Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Titstorm auf Facebook: Brust-war-zen!
> Aus Protest gegen Facebooks No-Nippel-Policy posten Frauen Fotos, in
> denen sie Männerbrustwarzen auf die ihren kleben. Herrje!
Bild: So geht‘s auch: Mittelfinger drüber!
Ach, diese Amis! Sonst machen sie immer so auf liberal, aber kaum zeigt
eine Frau mal ihre Brüste her, bekommt Mark Zuckerberg Schnappatmung und
lässt die Fotos solcher Sittlichkeitsverbrechen ruckzuck verschwinden.
Heißt ja auch Facebook schließlich, nicht Brustbuch. Aber, voll gemein: Für
Männer gilt das mal wieder nicht. Die dürfen ihre Vorderfront in die Kamera
halten, wie sie wollen, und werden dafür höchstens mit am Rand
eingeblendeter Werbung für Fitness-Studios bestraft.
Gegen diese Ungleichbehandlung ziehen nun in einer Art Titstorm zahlreiche
Frauen zu Felde, die [1][Nackig-Bilder] [2][von sich posten] und über die
Stelle, über die auf Bild.de jetzt im Internet immer so kleine Sternchen
blitzen, kleben sie [3][fein säuberlich ausgeschnittene]
Männerbrustäquivalente. Nippel nämlich. Ein Wort, von dem ich persönlich ja
angenommen hatte, dass es nach Mike Krüger längst international geächtet
wäre. Das heißt Brustwarzen! Brust-war!-zen!
Wenn man das Wort nur oft genug sagen und dabei richtig betonen würde,
hätte sich das Problem längst von selbst gelöst. Aber nein, nun nippelt es
allerorten vor sich hin im Kampf für die freie Frauenbrust.
Und das ist natürlich auch richtig, denn es ist schließlich lächerlich und
bigott, was Facebook und Co da veranstalten. Das Argument der
Internetriesen, dass sich einige Nutzer am Anblick einer Frauenbrust stören
könnten, ist zwar richtig, aber doch etwas arg einseitig.
## Mich stören ja Katzenbilder
Mir fielen jedenfalls auf Anhieb eine ganze Menge Nutzer ein, die sich
schon am Abbild unverschleierter Frauen stören könnten, das schert
glücklicherweise sonst ja auch niemanden. Und ich persönlich störe mich am
Anblick all der Bilder von irgendwelchen läppischen Knuddelwesen, die
überall gepostet werden, also Katzen oder dem CSU-Puschel Andreas Scheuer,
der einem ja auch dauernd ohne Vorwarnung auf den Bildschirm springt, wenn
er mal wieder etwas besonders Idiotisches gesagt hat.
Damit muss man halt leben, wenn man in dieses Netz guckt. Oder in die Welt
da draußen.
Umgekehrt will man nun aber auch wirklich nicht für die Sache von Kai
Diekmann kämpfen. Es ist kein zivilisatorischer Gewinn, wenn die Bild über
den „Nippel-Zoff beim Nacktrodeln“ mit entsprechender Bebilderung berichtet
ober über eine sogenannte „Götze-Freundin“ zu sagen weiß: „Dieser
Busen-Blitzer ist ein Volltreffer“ und den Fotobeweis gleich mitliefert.
Gegen Prüderie zu sein, heißt noch lange nicht, für Sexismus zu streiten.
Es ist letztlich völlig gleichgültig, ob auf einem Foto eine weibliche
Brust sichtbar ist – zumal eine Stelle, deren besondere Brisanz für Leute,
die dem Säuglingsalter bereits entwachsen sind, sich ohnehin nicht recht
erschließt –, solange man ungestraft darunter texten darf: „Hüllenlos:
Nacktschnecke Micaela Schäfer präsentierte keine Mode, sondern einen Duft“.
Oder auch: „Wer schaut hier noch auf die Verpackung, wenn der Inhalt so
viel reizvoller ist?“.
## Und jetzt: eine Drohung
Vorschlag zur Güte: Jede Frau und jeder Mann zeigen einfach so viel Brust
von sich, wie sie selbst es mögen, alle anderen halten dazu die Klappe, und
aus sittlichen Gründen setzen wir bei jedem Foto von Kai Diekmann oder Mark
Zuckerberg einen blinkenden Stern über die Stelle, wo deren Kopf sitzt,
dessen Anblick unvorbereitete Nutzer schließlich empfindlich verletzen
könnte.
Und wenn alles nichts hilft, dann poste ich mittelalter, deutlich
übergewichtiger Mann demnächst mal meine Brüste. Dann bricht das ganze Netz
zusammen und endlich herrscht Ruhe. Das wäre doch schön.
8 Jul 2015
## LINKS
[1] http://instagram.com/p/4wUWfapQ9n/
[2] http://instagram.com/p/4uOEi4hQsC/
[3] http://instagram.com/p/4r8sjvFYou/
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Brüste
Körper
Frauen
Männer
Schwerpunkt Meta
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Meta
Kunstverein Wolfsburg
Schwerpunkt Meta
Klischee
Brüste
Schule
Schwerpunkt Meta
Start-ups
Luft und Liebe
## ARTIKEL ZUM THEMA
Wahlzettel-Abfotografierer kriegen Ärger: Verknackt sie!
Sie fotografieren ihren Wahlzettel und tun so, als wären sie die krassesten
Gestalten im Internet. Nun hagelt es Strafanzeigen. Recht so.
Facebook löscht ikonisches Kriegsfoto: Die größte gemeinsame Spießigkeit
Facebook hat einen Post der norwegischen Zeitung „Aftenposten“ gesperrt,
weil er ein nacktes Kind zeigt. Das Bild ist ein berühmtes Kriegsfoto.
Kunst und Sex in Wolfsburg: Die pornografische Gesellschaft
Der Kunstverein Wolfsburg widmet sein diesjähriges Programm aktuellen
Auftrittsformen von Sexualität in der digitalisierten Kultur.
Neuer Empathie-Button für Facebook: Kein One-Klick-Hate-Inferno
Facebook arbeitet an einer Ergänzung zur Like-Funktion. Natürlich ohne
negative Bewertungen zuzulassen. Gefällt Ihnen nicht? Selbst schuld!
Geschlechter und Temperaturempfinden: Frauen, die Burritos machen
Frauen in Büros frieren schneller als Männer. Wirklich? Und wenn ja, warum?
Eine Studie beantwortet alle diese Fragen.
BH-Proteste in Hongkong: Brüste, dieses Teufelszeug
In Hongkong soll eine Frau einen Polizisten mit ihren Brüsten angegriffen
haben. Das ist genau so skurril wie es klingt.
Hotpantsverbot an Schulen: Aufreizend? Am Arsch!
Wer Mädchen vorschreibt, wie viel sie bei heißem Wetter anziehen sollen,
meint es nur gut. Wie so oft. Ein Lehrstück in Rape Culture.
Rechtsstreit um Datenschutz: Klage gegen Facebook gescheitert
Das Wiener Landgericht hat die Sammelklage des Datenschutz-Aktivisten Max
Schrems zurückgewiesen. Es sei in dem Fall nicht zuständig. Vorbei ist
damit nichts.
Accessoires aus Häkelspitze: Die Nadel wird heiß
Bei einem Berliner Modelabel ist Handarbeit cool. Die Frauen häkeln Tangas,
BHs und Schmuck. Im Hintergrund läuft türkischer Pop.
Kolumne Luft und Liebe: Kampfplatz mit Brüsten
Sorry, Frauen, euer Körper gehört euch nicht. Ob angezogen, ob nackt: Es
ist unwahrscheinlich, dass ihr mit ihm das Richtige tut.
was fehlt ...: ... Individualität
Mit dem Maßband wird in China die Schönheit gemessen. Nicht Gewicht und
Körpergröße müssen passen, nein – auch der Abstand der Brustwarzen. ...
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.