# taz.de -- Schuldenstreit mit Griechenland: Athen bittet um Hilfspaket | |
> Griechenland hat eine Reformliste an die Gläubiger gesandt. Damit kommt | |
> die Regierung unter Tsipras den Forderungen weitgehend nach. | |
Bild: Eingeknickt? Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras | |
Brüssel ap | Mit einem ausgiebigen Reformangebot hat Griechenland einen | |
großen Schritt hin zu einer Lösung des Schuldenstreits mit seinen | |
Gläubigern gemacht. In einer 13-seitigen Liste präsentierte die Regierung | |
um Ministerpräsident Alexis Tsipras am Donnerstagabend Vorschläge für | |
Reformen. Athen bittet im Gegenzug um ein neues, dreijähriges | |
Rettungsprogramm im Umfang von 53,5 Milliarden Euro aus dem | |
Euro-Rettungsschirm ESM. Das griechische Parlament soll am Freitagabend | |
über die Zugeständnisse an die internationalen Kreditgeber abstimmen. Auch | |
Experten der Kreditgeber schauen am Freitag über die Angebote. | |
Die Vorschläge, die laut dem Sprecher von Eurogruppenchef Jeroen | |
Dijsselbloem, Michel Reijns, am Donnerstagabend in Brüssel eintrafen, | |
stellen einen deutlichen Kurswechsel der linken Regierung dar. Athen | |
erklärt sich zu zahlreiche Steuerreformen bereit, unter anderem umfassende | |
Mehrwertsteuererhöhungen und eine Abkehr von Steuervergünstigungen für den | |
Großteil der Touristeninseln. | |
Die Tsipras-Führung verspricht außerdem, sich an Ziele für den | |
Primärüberschuss zu halten: ein Prozent in diesem Jahr, zwei Prozent im | |
Jahr 2016, dann drei und 3,5 Prozent für 2017 beziehungsweise 2018. Die | |
Militärausgaben werden demnach in diesem Jahr um 100 Millionen Euro | |
gesenkt. Auch in der Rente soll es Einschnitte geben: Die Zahl der | |
Frührentner soll eingedampft werden, ab 2022 kommt die einheitliche Rente | |
mit 67. | |
Ähnliche Maßnahmen waren von Tsipras‘ Gesprächspartnern gefordert worden, | |
doch die Syriza-Regierung in Athen hatte sich stets dagegen gesträubt. | |
Viele der vorgeschlagenen Reformen sind nun gar harscher als diejenigen, | |
die das griechische Volk am vergangenen Sonntag in einem Referendum | |
deutlich abgelehnt hatte. | |
## Reicht das aus? | |
Experten der Kreditgeber prüfen nun am Freitag, ob das Angebot aus Athen | |
ausreichend ist. Am Samstag soll es dann von den 19 Euro-Finanzministern | |
beurteilt werden. Im Idealfall könnten die 28 Staats- und Regierungschefs | |
der EU-Mitgliedsstaaten die Vorschläge am Sonntag auf ihrem Sondergipfel in | |
Brüssel billigen. | |
Die griechische Führung teilte mit, sie hoffe auf Verhandlungen mit den | |
Gläubigern in der Frage nach einer Neuordnung der langfristigen Schulden. | |
Griechenland führt seit langem an, dass seine Schulden zu hoch seien, um | |
sie zurückzahlen zu können. Das Land brauche deshalb einen Schuldenerlass, | |
heißt es aus Athen. Neben dem Internationalen Währungsfonds forderte auch | |
EU-Ratspräsident Donald Tusk eine Schuldenerleichterung. Deutschland sprach | |
sich bislang deutlich gegen diese Idee aus. | |
„Der realistische Vorschlag von Griechenland wird mit einem ebenso | |
realistischen Vorschlag über eine Schuldenzukunftsfähigkeit durch die | |
Gläubiger abgestimmt werden müssen“, sagte Tusk. „Nur dann werden wir eine | |
Win-Win-Situation haben.“ | |
Zurückhaltender gab sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in dieser | |
Frage. Auf einer Konferenz in Frankfurt sagte er am Donnerstag, eine | |
Möglichkeit für eine Schuldenerleichterung werde in den kommenden Tagen | |
diskutiert. Er sehe dafür aber nicht viel Spielraum. | |
10 Jul 2015 | |
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