# taz.de -- EU-Wasserprivatisierung: Grüne setzen Union unter Druck | |
> Die Gefahr einer Privatisierung der Stadtwerke ist noch nicht gebannt, | |
> fürchten die Grünen. Im Bundestag wollen sie die Union zwingen, Farbe zu | |
> bekennen. | |
Bild: Diese Wasserversorgung ist unstrittig: Wasserlauf in Niedersachsen | |
BERLIN taz | Die Grünen im Bundestag sehen die Gefahr einer Privatisierung | |
der Wasserversorgung auch nach den jüngsten [1][Äußerungen von | |
EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier] noch nicht gebannt. „Die Kuh ist | |
noch nicht vom Eis, wenn trotz des Einlenkens der EU-Kommission immer noch | |
rund 400 der 800 deutschen Stadtwerke betroffen sind“, sagte die | |
kommunalpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Britta | |
Haßelmann, der taz. | |
Sie geht davon aus, dass auch nach dem neuen Vorschlag alle Stadtwerke, an | |
denen bereits private Konzerne beteiligt sind, künftig ihre | |
Wasserversorgung ausschreiben müssen. | |
Die Grünen wollen die Bundesregierug darum in der nächsten Woche per | |
Bundestagsbeschluss auffordern lassen, sich in Brüssel dafür einzusetzen, | |
die Wasserversorgung komplett aus der geplanten EU-Richtlinie auszunehmen. | |
Eigentlich ist es die Regel, dass die Regierung Anträge der Opposition | |
ablehnt. Doch in diesem Fall könnte der Antrag mit namentlicher Abstimmung | |
für CDU und CSU brisant werden. | |
## Eine de facto Liberalisierung | |
Denn die Grünen zitieren darin ausführlich einen Beschluss des jüngsten | |
Parteitags der CDU. Die EU-Pläne würden „de facto zu einer Liberalisierung | |
insebsondere der Wasservorsorgung in Deutschland führen“, heißt es darin. | |
„Dies wird die CDU im Interesse der Menschen in Deutschland nicht | |
zulassen.“ Für die Schwesterpartei CSU hatte der Vorsitzende Horst Seehofer | |
kürzlich erklärt, er werde „alles in die Waagschale werfen, um die bewährte | |
kommunale Trinkwasserversorgung bei uns in Bayern zu erhalten“. | |
Doch diese Haltung von CDU und CSU steht im klaren Gegensatz zur Position, | |
die die von ihr geführte Bundesregierung bisher in Brüssel einnimmt. | |
Zuständig für die Richtlinie ist das Wirtschaftsministerium von FDP-Chef | |
Philipp Rösler. Und der ist voll des Lobes: Er begrüße die Ziele der | |
Richtlinie, hatte er im vergangenen Mai auf eine Anfrage der Grünen | |
geantwortet: „Denn auch im Bereich der Daseinsvorsorge zahlt sich ein | |
freier Wettbewerb durch eine breite Angebotspalette und ein optimales | |
Preis-Leistungsverhältnis aus.“ | |
Ende Januar dieses Jahres bestätigte die Regierung in einer Stellungnahme | |
für den Wirtschaftsausschuss des Bundestags erneut ihre Unterstützung der | |
Richtlinie. „CDU und CSU teiben ein falsches Spiel“, sagte Britta Haßelmann | |
zu diesem Widerspruch. „Einerseits protestiert sie gegen die Richtlinie, | |
andererseits unternimmit sie nichts gegen ihre eigene Bundesreigierung, die | |
die Wasserprivatisierung unter Federführung der FDP im EU-Ministerrat sogar | |
nach forciert.“ | |
Der Antrag auf Grundlage des eigenen Parteitagsbeschlusses solle die Union | |
zwingen „zu zeigen, was ihr wichtiger ist: Der Koalitionsfrieden mit der | |
FDP oder die eigene Parteibasis“. | |
24 Feb 2013 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
Malte Kreutzfeldt | |
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