| # taz.de -- Kommentar EGMR-Urteil zu Timoschenko: Die Willkür ist jetzt aktenk… | |
| > Das Urteil des Straßburger Gerichts stellt fest, dass Ukraines Justiz | |
| > nicht unabhängig ist. Kommt es nicht zur Freilassung Timoschenkos, muss | |
| > die EU reagieren. | |
| Bild: Timoschenko-Anhängerin mit dem Konterfei der Politikerin bei einer Soli-… | |
| Ein Sieg auf der ganzen Linie ist der Urteilsspruch des Europäischen | |
| Gerichtshofes für Menschenrechte für Julia Timoschenko ganz sicher nicht. | |
| Dabei geht es nicht in erster Linie um diejenigen Beschwerdepunkte, wie | |
| Mißhandlung in der Haft, mit denen die ukrainische Oppositionspolitikerin | |
| in Straßburg keinen Erfolg hatte. | |
| Vor allem geht es um die juristische Feststellung, dass der gesamte Prozess | |
| eindeutig politisch motiviert gewesen sei. Dies ist beim besten Willen | |
| nicht aus dem Urteil herauszulesen. Deshalb sollten sich alle diejenigen, | |
| die jetzt die sofortige Freilassung der „politischen Gefangenen“ | |
| Timoschenko fordern und sich dabei auf den jüngsten Urteilsspruch aus | |
| Straßburg beziehen wollen, lieber in vornehmer Zurückhaltung üben. | |
| Dennoch ist die Gerichtsentscheidung auch eine Genugtuung - nicht nur für | |
| Timoschenko, sondern für alle Menschen in der Ukraine. Einmal mehr ist | |
| jetzt aktenkundig - und das von höchster Stelle -, dass von einem | |
| Rechtsstaat mit einer unabhängigen Justiz in der Ukraine keine Rede sein | |
| kann, sondern Gesetzlosigkeit und Willkür herrschen sowie Menschenrechte | |
| verletzt werden. | |
| Die entscheidende Frage ist jetzt, wie die ukrainische Regierung und dabei | |
| vor allem Staatspräsident Wiktor Janukowitsch auf das Urteil reagieren | |
| werden. Übt sich Janukowitsch in Ignoranz, so wie Russlands Staatschef | |
| Wladimir Putin das kaltschnäuzig mit Entscheidungen aus Straßburg tut? Oder | |
| erkennt er an, dass im Fall Timoschenko fundamentale Rechte verletzt | |
| wurden, was eine unverzügliche Freilassung zur Folge haben müßte? | |
| Anders als im Fall des ehemaligen Innenministers Juri Lutzenko, der | |
| unlängst begnadigt und aus der Haft entlassen wurde, lehnt Janukowitsch | |
| bisher eine Freilassung Timoschenkos strikt ab. Bleibt er dabei, so ist das | |
| nichts anderes als eine klare Absage an wirkliche Reformen und | |
| demokratische Werte. Brüssel, das immer noch ein Assoziierungsabkommmen mit | |
| Kiew in der Schublade liegen hat, sollte dieses unmissverständliche Signal | |
| zu deuten wissen. | |
| 30 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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