# taz.de -- Der Zettelwahlkampf der SPD: Peers Traum | |
> SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück postet auf Facebook Fotos von | |
> handgeschriebenen Zetteln. Das soll Ehrlichkeit und Spontaneität | |
> demonstrieren. | |
Bild: Nur echt mit Signatur: Peers Notizen. | |
Digitales Leben ins analoge zu holen ist uncool – auch wenn es Menschen | |
geben mag, die im Echtleben „Lol“ („laughing out loud“) oder „Yolo“… | |
only live once“) sagen oder allem ein Hashtag (#) verpassen, auch wenn es | |
nicht auf Twitter steht. Aber wie gut funktioniert der Transfer andersrum? | |
Das kann man sich fragen, wenn man auf Peer Steinbrücks Zettel stößt, die | |
Teil seiner Facebook- und Twitter-Kampagne sind. | |
Auf eingescannten Zettelchen veröffentlicht er da kurze handschriftliche | |
Statements unter dem Titel [1][„P.S. kurz notiert“]. Zum [2][Mindestlohn] | |
zum Beispiel oder [3][„… zum Tag der Arbeit“]. | |
Irgendwie kann man sich das schon vorstellen, wie Steinbrück im Bundestag | |
sitzt, denkt „Schlechte Nachricht für Frauen: CDU/CSU beharrt auf ihrer | |
Position von vorgestern“ – und das kurzerhand auf die Rückseite seines | |
nächsten Redemanuskripts [4][kritzelt]. Tatsächlich aber verkündet P.S. in | |
der Rubrik meist Forderungen, die auf jedem Wahlplakat zu finden sein | |
könnten. | |
Trotzdem entsteht durch die Handschrift und gelegentliche Verweise auf | |
unpolitische Themen wie Fußball ein Eindruck, Steinbrück würde da einfach | |
mal frei heraus etwas meinen – und ganz ungefiltert veröffentlichen. | |
## Medium für geheime Botschaften | |
Auf Zetteln notiert, wer etwas ehrlich und spontan festhalten will: Seit | |
Grundschulzeiten ist er Medium für geheime Botschaften, bei dessen | |
Verfassen man sich besser nicht erwischen lassen sollte – sonst riskiert | |
man, ihn laut vor der Klasse vorlesen zu müssen. Voll exklusivem | |
Geheimwissen scheint er zu stecken, der Zettel – so wie der, den | |
Exnationaltorhüter Jens Lehmann während der WM 2006 im Viertelfinale gegen | |
Argentinien zugespielt bekam. | |
Selbst wenn es sich nur um eine To-do- oder Einkaufsliste handelt – Zettel | |
sind etwas Hochpersönliches. Gerade einer wie Steinbrück, der wegen | |
intransparenten Nebeneinkünfte in Verruf geraten ist, tut gut daran, an | |
einem ehrlichen Image zu arbeiten – und sei es mit der Veröffentlichung von | |
vermeintlich „privaten“ Zettelchen. | |
Eine gut ausgedachte Wahlwerbung, die wenig damit zu tun hat, dass der arme | |
Mann ja eigentlich nicht viel mit dem Internet am Hut hat, aber jetzt von | |
seinen Kampagnenmachern trotzdem eine Social-Media-Kampagne à la Obama | |
angehängt bekommt. Sich über Steinbrück wegen der Zettel lustig zu machen, | |
ist einfach. Aber wo ist eigentlich der Unterschied, ob man einen analogen | |
Zettel einscannt – oder ein Foto? | |
22 May 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.facebook.com/media/set/?set=a.10151334664110373.1073741825.51978… | |
[2] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151360326860373&set=a.10151334… | |
[3] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151351610345373&set=a.10151334… | |
[4] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151334671875373&set=a.10151334… | |
## AUTOREN | |
Marlene Staib | |
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