# taz.de -- Kommentar Kita-Streik: Zurück auf Los | |
> Die Kita-MitarbeiterInnen konnten nicht genügend Druck aufbauen. Nun | |
> werden die Schlichter nicht in ihrem Sinn entscheiden. | |
Bild: Ermüdende Gespräche. Jetzt muss ein Schlichter ran. | |
Ab Montag hat die Kita wieder geöffnet. Der Streik ist erst einmal vorbei. | |
Doch während Eltern nun erleichtert aufatmen, beginnt für die ErzieherInnen | |
in den Kitas und Horten, für Sozialarbeiter in Schulen, Jugendeinrichtungen | |
und Behindertenwerkstätten nun das große Zittern. | |
Die Gewerkschaft Ver.di und die Vereinigung der Kommunalen | |
Arbeitgeberverbände [1][haben die Schlichter angerufen], weil sie sich | |
nicht einigen konnten. Die Gewerkschaft fordert eine bessere Bezahlung für | |
alle, die Kommunen wollen nur Zugeständnisse an einzelne Gruppen machen – | |
diese extremen Positionen ließen sich auch in knapp 60-stündigen | |
Verhandlungen nicht zusammenfügen. | |
Daher sollen nun Hannovers ehemaliger Bürgermeister Herbert Schmalstieg | |
(SPD), den die Gewerkschaft benannt hat, und eine weitere Person für die | |
Arbeitgeber einen Kompromiss finden. Und sie beginnen ganz von vorn – mit | |
dem Angebot der Arbeitgeber vom April, dass die Gewerkschaften als nicht | |
annehmbar abgewiesen hatten und den Maximalforderungen von Ver.di, der | |
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und des Beamtenbundes. | |
Der Ausweg in die Schlichtung zu gehen, ist auch das Eingeständnis, dass | |
die Erzieherinnen und Sozialarbeiter nicht genügend Druck auf die Kommunen | |
ausüben konnten. Die Städte und Gemeinden sehen nämlich gar keine | |
Notwendigkeit rasch auf die Streikenden einzugehen – im Gegenteil. Jeder | |
Tag, an dem die Kita geschlossen und die Jugendhilfe unbesetzt bleiben, | |
spart Geld. Allein im Mai sollen die Kommunen nach Berechnungen des | |
Deutschen Jugendinstituts rund 80 Millionen Euro Personalkosten gespart | |
haben. Das freut die Kämmerer. | |
## Eine Verschnaufpause | |
Die einzigen, die mit jedem Streiktag nervöser und ungehaltener wurden, | |
waren die Eltern, die ihre Kinder nicht in Kitas und Horte bringen konnten. | |
Und das bekommen die ErzieherInnen zu spüren. Denn dieser Streik spielt | |
sich vor allem auf dem flachen Land ab. Anders als in den Großstädten sind | |
dort viele Kitas noch in kommunaler Hand. In den Kleinstädten und in den | |
Dörfern, wo man sich beim Einkaufen über den Weg läuft, wo die ErzieherIn | |
im Streik den Müttern und Vätern im Zwangsurlaub auf der Straße in die | |
Augen sehen muss. | |
Mit erhobenem Kopf durch diesen Streik zu gehen, fällt den wenig | |
streikerprobten Erzieherinnen und Sozialpädagogen auf Dauer schwer. Eine | |
Verschnaufpause für ihre Mitglieder scheint daher aus Gewerkschaftssicht | |
vernünftig. | |
Sollten es Ver.di und Co. jedoch nicht schaffen, nach einer solchen | |
Zerreißprobe, tatsächlich ein nennenswertes Gehaltsplus für die | |
Beschäftigten in den Kitas, bei den Jugendämtern und den | |
Behinderteneinrichtungen herauszuholen, dann wird das nicht nur die | |
Gewerkschaften, sondern auch den sozialen Berufen langfristig schaden. | |
Also sind die Gewerkschaften zum Erfolg verdammt. Der Arbeitskampf ist noch | |
nicht zu Ende. Er ist nur ausgesetzt. Das müssen Eltern im Hinterkopf | |
behalten. | |
4 Jun 2015 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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