# taz.de -- Flüchtlingschaos beim Lageso: Helfer bekommen Hilfe | |
> Professionelle Hilfsorganisationen übernehmen schrittweise die Arbeit der | |
> Freiwilligen von „Moabit hilft“ für die Flüchtlingen in der Moabiter | |
> Turmstraße. | |
Bild: Gummihandschuhe müssen sein: Freiwillige der Initiative „Moabit hilft�… | |
In Zweierreihen stehen 40 junge Menschen in der Mittagssonne und warten auf | |
das Zeichen zum Abmarsch. Die gelben Kisten in ihren gummibehandschuhten | |
Händen sind gefüllt mit Suppenschalen, es gibt Ratatouille mit Brot, | |
zubereitet von vier Männern in einer mobilen Küche. „André‘s Filmcaterin… | |
steht seit Montag auf dem Gelände des Landesamts für Gesundheit und | |
Soziales (Lageso) in der Moabiter Turmstraße und gibt täglich rund 1.200 | |
Essen für Flüchtlinge aus. Kurz instruiert ein Helfer die Freiwilligen des | |
[1][Nachbarschaftsvereins „Moabit hilft“], das Essen nicht auf dem Weg zu | |
verteilen, sondern erst „vor Ort“ – dann zieht der Trupp los. | |
Seit Monaten wird das Lageso dem Ansturm der Flüchtlinge nicht mehr Herr, | |
schon im Winter mussten Menschen teilweise tagelang in klirrender Kälte | |
warten. Doch erst seit „Moabit hilft“ vor knapp drei Wochen über soziale | |
Medien einen gigantischen Helfereinsatz startete, ist die breite | |
Öffentlichkeit auf die brisante Lage an der zentralen Aufnahmeeinrichtung | |
aufmerksam geworden. [2][Hunderte HelferInnen sind nun Tag für Tag im | |
Einsatz], verteilen Wasser, Obst, Brote, aber auch Kleidung und Taschen mit | |
Kleinkinderbedarf wie Windeln, Cremes und Zahnbürsten. Sie organisieren | |
eine Kinderbetreuung, private Unterkünfte für obdachlose Flüchtlinge und | |
ziehen abends durch die Parks, um campierenden Menschen Essen und Decken zu | |
bringen. | |
Nun bekommen die Freiwilligen professionelle Hilfe. „Wir können uns jetzt | |
schrittweise zurückziehen“, stellt Diana Henniges erleichtert fest. Die | |
Gründerin von „Moabit hilft“ sitzt am Freitagvormittag zwischen zwei | |
Interviewterminen auf einer Bank vor Haus G, einem ehemals leer stehenden | |
Gebäude, in und vor dem Spenden aufbewahrt und sortiert werden. Zwar empört | |
sie noch immer, dass es die Politik so weit kommen ließ, doch eigentlich | |
ist Henniges zufrieden: die Johanniter hätten zugesagt, einen „Medi-Point“ | |
zu besorgen, ein Arztbehandlungszelt mit allem Pipapo, die Caritas richte | |
gerade in Haus C einen Ruheraum für Schwangere, Stillende und andere | |
Bedürftige ein, auch die Ärztekammer wolle bald mitmachen. Die | |
Lebensmittelversorgung übernehme für die kommende Woche Andrés | |
Filmcatering. „Wir können uns dann wieder anderen Dingen widmen“, hofft | |
Henniges. „Das hier ist ja nicht unsere Aufgabe.“ | |
Zufriedenheit herrscht auch in Haus C: Neben dem noch spärlich möblierten | |
Ruhe- und Stillraum der Caritas haben die ebenfalls über „Moabit hilft“ | |
organisierten Ärzte seit diesem Morgen einen Behandlungsraum. „Vorher | |
mussten wir die Menschen in einem Zelt verarzten, das waren Verhältnisse | |
wie in der 3. Welt“, erzählt Kinderarzt Harmut Wollmann, der seit einer | |
Woche ehrenamtlich hilft. Zusammen mit sieben, acht Kollegen, ebenso vielen | |
Krankenschwestern und drei, vier Hebammen versorgt er täglich hunderte | |
Menschen: „Viele Leute sind am Ende, haben überall Schmerzen, sind total | |
erschöpft von ihrer langen Flucht.“ | |
So wie Mohammed, Anas und Nezar, drei junge Syrer, die seit Montag täglich | |
zum Lageso kommen müssen. Mit hunderten anderen stehen sie auf dem | |
Hauptplatz vor Haus 1 und warten, dass ihre Namen aufgerufen werden. „Wir | |
sind vor einem Monat aus Syrien weg, sind viel zu Fuß gelaufen“, sagt Anas. | |
Am liebsten würde er nur schlafen, so müde sei er. Stattdessen umtost ihn | |
das Chaos – und macht ihm Angst. „Vielleicht haben sie unsere Akten | |
verloren?“ | |
21 Aug 2015 | |
## LINKS | |
[1] https://www.facebook.com/groups/moabithilft/?fref=ts | |
[2] /Gefluechtete-in-Berlin/!5225360/ | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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