# taz.de -- Chef von Berlin Energie vorgestellt: Müllers Mann fürs Netz | |
> Ein Ex-Vattenfall-Manager soll für Berlin die Rekommunalisierung des | |
> Stromnetzes erkämpfen. Er verspricht Transparenz und Bürgernähe. | |
Bild: Ein Ex-Vattenfall-Mann soll alles geben. | |
Am Anfang war „Berlin Energie“ – der landeseigene Bewerber für das Berli… | |
Stromnetz – eine leere Hülle. Denn es herrschte Zeitdruck: Bald wird die | |
Netzkonzession neu vergeben. Um überhaupt im Rennen zu sein, wurde | |
vergangenes Jahr in aller Eile ein Provisorium gegründet, das jetzt langsam | |
mit Leben gefüllt wird. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) will | |
damit auch deutlich machen, dass es ihm ernst ist mit der | |
Rekommunalisierung. | |
Am Mittwoch hat er nun auf den Berliner Energietagen den Geschäftsführer | |
von Berlin Energie präsentiert: [1][Wolfgang Neldner] heißt der Mann, der | |
dafür sorgen soll, dass das Land im Vergabeverfahren eine Chance hat gegen | |
den jetzigen Betreiber Vattenfall und die weiteren Mitbewerber. | |
Müller lobt Neldner als „erfahrenen und kompetenten Netzspezialisten“. 56 | |
Jahre ist Neldner alt, Elektroingenieur von Beruf, mit Stromnetzen seit | |
Jahrzehnten befasst. Als DDR-Bürger studierte er die „Kybernetik | |
elektrischer Systeme“ in Moskau und arbeitete dann für die | |
DDR-Stromnetzgesellschaft. Nach der Wende wurde das ostdeutsche | |
Übertragungsnetz mehrfach verkauft. So landete Neldner dann auch bei einem | |
Tochterunternehmen des Vattenfall-Konzerns, bei dem er fast zehn Jahre | |
Technischer Geschäftsführer war. „Ich kenne das ostdeutsche Stromnetz wie | |
kaum ein anderer“, sagt er selbst. Dass er weiß, wie man das Netz betreibt, | |
daran zweifelt auch niemand. Aber wie steht er zur Energiewende? | |
## Begrenzten Einfluss nutzen | |
Neldner ist sich bewusst, dass der Einfluss eines Netzbetreibers begrenzt | |
ist – aber er will ihn nutzen. Dabei spart er nicht mit Superlativen: Den | |
„stärksten und und innovativsten Verteilnetzbetreiber“ will er führen, den | |
„transparentesten Netzbetreiber Deutschlands“ schaffen. Daten dürften kein | |
Monopolwissen sein, die Netzbelastung will er möglichst in Echtzeit im | |
Internet veröffentlichen. | |
Neldner sagt, er wolle Bürgernähe fördern und strebe eine enge Kooperation | |
mit Hochschulen an. Und er übt auch Kritik an Vattenfall, was den Umgang | |
mit erneuerbaren Energien angeht. Der Betreiber bekomme einen Antrag und | |
schließe an. „Da kann man mehr machen.“ Nämlich aktiv vermitteln, an | |
welchen Stellen Energieerzeugung sinnvoll ist. | |
Das alles sind Ziele, mit denen die Energieakteure aus der | |
Zivilgesellschaft durchaus übereinstimmen. Trotzdem sind sie zurückhaltend | |
in ihrer Bewertung, was den neuen Berlin-Energie-Chef angeht. Sie | |
betrachten besonders seine Vergangenheit als Vattenfall-Manager mit | |
Skepsis. Neldner könne dann leicht über alte Netzwerke einen Deal mit | |
Vattenfall aushandeln, befürchtet Michael Efler, Vertrauensperson des | |
[2][Berliner Energietischs]. Der will per Volksbegehren erreichen, dass das | |
Berliner Stromnetz wieder Landeseigentum wird und Öko-Stadtwerke gegründet | |
werden. | |
Luise Neumann-Cosel von der [3][Genossenschaft BürgerEnergie Berlin] | |
bemängelt, Senator Müller setze „auf die Energiepolitik von gestern“. Umso | |
mehr komme es auf die Bürger an: „Ohne uns wird Berlin Energie kein Motor | |
für die Energiewende werden“, prophezeit sie. Die Genossenschaft will das | |
Netz gern – zumindest zum Teil – selbst übernehmen. | |
15 May 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.neldnerconsult.eu/index.php/ueber_uns_de.html | |
[2] http://www.berliner-energietisch.net/‎ | |
[3] http://www.buerger-energie-berlin.de | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
Sebastian Erb | |
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