# taz.de -- Emdener ThyssenKrupp-Werft gerettet: Über Wasser gehalten | |
> 220 Beschäftigte der Emdener ThyssenKrupp-Werft haben wieder eine | |
> Perspektive – zumindest für die nächsten drei Jahre. Milliardenauftrag | |
> der Bundesmarine in Aussicht. | |
Bild: Es wird wieder gearbeitet: ThyssenKrupp will den Standort in Emden vorers… | |
HAMBURG taz | Der lange Kampf habe sich gelohnt, findet Meinhard Geiken. | |
„Wir sprechen jetzt darüber, wie der Standort und die Arbeitsplätze | |
langfristig erhalten werden können“, sagt der Bezirksleiter der IG Metall | |
Küste: „Die Schließung ist vom Tisch.“ Zumindest vorläufig: Für drei Ja… | |
bis Ende 2020, setzt der Konzern ThyssenKrupp die bereits beschlossene | |
Schließung des Standorts in Emden aus. | |
Das ist das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Unternehmen, IG Metall und | |
den Betriebsräten von ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Die 220 | |
Beschäftigten in der ostfriesischen Kleinstadt haben wieder eine | |
Perspektive. | |
Gemeinsam wollten alle drei Partner nun erkunden, welche neuen Chancen sich | |
dadurch ergäben, dass im Koalitionsvertrag der möglichen Großen Koalition | |
der Überwasserschiffbau als „deutsche Schlüsseltechnologie“ bezeichnet | |
wird. Deshalb rechnet ThyssenKrupp mit einer baldigen Entscheidung der | |
nächsten Bundesregierung über den Bau des Mehrzweckkampfschiffes 180 (MKS | |
180) für die Bundesmarine. Dieser Auftrag habe „erheblichen Einfluss auf | |
die Auslastung“ von Marine Systems im Überwasserschiffbau, heißt es in | |
einer Mitteilung des Unternehmens. | |
Anfang September vorigen Jahres war die Belegschaft in Emden auf einer | |
Betriebsversammlung erstmals von der Konzernführung über die | |
Schließungspläne unterrichtet worden. Mehr als 1.000 Stellen sollten in | |
Deutschland gestrichen werden, darunter sämtliche Arbeitsplätze in Emden. | |
„Diese strategische Entscheidung ist nötig, um in einem harten Wettbewerb | |
bestehen zu können“, so TKMS-Chef Rolf Wirtz damals. Die Beschäftigten | |
bekämen aber Arbeitsplatzangebote an anderen Standorten in Hamburg und | |
Kiel, versprach ThyssenKrupp. | |
„Der Betriebsleitung geht es nur noch um das Wie und Wann, nicht mehr um | |
das Ob“, klagte Michael Hehemann, Geschäftsführer der IG Metall in Emden. | |
Die 1903 gegründete Stammwerft beschäftigte in ihrer Blütezeit Ende der | |
50er Jahre noch mehr als 5.000 Menschen, nun standen auch die letzten | |
Techniker und Schiffskonstrukteure vor einer ungewissen Zukunft. | |
ThyssenKrupp dürfe es nicht gelingen, „den Standort zu zerschlagen und | |
verbrannte Erde zu hinterlassen“, sagte Hehemann. | |
Das scheint jetzt gelungen zu sein. TKMS ist in Bietergemeinschaft mit der | |
Bremer LürssenWerft aussichtsreichster Bewerber um den Milliardenauftrag | |
der Bundesmarine zum Bau von zunächst vier, später sechs neuen | |
Kampfschiffen. Mindestens fünf Milliarden Euro sollen die ersten vier | |
Schiffe kosten, das erste soll Ende 2023 ausgeliefert werden. | |
„Das ist ein Schlüsselauftrag“, sagt Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG | |
Metall Küste. Die Ausschreibung der Bundeswehr wurde bereits Ende 2017 | |
abgeschlossen, die Entscheidung über die Vergabe werde in absehbarer | |
Zukunft fallen und die Standorte von TKMS auf Jahre auslasten. Die | |
Großwerft in Kiel hat zudem mehrere Aufträge für U-Boote an der Angel | |
(siehe Kasten). | |
Für Gewerkschaftsboss Geiken ist allerdings klar, dass sich die | |
Beschäftigten jetzt nicht zurücklehnen können. „Neue Ideen“ seien gefrag… | |
um die Zukunft des Standorts an der Ems zu sichern. „Wir müssen die bislang | |
ungenutzen Potenziale etwa durch Kooperationen besser nutzen“, fordert | |
Geiken. Denn mit reinen Abwehrkämpfen gegen den Abbau von nicht mehr | |
benötigten Arbeitsplätzen ist es auf Dauer nicht mehr getan. | |
21 Feb 2018 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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