# taz.de -- Fachkräfte aus dem Ausland: Sie kommen einfach nicht | |
> Es kommen immer noch zu wenige Fachkräfte aus dem Ausland, sagt eine | |
> OECD-Studie. Von der Leyen will die Hürden für Nichtakademiker senken. | |
Bild: Von der Leyen will ihn: Lokführer aus China. | |
BERLIN taz | Klempner aus Indien, Lokführer aus China: Wenn die neue | |
Beschäftigungsverordnung aus dem Hause von Bundesarbeitsministerin Ursula | |
von der Leyen (CDU) kommt, können ab dem 1. Juli Arbeitsmigranten aus | |
Nicht-EU-Ländern auch mit nichtakademischem Berufsabschluss in Deutschland | |
arbeiten, sofern sie einen Mangelberuf ausüben. Dies erklärte von der Leyen | |
am Montag anlässlich der Vorstellung einer Studie der | |
Entwicklungsorganisation OECD. | |
Die neue „Beschäftigungsverordnung“ soll Ende Februar durch das | |
Bundeskabinett und am 1. Juli in Kraft treten. Für die Gewährung einer | |
Arbeitserlaubnis für die Nichtakademiker gebe es dann keine Gehaltsgrenzen, | |
präzisierte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums. Die Einwanderer | |
müssen aus den Nicht-EU-Ländern bereits eine Arbeitsplatzzusage für | |
Deutschland haben, außerdem muss ihr Berufsabschluss hier anerkannt sein | |
und drittens muss ihr Beruf auf einer Positivliste mit Mangelberufen | |
stehen. | |
Die Möglichkeit, die Positivliste zu erweitern oder zu verkleinern und | |
ausländische Berufsabschlüsse nicht anzuerkennen, liefert den | |
Arbeitsverwaltungen allerdings genug Möglichkeiten, die Zuwanderung aus den | |
Nicht-EU-Ländern zu kontrollieren. | |
Die Positivliste müsse „atmen“ und sich am Fachkräftebedarf orientieren, | |
sagte von der Leyen. Bisher stehen auf der Liste etwa Energietechniker, | |
Klempner, aber auch „Fahrzeugführer im Eisenbahnverkehr“ und examinierte | |
Altenpflegerinnen. | |
## Die Bluecard für Akademiker | |
Bei den Altenpflegern werde man aber den „Code of Practice“ der | |
Weltgesundheitsorganisation WHO beachten, so ein Ministeriumssprecher. Der | |
Code verbietet insbesondere reichen Ländern, schrankenlos examiniertes | |
Pflegepersonal aus ärmeren Ländern abzuwerben, um die Gesundheitsversorgung | |
der Herkunftsländer nicht zu gefährden. | |
Für Akademiker aus Nicht-EU-Ländern gibt es seit dem 1. Juli letzten Jahres | |
bereits die Möglichkeit, mit der Bluecard in Deutschland zu arbeiten, wenn | |
sie hier einen Job ausüben, in dem sie mehr verdienen als 44.000 Euro | |
brutto im Jahr. Kommen die Akademiker aus einem „Mangelberuf“, dann reichen | |
auch gut 34.000 Euro im Jahr für die Arbeitserlaubnis. Bislang hätten etwa | |
2.500 Leute einen Antrag auf eine Bluecard gestellt, sagte von der Leyen. | |
Nach den bisherigen Erfahrungen ist es fraglich, ob auch bei weiter | |
abgesenkten Hürden Tausende von Fachkräften im Ausland bereit sind, so gut | |
Deutsch zu lernen, dass sie von hiesigen Unternehmen eingestellt werden. | |
Bisher sei „die dauerhafte Arbeitsmigration im internationalen Vergleich | |
eher gering“, sagte der stellvertretende Generalsekretär der | |
Entwicklungsorganisation OECD, Yves Leterme, am Montag in Berlin. | |
## Die Hürden sind eigentlich niedrig | |
Laut der OECD-Studie kommen pro Jahr aus Ländern außerhalb der EU und der | |
Europäischen Freihandelsregion Efta jährlich nur rund 25.000 | |
Arbeitsmigranten nach Deutschland. Dies seien etwa 0,02 Prozent der | |
Bevölkerung. Australien, Dänemark, Kanada und England verzeichnen etwa fünf | |
bis zehnmal so viele beschäftigungsorientierte Zuwanderer. Dabei seien die | |
Hürden für Migranten im Vergleich der 34 OECD-Länder in Deutschland mit am | |
niedrigsten, erklärte Leterme. | |
In einer Umfrage der OECD und des Dachverbandes DIHK unter 1.100 | |
Unternehmern in Deutschland erklärte etwa ein Drittel der Arbeitgeber, die | |
„unzureichenden Deutschkenntnisse“ seien ein Grund, warum sie trotz | |
unbesetzter Stellen keine Arbeitskräfte aus dem Ausland einstellten. Ein | |
gutes Drittel der Arbeitgeber erklärte zudem, die Anwerbung sei „zu | |
kompliziert“. Laterme sagte, das Antragssystem in Deutschland leide unter | |
einem „schlechten Ruf“ und einer „mangelnden Transparenz“. | |
Die Migration aus den EU-Ländern mit Arbeitnehmerfreizügigkeit ist aber | |
zuletzt gestiegen. Von der Leyen erklärte, dass im Jahr 2012 die | |
Beschäftigung von Migranten aus Ländern wie Portugal, Spanien, Griechenland | |
und Italien hierzulande um 7,6 Prozent zulegte. Aus den EU-Beitrittsländern | |
Mittel- und Osteuropas kamen 29 Prozent mehr Arbeitskräfte. Die | |
Gesamtbeschäftigung wuchs im selben Zeitraum nur um 1,3 Prozent. | |
5 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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