| # taz.de -- UNO behindert Kongo-Friedensprozess: Reiseverbot für Rebellen | |
| > Kurz vor den nächsten Friedensgesprächen verhängt die UNO Sanktionen. Die | |
| > M23-Rebellen dürfen möglicherweise nicht zum Treffen mit Kongos Regierung | |
| > fahren. | |
| Bild: Schweres Geschütz: M23-Rebell mit Panzerfaust. | |
| BERLIN taz | Der Beschluss in New York fiel mitten in der weihnachtlichen | |
| Sitzungspause: Am 31. Dezember verhängte das UN-Sanktionskomitee, das das | |
| UN-Waffenembargo gegen bewaffnete Gruppen in der Demokratischen Republik | |
| Kongo überwacht, ein kollektives Reise- und Finanztransaktionsverbot gegen | |
| die kongolesische Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März). | |
| Die M23, die gegen Kongos Armee im Osten des Landes kämpft, steht nun auf | |
| der UN-Liste von Personen, gegen die alle Staaten „die Einreise oder den | |
| Transit durch ihr Territorium verhindern“ sowie „Guthaben, andere | |
| Finanzmittel und ökonomische Ressourcen auf ihrem Gebiet, die direkt oder | |
| indirekt im Besitz oder unter Kontrolle solcher Personen stehen, sofort | |
| einfrieren“ sollen. | |
| Bisher standen auf dieser seit 2005 geführten und ständig aktualisierten | |
| Liste nur Einzelpersonen – darunter mehrere M23-Kommandanten und | |
| Unternehmen. Mit der M23 wird jetzt erstmals eine Organisation als Ganzes | |
| gelistet, separat M23-Präsident Jean-Marie Runiga. Um das Gleichgewicht zu | |
| wahren, setzte das UN-Komitee auch den schärfsten Gegner der | |
| Tutsi-geführten M23 auf die Liste: die im Kongo kämpfende ruandische | |
| Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Ihre Führer | |
| stehen allerdings schon seit 2005 darauf. | |
| Der Beschluss des UN-Sanktionskomitees kommt zur Unzeit. Kongos Regierung | |
| verhandelt mit der M23 im Rahmen eines regionalen Friedensprozesses. Nur | |
| gegen die Zusage dieser Gespräche hatte sich die M23 Ende November aus der | |
| Provinzhauptstadt Goma zurückgezogen, die sie zehn Tage lang kontrollierte. | |
| Die Gespräche begannen am 9. Dezember in Uganda und wurden kurz vor | |
| Weihnachten auf den 4. Januar 2013 vertagt. | |
| ## „Manipulation der UNO“ | |
| Mit dem UN-Reiseverbot darf Uganda jetzt aber strenggenommen keine | |
| M23-Delegation mehr ins Land lassen. Was das bedeutet, ist noch unklar. Die | |
| M23 nannte den UN-Beschluss eine „Manipulation der UNO“ durch Kongos | |
| Regierung. | |
| Der Sanktionsbeschluss gegen die M23 misst mit zweierlei Maß. Begründet | |
| wird er mit nicht näher aufgeführten „Massentötungen von Zivilisten“ sow… | |
| 46 Vergewaltigungen und 146 Zwangsrekrutierungen von Kindern durch die M23 | |
| seit Juli 2012. | |
| Zum Vergleich: Kurz vor Weihnachten warf die UN-Menschenrechtskommission | |
| Kongos Regierungsarmee 126 Vergewaltigungen allein zwischen dem 20. und 30. | |
| November vor. Frühere UN-Untersuchungen nennen andere Milizen als die M23 | |
| im Ostkongo als die Haupttäter von Massakern. Dennoch gelten jetzt gegen | |
| die M23 die schärfsten UN-Strafmaßnahmen. | |
| ## Unidentifizierbare Hubschrauber im Tiefflug | |
| Offenbar lässt die UNO jetzt die Muskeln spielen, nachdem intern kritisiert | |
| worden war, dass die Blauhelmsoldaten in Goma im November nicht die | |
| Einnahme der Stadt durch die Rebellen verhindert hatten. Regelmäßig | |
| patrouillieren jetzt nachts UN-Kampfhubschrauber über M23-Stellungen | |
| nördlich von Goma. Zweimal sind solche Hubschrauber unter Beschuss geraten, | |
| zuletzt am 26. Dezember. In einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung | |
| „bedauerte“ die M23 dies und führte aus, die Hubschrauber seien | |
| unangekündigt, unidentifizierbar und im Tiefflug gekommen. | |
| Zuvor hatte die UN-Mission im Kongo gewarnt, dass „jeder Angriff auf | |
| UN-Streitkräfte ein Kriegsverbrechen ist“. Auffallend milder war die | |
| UN-Reaktion ausgefallen, als im Südsudan die Regierungsarmee vor kurzem | |
| einen UN-Hubschrauber abschoss, wobei alle vier Besatzungsmitglieder | |
| starben. Die dortige UN-Mission sprach den Hinterbliebenen ihr Beileid aus. | |
| Der UN-Sicherheitsrat äußerte „Bedauern“. | |
| 2 Jan 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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