| # taz.de -- Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Berlin: Ultimatum von Initiativ… | |
| > Vor der Erstaufnahmestelle in Moabit darf weiter Essen verteilt werden. | |
| > Ab Montag sollen auch Ärzte vor Ort sein. Neue Unterkünfte werden | |
| > dringend gesucht. | |
| Bild: Eine Helferin verteilt Getränke vor der Erstaufnahmestelle. | |
| Auf dem Platz vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der | |
| Turmstraße in Moabit darf weiterhin Essen an wartende Flüchtlinge verteilt | |
| werden. Auch für die gesundheitliche Betreuung der Wartenden sei demnächst | |
| gesorgt, sagte Laszlo Hubert von der dort tätigen Bürgerinitiative „Moabit | |
| hilft“ am Freitag der taz. | |
| Am Donnerstag musste die von ehrenamtlichen HelferInnen und der Initiative | |
| organisierte Küche vor dem Amt nach einer anonymen Anzeige und der | |
| anschließenden Prüfung durch die bezirkliche Lebensmittelaufsicht aus | |
| hygienischen Gründen zunächst schließen. Noch am Abend hätten die Probleme | |
| in einem Gespräch mit Lageso-Chef Franz Allert und dem Bezirksbürgermeister | |
| von Mitte, Christian Hanke (SPD), aber gelöst werden können, berichtet | |
| Diana Henniges von „Moabit hilft“: „Auf dem Gelände steht nun ein vom der | |
| Lebensmittelaufsicht abgenommener Küchenwagen, in dem wir weiterhin kochen | |
| können.“ Ab Montag werde zudem ein Ärzteteam der Johanniter die Flüchtlinge | |
| betreuen. | |
| Seit Wochen lagern täglich Hunderte Menschen vor der Zentralen | |
| Aufnahmestelle für Asylbewerber des Lageso, das für Versorgung und | |
| Unterbringung Asylsuchender zuständig ist. Aufgrund steigender | |
| Flüchtlingszahlen kommt das Amt mit der Annahme und Bearbeitung der | |
| Neuanträge nicht hinterher. Viele Flüchtlinge übernachten in Parks oder vor | |
| dem Lageso, weil sie nicht mit Unterkünften versorgt werden können. Auch | |
| Geld für Lebensmittel oder Krankenscheine bekommen sie vor der Annahme | |
| ihrer Anträge nicht. | |
| Die Hitze der vergangenen Tage hatte eine Welle der Hilfsbereitschaft | |
| ausgelöst. Viele BerlinerInnen brachten Wasser, Lebensmittel und andere | |
| Spenden für die Wartenden oder halfen bei deren Verteilung. „Moabit hilft“ | |
| koordinierte die Maßnahmen: „So gut es ging“, sagte Diana Henniges: „Wir | |
| sind ja alle Ehrenamtler und berufstätig sind wir auch.“ | |
| Die BI hatte deshalb immer wieder gefordert, mehr logistische und | |
| organisatorische Hilfe vom Lageso selbst – etwa Räume für die | |
| Spendenlagerung – und von Wohlfahrtsorganisationen zu bekommen. Anfang der | |
| Woche hatte „Moabit hilft“ sogar ein Ultimatum gesetzt, die Arbeit an | |
| diesem Freitag einzustellen, wenn diese Unterstützung nicht erfolgt. Das | |
| ist nun obsolet: „Wir machen vorerst weiter“, so Henniges am Freitagmittag. | |
| Einem Konzept für ein Platzmanagement, wie es Wohlfahrtsverbände dem Senat | |
| vorgelegt haben (taz berichtete), steht sie grundsätzlich positiv | |
| gegenüber, doch: „Ich hätte es gut gefunden, wenn man zur Entwicklung des | |
| Konzepts auch auf uns, die vor Ort arbeiten, zugekommen wäre.“ | |
| ## Konzept schnell umsetzen | |
| Das Konzept sieht vor, dass hauptamtliche Mitarbeiter von | |
| Wohltätigkeitsverbänden die Arbeit der Ehrenamtlichen koordinieren. Es | |
| solle „so schnell wie möglich umgesetzt werden, voraussichtlich Anfang | |
| nächster Woche“, sagte Monika Hebbinghaus, Sprecherin der Senatsverwaltung | |
| für Soziales, die dem Lageso vorsteht, am Freitag der taz. Auch nach | |
| weiteren Unterkünften für Flüchtlinge werde unter Hochdruck gesucht. | |
| Geplant ist etwa, das ehemalige Rathaus Wilmersdorf als Flüchtlingsheim zu | |
| nutzen, vielleicht bereits an diesem Wochenende. | |
| Der Senat hatte am Dienstag die Gründung eines „Koordinierungsstabs | |
| Flüchtlingsmanagement“ bekannt gegeben, der mit weitreichenden Befugnissen | |
| unter anderem für die schnelle Rekrutierung von Gebäuden für die | |
| Unterbringung Asylsuchender ausgestattet ist. 4.106 AsylbewerberInnen kamen | |
| im Juli 2015 nach Berlin. Im Juni waren es 2.831. Gut die Hälfte davon | |
| kommt aus Syrien. 2016 rechnet der Senat mit etwa 36.000 neuen | |
| Flüchtlingen. Berlin verfügt derzeit über etwa 12.000 Plätze in regulären | |
| Flüchtlingsunterkünften und etwa 4.000 in Notquartieren. 6.000 weitere | |
| Heimplätze sind derzeit geplant. | |
| 14 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Alke Wierth | |
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