# taz.de -- Reiche Zyprioten geschont: Erst retten, dann rechnen | |
> Die Europäische Zentralbank verzögert eine Studie über die Verteilung des | |
> Reichtums in Europa. Erst einmal soll Zypern gerettet werden. | |
Bild: Zypern braucht Geld. Die Banken der Insel auch. | |
HAMBURG taz | Die Auseinandersetzung um den deutschen Armutsbericht erlebt | |
eine Fortsetzung auf europäischer Bühne: Seit Wochen werden die Ergebnisse | |
über die Vermögensverteilung in den Euroländern erwartet. Dazu hatten die | |
17 Notenbanken Umfragen durchgeführt. In einigen Ländern wurden die | |
Resultate bereits bekannt. | |
Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sollen alle | |
Umfrageergebnisse erst nach einem Beschluss der Euroländer über ein | |
Hilfsprogramm für Zypern veröffentlicht werden. Man wolle vermeiden, dass | |
die Daten über die großen Vermögen der Zyprer genutzt werden, um die | |
Milliardensummen für das Rettungsprogramm infrage zu stellen, heiße es in | |
Notenbankkreisen. So dürfte das Durchschnittsvermögen auf der Ferieninsel | |
deutlich höher ausfallen als in mehreren Geberländern, die zur Rettung | |
Zyperns beitragen sollen. | |
Auch andere Ergebnisse dürften politischen Zündstoff enthalten. Dabei ist | |
die Vermögensverteilung in Europa durch Studien der OECD oder der | |
schweizerischen Großbank Credit Suisse, die alljährlich den „Global Wealth | |
Report“ herausgibt, in groben Zügen bekannt. Darunter sind auch | |
Erkenntnisse, die Eurorettern nicht in den Kram passen und der größeren | |
Öffentlichkeit verborgen blieben. | |
## Große Vermögen in Nehmerländern | |
So fallen die privaten Vermögen in Krisenländern wie Irland und | |
Griechenland deutlich höher aus als in manchem finanziell stabilen | |
Rettungsland. Besonders hoch sind die Reichtümer jedoch in Frankreich und | |
Belgien mit durchschnittlich 200.000 Euro pro Erwachsenem. Ungewöhnlich eng | |
sind die Vermögen dagegen in Deutschland verteilt – hier konzentriert sich | |
das Geld besonders in einer kleinen Spitze von Menschen. Doch selbst wenn | |
die Umfrageergebnisse der Notenbanken Experten kaum überraschen dürften, | |
bekämen sie durch den Herausgeber Europäische Zentralbank (EZB) besondere | |
politische Brisanz. | |
„Alle Ergebnisse müssen unverzüglich auf den Tisch“, fordert Finanzökonom | |
Rudolf Hickel. „Die EZB zögert, weil sie nicht erkennen lassen will, wer am | |
Ende von den Rettungshilfen profitiert“ – nämlich Banken und Reiche. In | |
Zypern müssten die Vermögenden in die Finanzierung der Rettungsmaßnahmen | |
einbezogen werden. Dazu gibt es nach Expertenmeinung mehrere Möglichkeiten: | |
Konten könnten eingefroren oder eine Vermögensabgabe eingeführt werden. Um | |
illegales Kapital zu erfassen, wären Kapitalverkehrskontrollen zweckmäßig. | |
Vor einen populistischen Missbrauch der EZB-Umfragen warnt der | |
finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Axel Troost. | |
Nicht „russische Oligarchen“ seien schuld an der Polarisierung in der | |
Vermögensverteilung. Das sei ein internationales Problem, das „durch | |
nationalitätsgebundene Erklärungen“ nicht erfasst werden könne. | |
12 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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