# taz.de -- Vor dem EU-Gipfel: Sparen ja, Demo nein | |
> Die Brüsseler Polizei verbietet eine Demo gegen Sparpolitik. Die soll | |
> trotz wachsender Probleme in den EU-Mitgliedstaaten weitergehen. | |
Bild: Jetzt mal ehrlich: Bei dem Wetter ist Demonstrieren doch eh nix. | |
BRÜSSEL taz | Der Arabische Frühling bekommt Nachahmer in Europa. Pünktlich | |
zum EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel rufen soziale Bewegungen aus 13 | |
EU-Ländern zu einem „Europäischen Frühling“ auf. Er richtet sich gegen d… | |
strenge Sparpolitik und eine „Erosion der Demokratie“ und sollte eigentlich | |
mit einer großen Demonstration starten. Doch die Brüsseler Polizei hat den | |
Protestzug verboten. | |
Man habe nicht genügend Personal, hieß es zur Begründung. Denn gleichzeitig | |
findet in Brüssel eine große Kundgebung der europäischen Gewerkschaften | |
statt, die sich ebenfalls gegen die Sparpolitik richtet. Die Organisatoren | |
des „Europäischen Frühlings“, darunter Attac Deutschland, wollen sich nun | |
an dieser Demo beteiligen. Dennoch ist der Unmut über das Verbot groß. | |
„Das ist empörend. Wir haben das Recht, uns zu versammeln und uns gegen den | |
Angriff auf unsere Jobs zu verteidigen“, sagte Pascoe Sabido vom Corporate | |
Europe Observatory, einem der Veranstalter. Von einem „frechen Verbot“ | |
sprach der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold. Wenn Brüssel wirklich die | |
Hauptstadt Europas sein wolle, müsse es auch Demonstrationen im Zentrum | |
zulassen. | |
Die Frühlings-Bewegung fordert unter anderem eine Abschaffung aller | |
EU-Verträge, die den Sparkurs verankern. Dazu gehört auch der auf deutschen | |
Druck hin geschlossene Fiskalpakt. Die Bewegung fordert darüber hinaus die | |
Entmachtung der Finanzmärkte und eine ökologische Wende. | |
## Erfreulich wird der Gipfel nicht | |
Die EU-Chefs werden von alldem nicht viel mitbekommen. Kanzlerin Angela | |
Merkel und ihre Amtskollegen treffen sich nämlich erst am frühen Abend, | |
wenn die Kundgebung längst vorbei ist. Auf revolutionäre Frühlingsgedanken | |
dürften sie dann kaum kommen. Auf der Tagesordnung steht nämlich das | |
„Europäische Semester“, mit dem die Spar- und Reformprogramme der | |
Euroländer abgestimmt und überwacht werden. | |
Erfreulich wird das nicht werden. Während Deutschland voll auf Kurs liegt, | |
dürften Spanien, Frankreich, die Niederlande und Belgien in diesem Jahr die | |
Sparziele verfehlen. Belgien droht deshalb sogar ein Defizitverfahren, an | |
dessen Ende Millionenstrafen stehen können. | |
Frankreich darf hingegen mit Nachsicht rechnen, kündigte Währungskommissar | |
Olli Rehn an. Da Paris das strukturelle, also um konjunkturelle Einflüsse | |
bereinigte Defizit reduziere, könne es mit einer Gnadenfrist bis 2014 | |
rechnen. Grundsätzlich sei die strenge Sparpolitik aber alternativlos, | |
allenfalls könne man über eine „intelligentere“ Umsetzung nachdenken. | |
Derweil verstärkt sich nicht nur auf der Straße der Protest: Bei einem | |
Treffen der Euroländer am Rande des Gipfels wollen auch Frankreich, Belgien | |
und Italien einen Kurswechsel fordern. | |
14 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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