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# taz.de -- Krise in der Offshore-Windkraft-Branche: Nordseewerke insolvent
> Die Umstellung auf Offshore-Windkraftanlagen hat die Traditionswerft
> Nordseewerke nicht vor der drohenden Zahlungsunfähigkeit bewahrt.
Bild: Auch Offshore-Windanlagen halfen nicht: Die Nordseewerke GmbH ist insolve…
Emden taz | Die traditionsreiche Werft Nordseewerke GmbH im ostfriesischen
Emden hat einen Insolvenzantrag beim zuständigen Gericht in Aurich
gestellt. Grund sei die demnächst drohende Zahlungsunfähigkeit des
Offshore-Zulieferers, sagte Geschäftsführer Thierry Putters am Freitag -
„infolge fehlender Aufträge“. Betroffen seien 181 Beschäftigte. Die meist…
arbeiten schon seit September in Kurzarbeit.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) will eine Insolvenz in
Eigenregie verhindern, wie sie die Nordseewerke anstreben. Lies spricht von
„Vertrauensbruch“ durch die Geschäftsführung. Ein unabhängiger
Insolvenzverwalter solle das Ausschlachten der Nordseewerke verhindern und
den Standort sichern.
Dagegen hat Geschäftsführer Putters den Schuldigen in der Bundesregierung
ausgemacht. Die politischen Rahmenbedingungen seien von Unsicherheiten über
die Förderung der Offshore-Windenergie nach 2020 geprägt. Mögliche
Investoren schreckten daher vor neuen Projekten zurück. Zusätzlich
verzögerten die mehrjährigen Planungs- und Genehmigungsvorläufe die
Auftragsvergabe.
Die im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegten Ausbaupfade gelten auch in
der Stromwirtschaft als zu eng. Der Bundesverband Erneuerbarer Energien
(BEE) und der Bundesverband Windenergie (BWE) prognostizieren, dass der
Windkraft in den kommenden Jahren ein ähnlicher Einbruch drohe wie etwa der
Solarenergie. Folge wäre ein drastischer Einbruch im Neuanlagenbau, heißt
es in der im April von den beiden Branchenverbänden veröffentlichten Studie
„Aktuelle Szenarien der deutschen Energieversorgung“.
Zugleich leidet die Branche unter einer Spekulationsblase, die der
ursprünglich erwartete Windpark-Boom ausgelöst hatte: Zu viele Firmen,
Reeder und Häfen in Norddeutschland setzen massiv auf Offshore. In der
Schiffbauindustrie spricht man inzwischen sogar von einer
„Überproduktionskrise“ - viele Errichter-, Versorgungs- und Wartungsschiffe
sind ohne Beschäftigung.
Minister Lies wirft der Geschäftsführung der Nordseewerke vor, „auf die
Herausforderungen der Offshore-Branche keine Antworten gefunden“ zu haben.
Im Gegenteil, der Eigentümer habe das Unternehmen „abgewirtschaftet“. Auch
Michael Hehemann von der IG Metall Emden wirft den Nordseewerken
Managementfehler vor. Es seien kaum neue Aufträge an Land gezogen worden.
Das letzte Schiff war von der über hundert Jahre alten Werft 2009 vom
Stapel gelaufen. Im Jahr darauf wurde der Schiffbauer vom Stahlunternehmen
Siag übernommen. Damit stellten die Nordseewerke ihre Produktion auf
Gründungselemente für den Bau von Offshore-Windkraftanlagen um. Spezialität
sind bis zu 900 Tonnen schwere „Tripoden“ für die Nordsee. Nach der
Insolvenz der Muttergesellschaft stieg 2013 - unterstützt von der damaligen
CDU-Landesregierung - die DSD Steel Group aus dem Stahlstandort Saarlouis
in Emden ein. Deren Kerngeschäft ist die Fertigung, Montage und
Instandhaltung von Konstruktionen aus Stahl. In Spitzenzeiten hatten die
Nordseewerke 5.000 Beschäftigte
29 May 2015
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Offshore
Erneuerbare Energien
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Werften
Emden
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Schwerpunkt Atomkraft
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