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# taz.de -- Kommentar Göring-Eckardt: Karriere mit Kanzelreden
> Katrin Göring-Eckardt kommt aus Ostdeutschland, ist aber keine typische
> Ostdeutsche. Stattdessen wird sie immer frömmelnder und alltagsferner.
Bild: Nicht „modern-feministisch“ sondern längst assimiliert: Katrin Göri…
Als Katrin Göring-Eckardt bundesweit noch völlig unbekannt war, arbeitete
sie als Referentin für Frauenpolitik, Familie und Jugend in der
Landtagsfraktion Thüringen des frisch fusionierten Bündnis 90/Die Grünen.
Frauen in solchen Positionen standen und kämpften für einen modernen,
pragmatischen Lebensentwurf: Sie wollten (und kriegten) Karriere und
Familie, sie brachten ihre Kinder ohne schlechtes Gewissen in die Kita. Sie
arbeiteten Vollzeit und waren ökonomisch unabhängig. Sie kämpften gegen ein
drohendes Abtreibungsverbot, sie waren emanzipiert, authentisch, weiblich.
Diesem Bild entsprach auch mal Katrin Göring-Eckardt. Was ist davon
geblieben, jetzt, da die Ostdeutsche als Spitzenkandidatin der Grünen ganz
oben angekommen ist?
Um es gleich klarzustellen: Ostdeutsche sind nicht die besseren Menschen
und Ostfrauen nicht feministischer und moderner als Westfrauen, nur weil
Vokabeln wie Hausfrau und Ehegattenunterhalt in ihren Ohren wie Fremdwörter
klingen. Aber Katrin Göring-Eckardt hätte die Chance gehabt, ihren Aufstieg
zu nutzen, um Werte, die ihr altes Leben geprägt haben, in ihr neues Leben
mitzunehmen – und dadurch weibliche Biographien aufzuwerten.
Stattdessen wird das, was sie sagt, und wie sie das tut, immer frömmelnder
und alltagsferner. Deutlich wird das insbesondere an ihrer inzwischen
radikalen Lebensschützerhaltung. Eine befruchtete Eizelle ist für sie schon
Leben, Präimplantatationsdiagnostik kommt für sie damit auf keinen Fall in
Frage, Abtreibung ist Tabu.
Katrin Göring-Eckardt ist schon lange keine „typische Ostdeutsche“ mehr.
Sie ist auch nicht „modern-feministisch“, wie sie sich selbst gern
beschreibt (was auch immer man unter beidem versteht). Sie ist längst
assimiliert; als Bundestagsabgeordnete hat sie Agenda 2010 samt
Hartz-Gesetze abgenickt.
Sie ist aber nach wie vor pragmatisch. Denn nur so wie die Theologin und
Pfarrersgattin macht frau Karriere in einer bürgerlichen Partei und in
einem Staat, der sich zwar säkular nennt, aber in dem die Kirche vielfach
das Sagen hat. Im vergangenen Jahr hat Katrin Göring-Eckart übrigens ein
Buch mitherausgegeben. Es heißt „Predigten und Kanzelreden mit Herzen, Mund
und Händen“. Pastoraler geht's kaum.
12 Nov 2012
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Grüne
Katrin Göring-Eckardt
Urwahl
Schwerpunkt Abtreibung
Hartz IV
Emanzipation
Feminismus
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