| # taz.de -- Keine Einwände gegen Finanzspritze: Schwarzgeld? Doch nicht auf Zy… | |
| > Die EU bereitet die nächste Rettungsaktion vor – und plötzlich ist in der | |
| > Bundesregierung von Geldwäsche auf Zypern keine Rede mehr. | |
| Bild: Kulinarisch hui, finanziell pfui: Zypern. | |
| BRÜSSEL taz |Die Bundesregierung hat einen überraschenden Schwenk in der | |
| Zypern-Politik vollzogen. Kurz vor einem Krisentreffen der Eurogruppe am | |
| heutigen Freitag in Brüssel erhebt Berlin keine Einwände mehr gegen eine | |
| Stützung der akut von der Pleite bedrohten Insel. Auch von Geldwäsche will | |
| man plötzlich nichts mehr wissen – im Gegenteil: Berlin wäscht Zypern rein. | |
| Dies legt eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der | |
| Bundestagsfraktion Die Linke nahe, die der taz vorliegt. Der | |
| Linken-Abgeordnete Andrej Hunko wollte wissen, was an den BND-Berichten | |
| über russische Geldwäsche dran ist. Was der parlamentarische Staatssekretär | |
| Steffen Kampeter (CDU) im Namen der Regierung antwortete, kommt einem | |
| Offenbarungseid gleich. | |
| „Erkenntnisse zu konkreten Konten mit nicht legalen Einlagen liegen der | |
| Bundesregierung nicht vor“, schrieb Kampeter auf die Frage, was man über | |
| Schwarzgeldkonten bei zyprischen Banken wisse. Im Klartext: Berlin hat | |
| keinen Beweis dafür, dass russische Oligarchen ihr Vermögen | |
| beiseitegeschafft haben. Dabei hatte Finanzminister Wolfgang Schäuble | |
| wiederholt gefordert, Zypern müsse entschiedener gegen Geldwäsche vorgehen | |
| – zuletzt gestern. | |
| Auch mit dem BND-Bericht, auf den sich die Schwarzgeldvorwürfe stützen, | |
| will die Bundesregierung neuerdings nichts mehr zu tun haben. Kampeter | |
| räumt zwar ein, dass der Bericht dem Kanzleramt vorliegt. Auf die Frage, ob | |
| aus den BND-Akten hervorgeht, dass in Zypern 26 Milliarden US-Dollar | |
| russischen Schwarzgelds deponiert sind, wie der Spiegel berichtet hatte, | |
| geht er jedoch nicht ein. | |
| ## SPD: Regierung spielt mit gezinkten Karten | |
| Für Andrej Hunko ist der Fall klar: „Die Antwort der Bundesregierung zeigt, | |
| dass die Kampagne gegen Zypern wegen vermeintlicher russischer | |
| Schwarzgeldkonten ein Nebelwerfer war.“ In Wahrheit gehe es um etwas ganz | |
| anderes, so der Europaexperte der Linken: um den „Ausverkauf der | |
| öffentlichen Unternehmen inklusive der Wasserversorgung, um den Zugriff auf | |
| die zyprischen Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer und um den Beitritt | |
| Zyperns zur Nato, beziehungsweise der Nato-Vorfeldorganisation PFP.“ Die | |
| krisenverursachenden Probleme würden so nicht gelöst, so Hunko. | |
| Auch die SPD glaubt, dass die Bundesregierung mit gezinkten Karten spielt. | |
| „Unter der Hand und abseits der Öffentlichkeit wird auf ein Rettungspaket | |
| für Zypern gedrängt“, sagte Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier gestern | |
| in Berlin. Er spielte damit darauf an, dass Zypern zwar ein zentrales Thema | |
| beim EU- und Eurogipfel in Brüssel werden soll, Kanzlerin Angela Merkel | |
| aber darauf beharrt, es stehe gar nicht auf der Tagesordnung. Die SPD macht | |
| ihre Zustimmung zu Finanzhilfen nun davon abhängig, dass die Banken an den | |
| Kosten beteiligt werden. | |
| „Ohne Beteiligung zypriotischer Banken und ihrer Anteilseigner darf es | |
| keine europäische Unterstützung geben“, so Steinmeier. Die SPD hatte | |
| wiederholt gegen das „Steuerparadies“ Zypern Front gemacht und mit einer | |
| Ablehnung von EU-Hilfen im Bundestag gedroht. | |
| Doch ein „Nein“ dürfte nun auch den Sozialdemokraten schwer fallen. Denn | |
| ohne eine Finanzspritze droht Zypern schon in zwei Wochen die Pleite. Dies | |
| könnte erneut die gesamte Eurozone ins Trudeln bringen, fürchten | |
| EU-Experten in Brüssel. | |
| 14 Mar 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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