# taz.de -- Unterbringung von Flüchtlingen in Berlin: 500 Betten fürs Wochene… | |
> Der Regierende schmollt über die Kritik des Flüchtlingsrats, doch der | |
> Sozialsenator ruft um Hilfe. Er will Flüchtlinge nun in Stadtteilzentren | |
> unterbringen. | |
Bild: Sie fehlen auch in Berlin: Unterkünfte für Flüchtlinge | |
Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat den offenen Brief des | |
Berliner Flüchtlingsrats zu Missständen bei der Unterbringung von | |
Asylsuchenden gerügt. Er werde auf das Schreiben nicht antworten, sagte | |
Müller am Freitag der Deutschen Presse-Agentur: Das sei kein Weg, um | |
miteinander zu reden; der Flüchtlingsrat wolle hauptsächlich öffentliche | |
Aufmerksamkeit erzeugen. | |
Der Flüchtlingsrat hatte angeprangert, dass das für die Unterbringung | |
Asylsuchender zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) | |
Flüchtlinge in die Obdachlosigkeit schicke, da die vom Amt ausgegebenen | |
Hostelgutscheine kaum noch akzeptiert würden, unter anderem, weil das | |
Lageso sie nur schleppend bezahle. Müller forderte, es solle auch mal | |
gewürdigt werden, was Berlin in den letzten drei Jahren bei der | |
Flüchtlingsunterbringung alles geschafft habe. | |
Unterdessen wurde bekannt, dass die dem Lageso übergeordnete | |
Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales schon am Donnerstag Berlins | |
Stadtteilzentren dazu aufgerufen hat, über das Wochenende Flüchtlinge zu | |
beherbergen. Es habe ihn „ein dringender Hilferuf aus der Senatsverwaltung | |
für Soziales“ erreicht, schreibt etwa Thomas Mampel, Geschäftsführer des | |
Stadtteilzentrums Steglitz, auf dem Blog der Initiative „Steglitz hilft“. | |
Rund 500 Flüchtlinge, die derzeit vor dem Lageso campierten, sollen demnach | |
über das Wochenende in Berliner Stadtteilzentren mit Schlafplätzen versorgt | |
werden. Gesucht würden freiwillige Helfer und Geld, schreibt Mampel: „Wir | |
müssen erst mal alles vorfinanzieren (Essen, Getränke, ggf. Security) und | |
wissen nicht, ob und wann wir die Ausgaben erstattet bekommen.“ Laut Mampel | |
will das Steglitzer Zentrum 50 Schlafplätze zur Verfügung stellen. Andere | |
Stadtteilzentren bestätigen den Hilferuf der Senatsverwaltung. | |
Für Martina Mauer vom Flüchtlingsrat ist das „besser, als die Leute | |
obdachlos zu lassen“. Es müssten aber Mindeststandards sichergestellt sein: | |
„Etwa ausreichende Sanitäranlagen und dass die Leute die ihnen zustehenden | |
finanziellen Leistungen erhalten.“ Dass die Nachbarschaftsheime die | |
Unterbringung vorfinanzieren müssten, „geht aber gar nicht“, so Mauer: „… | |
muss der Senat bezahlen.“ | |
Für ein Wochenende sei „ein Bett besser als kein Bett“, sagt Mauer. Doch ob | |
dies eine Übergangslösung bleibe, sei ungewiss: „Der Erfahrung nach | |
verstetigen sich solche Notunterbringungen.“ Das befürchtet auch Mampel: | |
„Nach dem aktuellen Stand, geht es ‚nur‘ um ein Wochenende“, schreibt er | |
auf dem „Steglitz hilft“-Blog. „Ganz sicher können wir da aber natürlich | |
nicht sein …“ | |
„Aufgrund des anhaltenden hohen Zugang von Asylbewerbern müssen wir | |
kurzfristige Unterbringungsmöglichkeiten insbesondere vor dem Wochenende | |
schaffen, um den Flüchtlingen Übernachtungsplätze geben zu können“, | |
begründet die Sprecherin der Senatssozialverwaltung Regina Kneiding das | |
Vorgehen. Berlin rechnet 2015 mit 25.000 neuen Flüchtlingen. 2014 waren es | |
12.000, 2013 halb so viele. 15.000 Flüchtlinge seien derzeit in Heimen, | |
etwa 2.000 in Hostels untergebracht, berichtet Michael Müller. Ab Montag | |
sollen in der Zentralen Aufnahmestelle im Lageso zehn neue Mitarbeiter | |
eingesetzt und die Öffnungszeiten verlängert werden, um den | |
Bearbeitungsstau abzubauen. | |
31 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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