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# taz.de -- Kommentar Zypern-Hilfspakete: Und wer zahlt's? Der Kleinsparer!
> Zyperns Sparer zahlen eine Zwangabgabe für die Krise – alle. Das trifft
> besonders die Kleinanleger hart. Superreiche können sich voraussichtlich
> davor drücken.
Bild: Muss er blechen? Ein Korbflechter in Zyperns Hauptstadt Nikosia.
Es klingt wie ein positives Signal: Nicht mehr nur die Steuerzahler sollen
für die Rettung der europäischen Banken aufkommen. Jetzt sollen auch die
Bankkunden ran, die schließlich davon profitieren – man denke nur an die
Konten russischer Oligarchen in der Steueroase Zypern!
In Wirklichkeit ist der Beschluss vom Wochenende Populismus pur, allein
schon deswegen, weil Zypern gar kein Geld vom deutschen Steuerzahler
bekommt, sondern einen rückzahlbaren Kredit vom Krisenfonds ESM. Und auch
wenn größere Guthaben etwas höher belastet und kleinste Ersparnisse
womöglich durch Freibeträge geschützt werden – mit Gerechtigkeit hat das
Ganze nicht das Geringste zu tun.
Die Zwangsabgabe wird von Bankeinlagen erhoben – das sind zum Beispiel
Sparbücher oder Festgelder. Nicht betroffen sind anscheinend Aktien,
Investmentfonds oder riskantere „Finanzprodukte“. Wenn das so ist, wäre es
ein Skandal. Denn welcher Superreiche, ob Russe, Grieche oder Zyprer, legt
sein Geld schon auf einem Sparbuch mit Minizinsen an?
Diejenigen, die vom entfesselten Finanzkapitalismus am meisten profitiert
haben, werden offenbar in Ruhe gelassen. Genauso wie die, die in Erwartung
fetter Gewinne in Aktien oder Anleihen der betroffenen Banken investiert
hatten. Zu schwer scheint es, dieser Klientel habhaft zu werden. Da hält
man sich dann lieber an die, die man zu fassen kriegt, die Kleinsparer
eben. Und wundert sich anschließend, warum die Menschen in den
Krisenländern auf die Barrikaden gehen.
## Es trifft die Falschen
Was ist denn bitte so verkehrt daran, alternativ dazu die Steuerzahler zur
Kasse zu bitten? Steuern sind im Prinzip progressiv: Der Reiche, der
Gutverdiener zahlt mehr und der Arme weniger oder gar nichts. Überdies kann
man die Reichen durch Vermögensteuern oder eine einmalige Vermögensabgabe
an den Kosten der Krise beteiligen, die sie selbst durch Spekulation
zumindest zum Teil mitverursacht haben. Das Einfrieren von Spareinlagen
dagegen trifft in erster Linie die kleinen Sparer, die gerade nicht zum
Entstehen der Blase auf den Finanzmärkten beigetragen haben.
In jeder Krise, heißt es, liegt auch eine Chance. In diesem Fall die
Chance, das Finanzsystem gerechter und damit krisenfester zu gestalten.
Einmal mehr haben die Europolitiker diese Chance vertan.
17 Mar 2013
## AUTOREN
Nicola Liebert
Nicola Liebert
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