# taz.de -- Kommentar EU-Emissionshandel: Wirtschaftlicher Klimaschutz | |
> Unternehmen streiten untereinander über den Emissionshandel. Die EU muss | |
> jetzt den Preis für Klimagase stützen – sonst macht sie sich lächerlich. | |
Der beste Beweis, dass Klimaschutz ökonomisch funktioniert, ist der | |
derzeitige Streit um den Emissionshandel in der EU. Bis vor wenigen Jahren | |
wäre undenkbar gewesen, was sich hinter den Kulissen abspielt: Da fordern | |
einige der größten Energiekonzerne Europas wie Areva, Vattenfall oder Eon | |
die Politik auf, doch bitte den Ausstoß von Klimagasen wieder ordentlich zu | |
verteuern. Vehement dagegen sprechen sich dagegen viele Industrieverbände | |
der Mitgliedsländer aus, etwa der deutsche BDI. | |
Das Ganze hat nichts damit zu tun, dass sich einige Unternehmen zum | |
Klimaschutz bekehrt hätten. Es geht, wie immer, um knallharten Wettbewerb. | |
Der Graben verläuft zwischen den Unternehmen, die ihre Kraftwerke oder | |
Fabriken effizienter gebaut haben – und zwar im Vertrauen darauf, dass sich | |
Klimaschutz, wie von der Politik versprochen, betriebswirtschaftlich | |
auszahlt –, und zwischen den Konzernen, die darauf hoffen, dass der Spuk | |
mit dem Klimaschutz in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht allzu ernst | |
genommen wird. | |
Nun stellt sich der EU-Kommission und dem EU-Parlament die einfache Frage, | |
welches der beiden Lager sie künftig stärken wollen. Ökonomisch ist es im | |
Prinzip einerlei: Zwar schimpft die energieintensive Industrie, sie stehe | |
im internationalen Wettbewerb und dürfe nicht über höhere Kosten für ihren | |
CO2-Ausstoß zusätzlich belastet werden. Allerdings hat sie sich großzügig | |
bis zum Jahr 2020 mit Ausnahmeregelungen eingedeckt. Die restlichen | |
Unternehmen stehen im Wettbewerb innerhalb Europas und brauchen lediglich | |
gleiche Spielregeln für alle. | |
Hält die EU jetzt den Preis für Klimagase nicht auf dem versprochenen | |
Niveau, macht sie sich schlicht lächerlich – und riskiert, ihre mühsam | |
geworbenen Verbündeten in der Wirtschaft zu verlieren. | |
25 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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