# taz.de -- Torkameras beim ConfedCup im Brasilien: Nie wieder ein Wembley-Tor | |
> GoalControl könnte bei der Fußball-WM in Brasilien zum Einsatz kommen. | |
> Die Fifa erteilte dem Unternehmen aus aus NRW den Zuschlag für den Test | |
> beim ConfedCup. | |
Bild: WM-Finale Deutschland - England 1966 in Wembley: Der Ball fällt von der … | |
ZÜRICH dpa | Der Fußball-Weltverband Fifa hat sich für „ GoalControl“ als | |
Anbieter der Torlinientechnik beim Confederations Cup 2013 in Brasilien | |
entschieden. Bei dem System wird der Lauf des Balls mit Kameras verfolgt. | |
Wenn es sich bewährt, soll es auch bei der WM im kommenden Jahr zum Einsatz | |
kommen. Eine endgültige Absage an andere Unternehmen ist dies aber nicht. | |
Für andere Wettbewerbe soll wieder neu ausgeschrieben werden. | |
Der Gewinner: Als letztes der vier Unternehmen hatte GoalControl aus | |
Würselen in Nordrhein-Westfalen Anfang März die Fifa-Lizenz bekommen. Das | |
System beruht auf einer dreidimensionalen Kontrolle des Balls durch 14 | |
Kameras, die auf beide Tore gerichtet sind. Überquert der Ball die | |
Torlinie, geht ein Signal an den Schiedsrichter. Tore und Bälle müssen | |
nicht extra präpariert werden. | |
Die Verlierer: Hawk-Eye. Die aus dem Tennis bekannte Technologie des | |
Fifa-Sponsors Sony stammt aus England. Bis zu sechs Kameras nehmen das | |
Spielgeschehen auf und funken Bilder an einen Computer. Dieser berechnet | |
die Position des Balles und sendet bei einem Tor ein Signal an den | |
Schiedsrichter. Schwachpunkte: Liegt ein Spieler auf dem Ball, können keine | |
Bilder aufgenommen werden und die Kosten sind sehr hoch. | |
Goalref. Das Fraunhofer Institut in Erlangen war bei der Entwicklung des | |
sogenannten intelligenten Tors maßgeblich beteiligt. Im Torrahmen wird | |
dabei ein Magnetfeld erzeugt. Der Ball enthält drei Magnetspulen. | |
Überschreitet der Ball die Torlinie, wird durch das Magnetfeld im Tor ein | |
Magnetfeld im Ball aktiviert und ein zugeschalteter Computer sendet ein | |
Signal an den Schiedsrichter. | |
Cairos. Das System der Firma aus Ismaning funktioniert mit einem durch | |
dünne Kabel erzeugten Magnetfeld hinter dem Tor. Ein Sensor im Ball erzeugt | |
ein Funksignal, wenn er sich in dem Magnetfeld befindet. Dieses Signal | |
bekommt der Schiedsrichter in einem Sekundenbruchteil auf seine Armbanduhr | |
gesendet. Getestet wurde das System im Dezember in Karlsruhe. Den | |
Fifa-Stempel bekam Cairos im Februar. | |
## „Torlinientechnik ist eine Notwendigkeit“ | |
Die Regelhüter des International Football Association Board IFAB hatten mit | |
ihrer Entscheidung zu einer Statutenänderung im Juli 2012 den Weg für die | |
Torlinientechnik frei gemacht. Zuvor war jahrelang über die Zulassung | |
debattiert worden. Fifa-Präsident Joseph Blatter legte sich erst nach der | |
krassen Fehlentscheidung bei der WM 2010 fest, als England ein reguläres | |
Tor durch Frank Lampard beim 1:4 im Viertelfinale gegen Deutschland nicht | |
zugesprochen bekam: „Torlinientechnik ist eine Notwendigkeit.“ | |
Einhundertprozentig sind die Systeme aber nicht, müssen sie auch nicht. Die | |
Fifa gestattete bei der Entwicklung der Technologie eine Toleranz von drei | |
Zentimetern. | |
Außerhalb der Fifa-Wettbewerbe hat die Technik aber noch nicht Einzug | |
gehalten. Die Uefa setzt in Champions- und Europa League weiter auf zwei | |
zusätzliche Torlinien-Assistenten, da ihr Präsident Michel Platini ein | |
großer Technikgegner ist und die Kosten gerade kleinere Verbände | |
überfordern würden. In der Bundesliga könnte ein System frühestens in der | |
Saison 2015/16 eingeführt werden. Die englische Premier League will wohl | |
das Hawk-Eye einführen. | |
3 Apr 2013 | |
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