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# taz.de -- Umstellung der GEZ-Gebühren: Trecker faaahrn!
> Aus der Rundfunkgebühr wird bald ein Beitrag. Was kommt dann auf
> Unternehmer zu? Und warum darf man auf dem Traktor umsonst Radio hören?
Bild: Gebührenfrei und Spaß dabei: Ein Mann, ein Traktor - den Soundtrack ken…
Wäre Schlecker nicht bereits zugrunde gegangen, dann hätte der neue
Rundfunkbeitrag daran fast noch einen kleinen Anteil haben können. Wenn aus
der Rundfunkgebühr zum Januar der Rundfunkbeitrag wird, staffelt sich
nämlich für Unternehmer die Höhe ihrer Abgabe nicht mehr nach den
tatsächlich in Büros und Läden aufgebauten Fernsehern und Radios, sondern
nach drei völlig neuen Faktoren: der Zahl der Mitarbeiter, der
Betriebsstätten und der Fahrzeuge.
Ein kleiner Handwerksbetrieb oder eine Fernsehproduktionsgesellschaft mit
bis zu acht Beschäftigten an einem Standort etwa, zahlt ein Drittel des
Einheitsbeitrags von 17,98 Euro, also 5,99 Euro. Hinzu kommen die
Dienstfahrzeuge, eines pro Standort ist frei. Kleineren Unternehmen könnte
dieses System gewiss Vorteile bringen. Doch Filialisten wie Drogerieketten
oder Autovermietern ist das Beitragsmodell nicht genehm – vor allem dann,
wenn sie auf Radiogedudel im Hintergrund prinzipiell verzichten.
Über „astronomischen Summen im internationalen Vergleich“ ärgert sich denn
auch der Bundesverband der Autovermieter Deutschlands. BAV-Sprecher Michael
Brabec wundert sich unter anderem darüber, dass Teilzeitkräfte keine
Rabattierung auslösen. „Diese Kosten werden die Unternehmen in ihre Preise
einkalkulieren“, prognostiziert er. Der Autovermieter Sixt habe zudem ja
bereits angekündigt, vor Gericht zu ziehen.
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zeigt sich
verärgert darüber, dass das neue System mit seiner Staffelung Betriebe
unterschiedlich behandelt. „Dadurch werden beispielsweise viele größere
Filialbetriebe deutlich schlechter gestellt als große Unternehmen mit nur
einem Standort“, heißt es beim DIHK. Auch er bescheinigt der neuen
Regelung, dass es „zu einer vergleichsweise stärkeren Belastung
Kfz-intensiver Branchen“ komme. Umweltschützer freilich dürfte das freuen.
## Frust in der Wirtschaft
Wer sich auf einen opulenten Konzernsitz beschränken kann, profitiert von
einer Kappungsgrenze. Sie deckelt die Beitragszahlung für einen Standort
bei 20.000 fest angestellten Mitarbeitern. Dann werden monatlich maximal
180 Beiträge fällig, aktuell 3.236,40 Euro. Gekappt wird aber nicht bei
vielen Standorten oder Fahrzeugen. Das sorgt für ein Ungleichgewicht und
das wiederum für Frust in der Wirtschaft.
Der Bauernverband feiert hingegen einen Lobbyerfolg: Traktoren sind, anders
als ursprünglich geplant, nun befreit. Die Interessenvertreter jubeln: „Für
die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe dürfte das neue
Rundfunkbeitragssystem im Vergleich zu den aktuellen gesetzlichen
Zahlungsverpflichtungen eine Entlastung bewirken.“
Unterdessen gilt auch beim Rundfunkbeitrag die Formel: „Ausnahmen
bestätigen die Regel“. Nicht zu den Mitarbeitern gezählt werden müssen
Auszubildende. „Einrichtungen des Gemeinwohls“ etwa für Behinderte, Alte,
Rettungsdienste und auch Kindergärten, Schulen, Universitäten sowie
gemeinnützige Vereine und Stiftungen zahlen deutlich weniger. Details
liefert die Seite [1][rundfunkbeitrag.de], für die ARD und ZDF die
Werbeagentur FischerAppelt engagiert und dafür Gebühren ausgegeben haben.
15 Dec 2012
## LINKS
[1] http://rundfunkbeitrag.de
## AUTOREN
Daniel Bouhs
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