| # taz.de -- Haushaltsstreit in USA: Fiskalklippe überwunden | |
| > Überraschend deutlich hat das US-Repräsentantenhaus den | |
| > Kompromissvorschlag im Haushaltsstreit gebilligt. Präsident Obama zeigt | |
| > sich zufrieden. | |
| Bild: Kann zurück in den Urlaub auf Hawaii: Barack Obama. | |
| WASHINGTON dapd | Das lange Ringen um einen Kompromiss im | |
| US-Haushaltsstreit ist vorerst vorbei: Nach dem Senat gab am Mittwochmorgen | |
| auch das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus grünes | |
| Licht für den Entwurf, mit dem zum Jahreswechsel greifende Steuererhöhungen | |
| und Ausgabenkürzungen abgewendet werden sollen. Die Entscheidung fiel mit | |
| einer Mehrheit von 257 zu 167 Stimmen. | |
| Präsident Barack Obama lobte das Votum: „Dank den Stimmen der Republikaner | |
| und Demokraten im Kongress werde ich ein Gesetz unterschreiben, das die | |
| Abgaben für die reichsten zwei Prozent der Amerikaner erhöht und zugleich | |
| Steuererhöhungen vermeidet, die die Wirtschaft wieder in eine Rezession | |
| hätten treiben können.“ | |
| Allerdings sei das Defizit noch immer zu hoch, mahnte Obama. Auf erneute | |
| Verhandlungen mit dem Kongress über eine Anhebung der Schuldenobergrenze | |
| werde er sich nicht einlassen. Während seiner Rede im Weißen Haus wurde er | |
| von Vizepräsident Joe Biden flankiert, der sich in den dramatischen | |
| Haushaltsstreit als Vermittler eingeschaltet hatte. Nach dem Haushaltsdrama | |
| wollte Obama noch am späten Dienstagabend wieder in den Urlaub nach Hawaii | |
| zurückkehren. | |
| ## Mittelstand kann aufatmen | |
| Auch der amerikanische Mittelstand kann nun wohl vorerst aufatmen. Nach dem | |
| neuen Gesetzesentwurf sollen nur Haushalte mit einem Jahreseinkommen von | |
| mehr als 450.000 Dollar sowie Einzelpersonen, die über 400.000 Dollar | |
| verdienen, höhere Abgaben zahlen. Obama wollte die Grenze ursprünglich | |
| schon bei 250.000 Dollar ansetzen, die Republikaner dagegen lehnten | |
| zunächst jegliche Steuererhöhungen ab. | |
| Außerdem sollen die Zuschüsse für Langzeitarbeitslose ein Jahr weiterlaufen | |
| und die pauschalen Ausgabenkürzungen im Bundeshaushalt um zwei Monate | |
| verschoben werden. Der beschlossene Kompromiss sieht auch vor, Dividenden | |
| und Kapitalerträge von Spitzenverdienern künftig mit 20 statt wie bisher | |
| mit 15 Prozent zu besteuern sowie die Erbschaftssteuer auf Beträge über | |
| fünf Millionen Dollar auf 40 Prozent zu erhöhen. | |
| ## Neue Hängepartie befürchtet | |
| Dabei sah es bis zuletzt nach einer weiteren Hängepartie im Haushaltspoker | |
| aus: Nachdem der von Demokraten dominierte Senat dem Fiskalkompromiss nach | |
| einer nächtlichen Marathonsitzung zugestimmt hatte, regte sich im | |
| republikanisch geprägten Repräsentantenhaus zunächst Widerstand. „Ich | |
| unterstütze den Entwurf nicht“, hatte der republikanische Mehrheitsführer | |
| Eric Cantor am Dienstagabend nach einem zweistündigen Treffen mit seiner | |
| Fraktion erklärt. Abgeordnete deuteten an, sich für weitere | |
| Ausgabenkürzungen stark machen zu wollen und den Entwurf dem Senat nochmals | |
| zur Prüfung vorzulegen. | |
| Innerhalb weniger Stunden schmolz der Widerstand jedoch dahin. Den Grund | |
| für die Kehrtwende sahen Beobachter in der Furcht radikaler Republikaner, | |
| dass der Senat jegliche Änderungsvorschläge am Entwurf ablehnen würde. Wäre | |
| der Haushaltsstreit daraufhin erneut in einer Sackgasse gelandet, wäre die | |
| Schuld für massive Steuererhöhungen für den Mittelstand wohl bei den | |
| Republikanern hängen geblieben. | |
| Dass Obama das Fiskalgesetz unterschreibt, bis am Donnerstag der nächste | |
| Kongress zusammentritt, dürfte als sicher gelten. Denn damit bleiben die | |
| Folgen für die amerikanischen Steuerzahler überschaubar, Verwerfungen an | |
| den Finanzmärkten möglicherweise ganz aus. Ohne jeglichen Durchbruch hätten | |
| Ökonomen wegen der Steuererhöhungen von 536 Milliarden Dollar und | |
| Ausgabenkürzungen von rund 110 Milliarden Dollar eine neue Rezession | |
| befürchtet. | |
| 2 Jan 2013 | |
| ## TAGS | |
| Barack Obama | |
| Haushalt | |
| Senat | |
| Repräsentantenhaus | |
| USA | |
| USA | |
| Fiscal Cliff | |
| US-Haushalt | |
| USA | |
| Fiscal Cliff | |
| USA | |
| Fiscal Cliff | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar zum US-Haushalt: Weiterwursteln in Washington | |
| Barack Obama hat neue Vorschläge für den US-Haushalt vorgelegt. Aber eine | |
| Chance zur Umsetzung haben sie nicht. | |
| Verschuldung der USA: Ein Risiko für die Weltwirtschaft | |
| Solange der Dollar die Leitwährung bleibt, können sich die Vereinigten | |
| Staaten im Ausland weiter Geld leihen. Die versteckte Schuldenlast ist | |
| gewaltig. | |
| Finanzdebatte in den USA: Obamas offene Rechnungen | |
| Kein Plan zur Rettung der Staatsfinanzen: Während die Republikaner auf | |
| Kürzungen bestehen, hoffen die Demokraten auf höhere Staatseinnahmen. | |
| Kommentar US-Verschuldung: Kreislauf der Verelendung | |
| Nicht nur in den USA wachsen die Schulden. Reichensteuer und | |
| Finanzmarktregulierung scheinen der einzige Ausweg aus der Misere zu sein. | |
| Minderheiten in den USA: Afroamerikaner wird US-Senator | |
| Tim Scott ist ultra-konservativ und soll enge Verbindungen zur „Tea Party“ | |
| haben. Nun wurde der Afroamerikaner aus den Südstaaten in den US-Senat | |
| berufen. | |
| Kommentar zum „Fiscal Cliff“: Verhindern als Lebenszweck | |
| Das US-Repräsentantenhaus hat dem Kompromiss zugestimmt, den der US-Senat | |
| verabschiedet hat. Wirklich gewonnen ist damit herzlich wenig. | |
| Haushaltskompromiss in den USA: Aufgeschoben nicht aufgehoben | |
| Der Haushaltsdeal, den der US-Senat ausgehandelt hat, ist nur eine | |
| vorübergehende Lösung. In zwei Monaten müssen die Parteien erneut | |
| verhandeln. | |
| Haushaltskompromiss in den USA: Fast in den Abgrund gefallen | |
| Republikaner und Demokraten haben in letzter Minute einen Deal | |
| ausgehandelt, der drastische Einsparungen vermeiden soll. Doch gelöst ist | |
| das Problem noch nicht. |