# taz.de -- US-Präsident reagiert auf Druck: CIA entdrohnt | |
> Künftig sollen die Fluggeräte nach strengeren Regeln zum Einsatz kommen, | |
> kündigt Barack Obama an. Er verspricht zudem, das Straflager Guantanamo | |
> endlich zu schließen. | |
Bild: „Unsere Nation ist immer noch bedroht": Präsident Obama am Donnerstag … | |
WASHINGTON rtr/dpa | US-Präsident Barack Obama hat strengere Regeln für den | |
Einsatz von Drohnen im Kampf gegen Extremisten angeordnet. In einer | |
außenpolitischen Grundsatzrede räumte Obama am Donnerstag indirekt ein, | |
dass die gezielte Tötung von Verdächtigen durch unbemannte Flugzeuge | |
moralisch fragwürdig sei. | |
Gleichwohl verteidigte der Präsident den Drohnen-Einsatz als wirksames | |
Instrument im Kampf gegen den Terror. Zugleich versprach Obama konkrete | |
Schritte, um das umstrittene US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba doch | |
noch zu schließen und damit ein zentrales Wahlkampfversprechen aus dem Jahr | |
2008 zu erfüllen. | |
„Unsere Nation ist immer noch bedroht“, erklärte Obama in seiner Rede an | |
der Universität für Nationale Verteidigung in Washington. Die | |
Bedrohungslage habe sich seit den Anschlägen vom 11. September 2001 aber | |
geändert. So befänden sich die USA nicht mehr in einem „unbegrenzten | |
globalen Krieg gegen den Terror“. Vielmehr verfolgten Armee und | |
Geheimdienste an verschiedenen Orten einzelne, gezielte Einsätze zur | |
Enttarnung feindlicher Netzwerke. Dies sei der Grund, weshalb die USA auch | |
in Zukunft nicht auf den Einsatz von Drohnen im Ausland verzichten könnten. | |
Obama kündigte allerdings eine deutlich rigidere Handhabung an. So entzog | |
der Oberste Befehlshaber der Streitkräfte dem Auslandsgeheimdienst CIA die | |
Zuständigkeit für Drohnen-Einsätze. Die Federführung liegt nun beim | |
Verteidigungsministerium, das die Einhaltung der strengren Richtlinien | |
überwachen soll. | |
## US-Staatsbürgerschaft kein Schutzschild | |
Bevor ein Drohnen-Einsatz künftig überhaupt genehmigt werde, müsse mit an | |
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass dabei | |
auch Zivilisten getötet oder verletzt werden könnten, sagte Obama. Die | |
unbemannten Fluggeräte würden nur noch losgeschickt, wenn die Terroristen | |
nicht gefangen werden könnten. Zudem solle ihr Einsatz nur nach Beratungen | |
mit den betroffenen Ländern erfolgen. „Wir werden die Souveränität von | |
Staaten respektieren.“ Zu Drohnen-Einsätzen auf amerikanischem Boden werde | |
es außerdem nie kommen, weil dies gegen die Verfassung verstoßen würde. | |
Trotz der schärferen Regeln bleibe die gezielte Tötung von Verdächtigen | |
aber ein Graubereich. „Zu sagen, dass eine militärische Taktik legal oder | |
sogar effektiv ist, bedeutet nicht, dass es auch weise oder über jeden | |
moralischen Zweifel erhaben ist“, sagte Obama. | |
Obama war wegen der Drohnen-Einsätze und einer Reihe weiterer | |
innenpolitischer Kontroversen in den vergangenen Wochen massiv in die | |
Defensive geraten. So räumte die US-Regierung am Mittwoch erstmals ein, | |
dass auch US-Bürger bei Angriffen unbemannter Flugzeuge getötet wurden. | |
Eines der US-Opfer soll der militante Geistliche Anwar Al-Awlaki gewesen | |
sein. Dazu sagte Obama in seiner Rede, die US-Staatsbürgerschaft dürfe | |
nicht als Schutzschild missbraucht werden, wenn ein Amerikaner ins Ausland | |
gehe, um sein eigenes Land zu bekämpfen. | |
## „Guantánamo verspottet das Recht“ | |
Beim Thema Guantánamo rief Obama den Kongress auf, bestehende Hindernisse | |
zum Transfer von Gefangenen in andere Länder zu lockern. Das Pentagon solle | |
einen Ort in den USA bestimmen, an denen Militärverfahren gegen | |
Terrorverdächtige stattfinden können. | |
„Guantánamo ist in der ganzen Welt zu einem Symbol für ein Amerika | |
geworden, das die Herrschaft des Rechts verspottet“, meinte Obama. | |
Obama hatte unmittelbar nach Amtsantritt 2009 die Schließung des weltweit | |
kritisierten Lagers versprochen. Noch immer sitzen dort 166 | |
Terrorverdächtige ein, meist seit über zehn Jahren und ohne | |
Gerichtsverfahren Präsident George W. Bush hatte das Lager nach den | |
Terrorattacken vom 11. September 2001 errichten lassen. Mehr als 100 | |
Gefangene sind derzeit im Hungerstreik, viele davon seit vielen Wochen. | |
Zwar kann der US-Präsident das Lager nicht ohne den Kongress schließen. | |
Obama kündigte aber Schritte an, um die Verlegung weiterer | |
Guantanamo-Insassen zu ermöglichen. So hob er ein Auslieferungsverbot an | |
den Jemen auf und begründete den Schritt mit eingeleiteten Reformen in dem | |
afrikanischen Land. | |
Die ersten Reaktionen auf Obamas Grundsatzrede blieben zurückhaltend. | |
Menschenrechtlern gingen Obamas Ankündigungen nicht weit genug. So äußerte | |
sich die Bürgerrechtsorganisation ACLU zum Thema Drohnenkrieg, es sei | |
schlicht falsch, dass die Regierung Menschen ohne vorherigen | |
Gerichtsprozess hinrichte. | |
Amnesty International (AI) forderte sofortige, konkrete Schritte: Bei | |
Drohneneinsätzen müsse es größere Transparenz über die juristischen | |
Entscheidungen geben. In Guantánamo solle der Transfer von Gefangenen in | |
andere Länder rasch beginnen. | |
24 May 2013 | |
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