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# taz.de -- Straßenbau in Deutschland: Wünsch dir was beim Verkehr
> Der Bund fragt gerade die Länder, welche Straßen sie bis 2030 brauchen.
> Die melden 1.600 Projekte an – irrwitzig viele, sagen Umweltschützer.
Bild: Fahrn fahrn fahrn auf immer mehr Autobahn'.
BERLIN taz | Der Straßenbauwahnsinn in Deutschland soll auch in den
kommenden Jahrzehnten fortgesetzt werden – jedenfalls wenn es nach den
Bundesländern geht. Das geht aus einer am Donnerstag in Berlin
vorgestellten Studie des BUND hervor.
Der Umweltverband hat untersucht, wie viele neue Straßen sich die
Bundesländer für den neuen Bundesverkehrswegeplan von 2015 bis 2030
wünschen. Demnach sind bereits 1.600 Projekte für den Neu- oder Ausbau von
Autobahnen oder Bundesstraßen angemeldet. „Die Bundesländer melden
realitätsferne, unfinanzierbare und umweltzerstörerische Wunschlisten nach
Berlin“, sagte Verbandschef Hubert Weiger. Das sei ein Fiasko. „Wir
brauchen einen Neustart“, forderte er.
Bis Ende September sind die Bundesländer verpflichtet, ihre Listen mit
Straßenbauvorhaben an das Bundesverkehrsministerium zu melden. Die Behörde
wählt dann die Projekte aus, die im Rahmen des neuen
Bundesverkehrswegeplans verwirklicht werden. Bislang haben 13 Bundesländer
solche Listen erarbeitet, die der BUND ausgewertet hat. Für Hessen,
Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen liegen keine Anmeldungen vor.
Bislang glich das Tauziehen um die Verkehrsprojekte einem Trauerspiel. Die
Bundesländer meldeten eine Vielzahl von Wünschen an – hier eine Autobahn,
dort eine Ortsumgehung. Ihre Hoffnung war, am Ende möglichst viel vom
Kuchen abzubekommen, muss doch der Bund die Straßen zahlen.
Eine überregionale Priorisierung, welches Vorhaben sinnvoll und welches
Geldverschwendung ist, fand kaum statt. So soll es nun offenbar weitergehen
– obwohl Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) strengere Kriterien
bei der Auswahl der Projekte anlegen will.
## Spitzen-Wunschlisten-Produzierer Bayern
Spitzenreiter der Wunschlisten-Produzierer ist laut BUND Bayern mit rund
400 Straßenbauprojekten, die 17 Milliarden Euro kosten sollen. „Bei den
derzeitigen Mitteln für Aus- und Neubau würde die Umsetzung dieser Projekte
nicht wie geplant 15, sondern 160 Jahre dauern“, sagte BUND-Verkehrsexperte
Werner Reh.
Auch das rot-grün regierte Nordrhein-Westfalen kommt nicht gut weg. Hier
seien 330 Fernstraßenprojekte angemeldet worden – eine „exorbitant hohe
Zahl“. Teilweise richtige Planungsabsichten attestiert Reh Hamburg,
Brandenburg und Baden-Württemberg.
Besonders sinnlose Projekte sind für Reh die A 20, die eine „Rollbahn für
Container“ von den Nordseehäfen Richtung Baltikum darstelle und so dem
Schiffsverkehr durch die Ostsee schade. Ebenso unnötig seien die
Westtangente in Würzburg oder die Nordtangente in Passau. Besonders unnütz
sei die östliche Ortsumgehung im niedersächsischen Celle. „Es gibt im
Westen der Stadt bereits eine Umgehung, bei der nur drei Kilometer zur
Vollendung fehlen“, sagt Reh.
16 May 2013
## AUTOREN
Richard Rother
Richard Rother
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