugt sind: Der Diesel verbraucht nicht nur weniger als
vergleichbare Benzinmotoren – die hochgezüchteten Turbomotoren wirken dank
hohen Drehmoments auch extrem kräftig.
Allerdings: Umstritten sind auch die VW-Diesel wegen ihrer Abgase.
Umweltschützer warnen seit Langem, dass die Ölbrenner trotz Katalysator
unverhältnismäßig viele potenziell krebserregende Stickoxide in die Luft
blasen. Die mit einem elektronischen Motormanagement ausgestatteten
Selbstzünder von Golf, Jetta & Co. werden dort gezielt als „Clean Diesel“
beworben.
Umso heftiger dürften Volkswagen Vorwürfe der US-Umweltbehörden treffen:
Nach Untersuchungen der Environmental Protection Agency (EPA) sind die
Diesel der Wolfsburger gar nicht sauber. Stattdessen werfen die
Kontrolleure VW schlicht Betrug vor: Mit einer speziellen Software sollen
die Dieselmotoren so programmiert worden sein, dass sie erkennen, wenn das
Auto einem behördlichen Abgastest unterzogen wird. Auf der Straße sollen
die Wagen aber bis zu 40 Mal mehr Emissionen in die Luft blasen, darunter
besonders viele Stickoxid-Partikel.
Technisch ist das ohne Weiteres machbar: Wer weiß, unter welchen
Bedingungen, also etwa bei welcher Motorlast, ein Auto auf dem
Abgasprüfstand getestet wird, kann den Wagen unter genau diesen Bedingungen
als Saubermann dastehen lassen. Leiden dürfte dann aber die Motorleistung,
unter Umständen verbraucht das Triebwerk sogar mehr Sprit. Im Praxisbetrieb
soll die Software der VW-Motoren diese Abgasminimierung deshalb wieder
gezielt abgeschaltet haben. „Solche Mittel zu benutzen, um die
Klimaschutzstandards zu umgehen, ist illegal und eine Bedrohung für die
öffentliche Gesundheit“, sagte EPA-Sprecherin Cynthia Giles.
Von Volkswagen verlangen die US-Umweltbehörden jetzt, 482.000
Dieselfahrzeuge der Modelljahre 2009 bis 2014 in die Werkstätten
zurückzurufen. Konkret geht es dabei um die VW-Typen Golf, Jetta und
Beetle, aber auch um das Audi-Modell A3. Außerdem könnte die EPA pro
Fahrzeug Geldbußen von bis zu 37.500 Dollar pro Wagen verhängen. Damit
droht dem Wolfsburger Konzern zumindest theoretisch eine Höchststrafe von
mehr als 18 Milliarden Dollar.
## VW: Betrugsvorwürfe sind richtig
In der Wolfsburger VW-Konzernzentrale herrscht deshalb mieseste Stimmung.
„Sehr ernst“ nehme „der Vorstand der Volkswagen AG die festgestellten
Verstöße“, ließ VW-Chef Martin Winterkorn über seine Pressestelle
mitteilen. Am Sonntag räumte der Konzern ein, dass die Betrugsvorwürfe
richtig seien. Branchenexperten sehen schon das Image der deutschen
Autoindustrie insgesamt bedroht: „Das ist ein Bärendienst für die ganze
deutsche Dieseltechnologie“, sagt Stefan Bratzel, der für Center of
Automotive in Bergisch Gladbach forscht.
Auch Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sprach von
enormem Flurschaden. VW-Konkurrenten wie BMW oder Daimler dagegen schweigen
– noch.
20 Sep 2015
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
USA
Volkswagen
Diesel
Dieselskandal
Martin Winterkorn
USA
Volkswagen
Volkswagen
Volkswagen
Schwerpunkt Klimawandel
Diesel
## ARTIKEL ZUM THEMA
EU-Reaktion auf „Dieselgate“: Abgastests mit Tücken
Das EU-Parlament stimmt über neue Prüfverfahren ab. Doch mit ihrem
Vorschlag eckt die Kommission an. Abgeordnete fordern ein Ende der
Kungelei.
Abgasskandal bei VW: Krcks, quietsch, Totalschaden
Laut internen Prüfungen ist die Manipulationssoftware von VW in rund elf
Millionen weiteren Dieselfahrzeugen eingebaut. Der Konzern muss seine
Gewinnziele kappen.
Manipulierte Abgaswerte: US-Justiz ermittelt offenbar gegen VW
Nach dem Skandal um manipulierte Abgastests gerät VW in den USA weiter
unter Druck – laut Medienberichten ermittelt das Justizministerium gegen
den Autohersteller.
Kommentar zum VW-Skandal: Dreister Konzern, naive Politik
Jahrelang hat VW die Behörden belogen. Während die USA entschlossen
vorgehen, reagiert die Bundesregierung mit Klientelpolitik.
Krise beim Volkswagen-Konzern: Die Betrüger von Wolfsburg
Nach der Affäre um manipulierte Abgastests bricht die Aktie des
Autokonzerns ein. Schlittert VW in eine Existenzkrise?
Manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen: VW im Visier der Ermittler
Der Skandal um Manipulationen bei Abgastests in den USA hat die VW-Aktie
abstürzen lassen. Dem Konzernchef Winterkorn wird ein Rücktritt nahegelegt.
VW verstößt gegen Klimaschutzregeln: Das Limit um das 40-Fache übertreten
Volkswagen muss in den USA 482.000 Fahrzeuge zurückrufen. Der Konzern soll
eine Technik eingesetzt haben, um Schadstoffkontrollen zu manipulieren.
Studie zu Abgasen von Dieselautos: Stinkende Schlupflöcher
Viele Dieselautos produzieren mehr Schadstoffe als erlaubt. Das Problem
liegt in den EU-Zulassungstests, die die Hersteller selbst durchführen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.