# taz.de -- Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr: Truppenabzug ja, aber nicht so … | |
> Die Bundeswehr wird in 20 Monaten ihren Kampfeinsatz in Afghanistan | |
> beenden. Trotzdem bleiben deutsche Soldaten im Land. Wie lange, ist | |
> unklar. | |
Bild: Ein Bundeswehrsoldat beim Rückkehrappell in Deutschland. | |
BERLIN dpa | Es geht auch ohne die USA. Verteidigungsminister Thomas de | |
Maizière wollte nicht länger darauf warten, dass die Amerikaner über ihre | |
Truppenpräsenz in Afghanistan nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 | |
entscheiden. | |
Jetzt schreitet Deutschland erst einmal alleine voran. Die Bundesregierung | |
erklärte sich am Donnerstag bereit, 2015 und 2016 etwa 600 bis 800 Soldaten | |
am Hindukusch zu belassen - vor allem für die Ausbildung und Beratung der | |
afghanischen Armee. Ab 2017 sollen es immerhin noch 200 bis 300 sein. Damit | |
wird der Afghanistan-Einsatz voraussichtlich weiter zu den größten | |
Auslandseinsätzen der Bundeswehr gehören. | |
Deutschland macht als erstes Nato-Mitglied ein konkretes Angebot für ein | |
langfristiges Engagement. Die Entscheidung fiel am Donnerstag in einer | |
Sitzung der für die Afghanistan-Politik zuständigen Minister mit | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel. De Maizière und Außenminister Guido | |
Westerwelle gaben sie anschließend gemeinsam bekannt. | |
Der Verteidigungsminister hatte bereits in den vergangenen Monaten | |
durchblicken lassen, dass er das Zögern der Amerikaner nicht für hilfreich | |
hält. Aus der Truppe bekam er Druck, weil der Abzug geplant werden muss. | |
Derzeit sind noch 4.200 deutsche Soldaten am Hindukusch. Bis zu 1.200 | |
Fahrzeuge und 4.800 Container müssen nach Deutschland zurückgebracht | |
werden. | |
## Deutschland wartet nicht | |
Jetzt gibt es Planungssicherheit für die eigene Truppe. De Maizière erhofft | |
sich aber auch ein Signal in die Nato hinein. „Deshalb warten wir auch | |
nicht auf die Entscheidungen anderer“, sagte er. „Deutschland positioniert | |
sich bei diesem wichtigen Thema zu Beginn und rechtzeitig.“ | |
Die internationalen Partner forderte de Maizière auf, ebenfalls einen | |
angemessenen Beitrag zu der neuen Afghanistan-Mission zu leisten. „Das gilt | |
insbesondere für Nationen, die heute schon eine gewichtige Rolle haben.“ | |
Gemeint sind vor allem Amerikaner und Briten – die beiden einzigen Staaten, | |
die noch mehr Soldaten in Afghanistan haben als Deutschland. | |
Mit 600 bis 800 Soldaten wird die Bundeswehr mindestens fünf Prozent der | |
gesamten Nato-Truppe nach 2014 stellen. Insgesamt will das Bündnis 8.000 | |
bis 12.000 Soldaten stellen. Der deutsche Anteil würde sich damit in etwa | |
auf dem bisherigen Niveau bewegen. | |
## Truppenstatut und UN-Mandat | |
Zu der Bundeswehrtruppe sollen neben Ausbildern und Beratern auch | |
Sicherungskräfte zählen. Als Bedingungen für die Fortsetzung des Einsatzes | |
nannte de Maizière die Zustimmung der afghanischen Regierung, ein mit der | |
afghanischen Regierung vereinbartes Truppenstatut, eine angemessene | |
Sicherheitslage und ein Mandat der Vereinten Nationen. | |
Nach der Entscheidung können nun die Planungen für den Truppenabzug weiter | |
vorangetrieben werden. In der türkischen Hafenstadt Trabzon am Schwarzen | |
Meer wurde bereits ein Drehkreuz dafür aufgebaut. 80 Prozent des gesamten | |
Materials soll hier umgeschlagen werden. Die Truppenstärke wird erst ab | |
Ende Februar 2014 radikal reduziert. Von den einst mehr als 5.000 Soldaten | |
sollen dann noch maximal 3.300 übrig sein. In den letzten zehn Monaten des | |
Kampfeinsatzes kehren dann noch einmal etwa 2.500 Soldaten nach Hause | |
zurück. | |
Auch wenn es sich bei der Nachfolgemission offiziell nicht mehr um einen | |
Kampfeinsatz handelt – gefährlich dürfte es in Afghanistan trotzdem | |
bleiben. Und wie lange die Bundeswehr im Land bleiben muss, wagt heute auch | |
niemand abzuschätzen. Eines will die Bundesregierung auf jeden Fall | |
vermeiden: Der seit 2002 laufende Einsatz, der 52 deutsche Soldaten das | |
Leben kostete, soll nicht vergeblich gewesen sein. „Wir wollen, dass unser | |
mehr als ein Jahrzehnt dauernder Einsatz nachhaltig Erfolg hat“, betonte de | |
Maizière. „Wir wollen für die Zeit danach die Ergebnisse unserer Arbeit | |
sichern.“ | |
18 Apr 2013 | |
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