# taz.de -- US-Präsident in Kenia: Barack Obama Superstar | |
> Von Kenia reist Obama nach Äthiopien weiter. Für viele Kenianer war der | |
> Besuch ein emotionales und politisches Highlight zugleich. | |
Bild: Begeistert die Massen: Barack Obama in einem Stadion in Nairobi, hier mit… | |
Nairobi taz | Kenia kann sich erholen von der Obama-Manie, nachdem der | |
amerikanische Präsident Barack Obama seinen Besuch im Land seines Vaters | |
beendet hat. Er reiste ins Nachbarland Äthiopien weiter. Dort wird er als | |
erster amerikanischer Präsident eine Ansprache vor der Afrikanischen Union | |
halten, die ihren Sitz in der Hauptstadt Addis Abeba hat. | |
In der kenianischen Hauptstadt Nairobi fängt das normale Leben wieder an | |
nach drei Tagen strenger Sicherheitsmaßnahmen und ohne Straßenverkehr. „Es | |
hat sich aber etwas verändert“, meint Liz Kiarie, die für eine Energiefirma | |
in Nairobi arbeitet. Sie verweist auf das Lob von Obama für das | |
wirtschaftliche Wachstum in Afrika. „Seine Worte haben mich stolz gemacht, | |
Kenianerin und Afrikanerin zu sein. “ | |
Für den US-Präsidenten war der Besuch eine Mischung aus politischer und | |
persönlicher Dimension. Kurz nach seiner Ankunft hatte er mit der Familie | |
seines Vaters in einem Hotel zu Abend gegessen. | |
Der wichtigste politische Gesprächspunkt für Obama war die Korruption in | |
Kenia, die in allen Schichten der Gesellschaft existiert. Er sagte, dass | |
die Wirtschaft in Kenia noch mehr wachsen könnte, wenn Bestechungen der | |
Vergangenheit angehörten. „Menschen werden untergraben durch die Korruption | |
auf allen Ebenen“, meint Obama. „Transparente Verfahren sind nötig, die | |
zeigen, dass Kenia es ernst meint mit der Bekämpfung der Korruption.“ | |
## 14 Jahre Haft für gleichgeschlechtlichen Sex | |
Kritisch äußerte er sich auch über Reaktionen der Sicherheitsbehörden auf | |
Anschläge der al-Shabaab, der radikalislamschen Bewegung in Somalia. | |
Muslime würden massenhaft verhaftet und islamische | |
Menschenrechtsorganisationen vorübergehend verboten. Obama glaubt, dass die | |
Sicherheitsbehörden gerade die Hilfe der islamischen Gesellschaft in Kenia | |
bei der Bekämpfung des Terrorismus brauchen. | |
Es gab kaum große Differenzen zwischen beiden Ländern. Uneinig war man sich | |
in der Frage der Gleichberechtigung von Homosexuellen. Obama sprach aber | |
von der Notwendigkeit, Schwule und Lesben gesetzlich gleichzustellen. | |
In Kenia ist Homosexualität verboten und Sex zwischen Menschen desselben | |
Geschlechts wird mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft. „Manche Werte | |
teilen wir halt nicht“, sagte Präsident Uhuru Kenyatta zu Obamas Plädoyer. | |
## Amerikaner mit starken kenianischen Wurzeln | |
Obama traf auch die politische Opposition, Menschenrechtsgruppen und | |
Studenten. Höhepunkt war aber seine Sonntagsrede in einem Sportstadion, die | |
live vom Fernsehen ausgestrahlt wurde. Es war dasselbe Stadion, in dem 2014 | |
Hunderte von Somaliern und kenianischen Somaliern tagelang festgehalten | |
wurden in einer Operation gegen al-Shabaab. Die meisten wurden ohne | |
Verfahren wieder freigelassen, aber es blieb eine Wut in der muslimischen | |
Bevölkerung Kenias. | |
Obama sprach in seiner Ansprache über seine Familienbande und wie er sich | |
als Amerikaner mit starken kenianischen Wurzeln sieht. Er machte sich aber | |
vor allem beliebt, weil er die Gleichberechtigung der Frauen forderte und | |
mehr Beachtung der Jugend. „Wir sind hier nicht, weil wir die Erben unserer | |
Väter sind, wir sind hier, weil wir die Welt von unseren Kindern geliehen | |
haben.“ | |
Philosophiestudent Ricky Mwenda meinte abschließend: „Obama kritisiert, | |
aber er gibt auch Hoffnung. Ich hoffe jedenfalls, dass Kenia in einigen | |
Bereichen seinen gescheiten Ideen folgt.“ | |
26 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Ilona Eveleens | |
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