# taz.de -- Verkauf griechischer Flughäfen: Schäuble sichert die Sahnestücke | |
> Athen besiegelt die umstrittene Privatisierung von 14 Regionalflughäfen. | |
> Der neue Besitzer ist der deutsche Betreiber Fraport. | |
Bild: Auch der Flughafen der schönen Insel Kreta geht an Fraport. | |
Brüssel/Berlin taz | Das Timing ist wohl kein Zufall: Ausgerechnet einen | |
Tag vor dem Bundestags-Votum zu Griechenland hat die Regierung in Athen | |
grünes Licht für einen umstrittenen Deal mit dem deutschen Unternehmen | |
Fraport gegeben. Der Betreiber des Frankfurter Flughafens bekommt den | |
Zuschlag für 14 griechische Regionalflughäfen an touristisch interessanten | |
Orten wie Mykonos, Santorin oder Kreta. | |
Für die attraktiven Airports muss Fraport 1,23 Milliarden Euro zahlen. Der | |
Deal wurde im griechischen Amtsblatt bestätigt, der Vertrag ist noch nicht | |
fertig. Dennoch kommt der Mitteilung eine hohe Bedeutung zu. Denn selbst | |
Premierminister Alexis Tsipras hatte sich bis zuletzt gegen die Übernahme | |
der Flughäfen gesträubt. | |
Die Bundesregierung setzte aber durch, dass das lukrative Geschäft mit | |
einer Sonderklausel im Memorandum für das neue griechische Hilfsprogramm | |
verankert wurde. So musste sich Athen verpflichten, im Eiltempo | |
„unwiderrufliche Schritte“ zu unternehmen, damit der Verkauf zustande | |
kommt. Bei anderen Privatisierungs-Vorhaben wurden keine so detaillierten | |
Vorgaben gemacht. | |
Die Sonder-Konditionen seien „bizarr“, kritisierte der grüne | |
Europaabgeordnete Sven Giegold. Die EU-Kommission, die an der Aushandlung | |
des Memorandums beteiligt war, sieht darin jedoch kein Problem. Es handele | |
sich um die „erste konkrete Entscheidung“ im Rahmen des „sehr | |
ambitionierten Privatisierungsprogramms“, sagte eine Sprecherin der | |
Brüsseler Behörde. | |
## Betrieb der Flughäfen für 40 Jahre | |
Fraport hat es eilig. Das Frankfurter Unternehmen hat unmittelbar nach dem | |
grünen Licht aus Athen Personal auf den Peleponnes geschickt. „Die | |
Verhandlungen werden in Kürze aufgenommen“, sagt Fraport-Sprecher | |
Christopher Holschier. Vorgesehen sei nicht der Kauf, sondern die | |
Konzession für den Betrieb der Flughäfen für 40 Jahre, betonte er. Fraport | |
gehört zu 31,35 Prozent dem schwarz-grün regierten Land Hessen und zu 20,02 | |
Prozent den Stadtwerken Frankfurt am Main. Außerdem hält die Deutsche | |
Lufthansa 8,45 Prozent der Anteile. | |
Scharfe Kritik an der Übernahme übt die Fraktion der Linkspartei im | |
hessischen Landtag. „Es ist ein Hohn, wenn sich Fraport an diesem | |
Ausverkauf des griechischen Tafelsilbers beteiligt und Profite nicht mehr | |
für die griechische, sondern für die deutsche Ökonomie erwirtschaftet“, | |
sagte Ulrich Wilken, rechtspolitischer Sprecher der Linksfraktion. | |
## Grüne befürworten das Geschäft | |
Die regierenden hessischen Grünen dagegen sehen den Zuschlag an Fraport als | |
Hilfe für die griechische Wirtschaft. „Die Flughäfen bleiben im Eigentum | |
Griechenlands“, betonte der flughafenpolitische Sprecher der | |
Landtagsfraktion Frank Kaufmann. Fraport investiere in die Infrastruktur | |
und zahle eine Abgabe für den Betrieb. „Dieses Gesamtpaket finden wir | |
richtig.“ | |
Über den Deal freuen dürfte sich auch Finanzminister Wolfgang Schäuble. Er | |
macht es ihm leichter, zweifelnde Abgeordnete von CDU/CSU zur Zustimmung | |
zum neuen Griechenland-Programm zu bewegen. Noch bei der Sitzung der | |
Eurogruppe am vergangenen Freitag seien die Bedingungen für die | |
Privatisierung härter gefasst worden, heißt es im Hause Schäuble. Nun hat | |
sich Athen gefügt. | |
18 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
Anja Krüger | |
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