| # taz.de -- Emissionshandel: Showdown für EU-Klimaschutz | |
| > CO2-Zertifikate sind Schnäppchen für Firmen. Das EU-Parlament möchte dem | |
| > Preisverfall eine Reform entgegensetzen und muss mit Widerstand rechnen. | |
| Bild: Billiger geht's kaum. Schlappe 4,30 Euro müssen Unternehmen aktuell für… | |
| BERLIN taz | Die Reform des [1][maroden EU-Emissionshandels] tritt in eine | |
| entscheidende Phase. Der für dieses Thema ausschlaggebende | |
| [2][Umwelt-Ausschuss] des Europäischen Parlaments entschied am Dienstag, | |
| dass die Zahl von CO2-Zertifikaten in Zukunft verknappt werden soll, um den | |
| Preisverfall zu stoppen. | |
| Das setzt die EU-Länder, allen voran Deutschland, unter Druck, zu einer | |
| Einigung zu kommen. Wenn die Länder sich darin nicht einigen, scheitert auf | |
| absehbare Zeit eine Reform des gesamten Systems und Europas internationale | |
| Rolle als Vorreiter im Klimaschutz. | |
| Der Emissionshandel sollte das zentrale Instrument der EU zum Klimaschutz | |
| sein: Insgesamt 11.000 Industriebetreibe müssen für ihren Ausstoß von | |
| klimaschädlichem Kohlendioxid Zertifikate erwerben, die gehandelt werden | |
| können. Der Preis pro Tonne CO2 wurde ursprünglich mit etwa 30 Euro | |
| kalkuliert, heute liegt er bei fünf Euro. Denn es wurden auf Druck der | |
| Wirtschaft zuviele Zertifikate verteilt und die Klimaschutzziele zu niedrig | |
| gesetzt, außerdem fiel in der Krise der Bedarf. | |
| Die EU-Kommission hat deshalb vorgeschlagen, für drei Jahre ab 2013 die | |
| Zertifikate für insgesamt 900 MillionenTonnen CO2 aus dem Markt zu nehmen | |
| und sie erst später wieder freizugeben (“Backloading“). Diesem Vorschlag | |
| wird das Europa-Parlament nun zustimmen. | |
| ## Rösler dagegen | |
| Allerdings ist der deutsche Wirtschaftsminister dagegen. Philipp Rösler | |
| will die Unternehmen nicht durch höhere Abgaben belasten. Weil sich | |
| Deutschland laut Koalitionsvertrag bei Uneinigkeit in Europafragen | |
| enthalten muss, nützt auch die Unterstützung aus dem Umweltministerium und | |
| dem Kanzleramt nicht viel. Wenn aber Deutschland bei den Verhandlungen | |
| unter den EU-Ländern in den nächsten Tagen nicht zustimmt, wankt der | |
| gesamte Vorschlag. | |
| Die EU-Klimakommissarin [3][Connie Hedegaard] erklärte bereits, sie warte | |
| „ungeduldig auf die deutsche Position“. Wird es damit nichts, ist das Thema | |
| bis zur Bundestagswahl politisch tot.Damit sind die Fronten jetzt klar: | |
| Kommission, Parlament und Länder wie Frankreich sind für die Rettung des | |
| Emissionshandels, die Deutschen und manche Osteuropäer sperren sich. | |
| Für den Klimaexperten Christoph Bals von der Umweltgruppe | |
| [4][„Germanwatch“] bringt das „Backloading“ erst einmal wenig fürs Kli… | |
| weil die Zertifikate später wieder ins System zurückkommen - aber „das ist | |
| der nötige erste Schritt zu einer umfassenden Neuordnung des | |
| Emissionshandels“. | |
| Vor allem Industrievertreter sperren sich gegen höhere Zertifikatspreise. | |
| Dabei verdienen manche Unternehmen richtig gut mit dem Emissionshandel, | |
| rechnet die aktuelle Studie [5][„Klimagoldesel“] der Organisationen BUND | |
| und „Sandbag“ vor. Demnach verdienten allein die zehn deutschen Firmen mit | |
| den meisten Zertifikats-Überschüssen durch den Emissionshandel zusätzlich | |
| insgesamt bis zu 1,2 Milliarden Euro. | |
| 19 Feb 2013 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://ec.europa.eu/clima/publications/docs/ets_de.pdf | |
| [2] http://www.europarl.europa.eu/committees/de/ENVI/home.html | |
| [3] http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/hedegaard/index_en.htm | |
| [4] http://germanwatch.org/de/startseite | |
| [5] http://www.bund.net/themen_und_projekte/klima_energie/emissionshandel/studi… | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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