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# taz.de -- Greenpeace-Studie zum Obstanbau: Beiß nicht gleich in jeden Apfel
> DDT, Carbendazim, Imidacloprid: Nach wie vor werden bei der industriellen
> Apfelproduktion gefährliche Pestizide eingesetzt. Zum Beispiel auch im
> Alten Land.
Bild: Sieht gut aus, enhält aber womöglich zuviel Chemie
Hamburg dpa | In Boden- und Wasserproben aus Apfelanbaugebieten in
Deutschland und elf anderen europäischen Ländern hat Greenpeace
Pestizidrückstände gefunden. Die zehn deutschen Proben stammen nach Angaben
der Umweltschutzorganisation aus dem Alten Land an der Elbe bei Hamburg.
Sieben von ihnen seien belastet gewesen.
Unter den festgestellten Chemikalien seien das längst verbotene DDT, das
für Regenwürmer giftige Fungizid Carbendazim und das Insektizid
Imidacloprid, das Bienen schade. „Die industrielle Apfelproduktion setzt
nach wie vor gefährliche Pestizide ein, die Umwelt und Verbraucher
schädigen können“, schlussfolgerte der Landwirtschaftsexperte von
Greenpeace, Dirk Zimmermann.
Im europäischen Vergleich stehe Deutschland dabei allerdings nicht an
vorderster Stelle: Am meisten Pestizide seien in Bodenproben aus Italien,
Belgien und Frankreich sowie in Wasserproben aus Polen, der Slowakei und
Italien gefunden worden. Insgesamt wurden im April 36 Wasser- und 49
Bodenproben genomen. Zimmermann forderte Bundesagrarminister Christian
Schmidt (CSU) auf, gefährliche Chemie in der Produktion von Lebensmitteln
zu verbieten.
Die Obstbauern im Alten Land hielten sich an das deutsche
Pflanzenschutzrecht, betonte der Leiter der Obstbauversuchsanstalt in Jork,
Karsten Klopp. „Uns ist keine Fehlanwendung oder Missbrauch von Pestiziden
bekannt.“ Der Stoff DDT sei seit vielen Jahren verboten und darum gar kein
Thema. Pflanzenschutz bedeute, die Pflanze und die Frucht vor schädlichen
Pilzen und Insekten zu schützen. „Das tun wir auf höchstem Niveau“,
versicherte Klopp. Der Obstanbau werde dauernd kontrolliert, etwa vom
niedersächsischen Landesamt für Lebensmittelsicherheit. „Wir haben die
geringsten Rückstände.“
## „Es gibt kein unschädliches Pestizid“
Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln sei immer eine Abwägungssache,
sagte Steffen Matezki vom Umweltbundesamt. „Es gibt kein unschädliches
Pestizid.“ Wie ein Arzneimittel habe jedes chemische Pflanzenschutzmittel
Nebenwirkungen auf andere Organismen. Für den Einsatz von Imidacloprid
gälten seit zwei Jahren EU-weit starke Einschränkungen. Auch Carbendazim
dürfe nur unter strengen Auflagen eingesetzt werden. Mit ihrem Nationalen
Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln versuche
die Bundesregierung, alternative Methoden zur Schädlingsbekämpfung zu
fördern, sagte Matezki.
Die Belastung von Äpfeln im Supermarkt liege zwar meist unterhalb der
gesetzlichen Grenzwerte, erklärte Greenpeace. Doch das reiche nicht.
„Gefährliche Pestizide gehören auch nicht auf den Acker.“ Greenpeace räu…
ein, dass einige der gefundenen Gifte mittlerweile verboten seien. 20 der
insgesamt 53 nachgewiesenen Stoffe seien extrem beständig und ließen sich
noch Jahrzehnte nach ihrem Einsatz in der Umwelt finden. Nur in wenigen
Fällen gebe es Grenzwerte. Für sechs der Proben habe es gesetzliche
Höchstwerte für die gefundenen Stoffe gegeben, in fünf Fällen seien diese
überschritten worden.
In ihrem Report mit dem Titel „Der bittere Beigeschmack der europäischen
Apfelproduktion“ plädiert die Umweltschutzorganisation für natürliche
Methoden der Schädlingskontrolle. Öko-Landwirte kombinierten den Apfelanbau
mit unterschiedlichen Ackerfrüchten in unmittelbarer Nähe und anderen
Pflanzen in den Plantagen. Sie achteten auf sogenannte Nützlinge, gesunde
Böden und standortangepasste robuste Sorten.
16 Jun 2015
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