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# taz.de -- Häftlinge in Guantanamo: Alle Namen sind jetzt öffentlich
> Erstmals hat das Pentagon die Namen aller in Guantanamo Inhaftierten
> veröffentlicht. 46 sind als „unbefristet“ eingestuft. Ein Jurist soll das
> Lager jetzt schließen.
Bild: Sollte das Lager in Guantanamo jetzt tatsächlich geschlossen werden?
WASHINGTON afp | Die US-Regierung hat erstmals die Namen aller Häftlinge
des umstrittenen Gefangenenlagers Guantanamo veröffentlicht. Auf Betreiben
zweier Zeitungen führte das Verteidigungsministerium am Montag (Ortszeit)
auf, welche Gefangenen ohne einen Prozess auf bestimmte Zeit festgehalten
werden sollen. Das Außenministerium in Washington ernannte derweil mit
Cliff Sloan nach monatelanger Vakanz des Postens einen neuen Beauftragten
für die Schließung von Guantanamo.
46 Guantanamo-Gefangene werden als „unbefristete Häftlinge“ eingestuft, wie
das Pentagon mitteilte. Es handele sich um Terrorverdächtige, die zu
gefährlich seien, um sie freizulassen. Nach Einschätzung von
US-Behördenvertretern können sie aber auch nicht vor Gericht gestellt
werden, weil sie mit brutalen Verhörmethoden befragt worden waren. Dazu
zählt das als Folter angesehene sogenannte Waterboarding, bei dem der
Betroffene das Gefühl hat zu ertrinken. Derart gewonnene Erkenntnisse
dürfen nicht vor Gericht verwendet werden.
Bei den unbefristeten Häftlingen handelt es sich um 26 Jemeniten, zehn
Afghanen, drei Saudiaraber, zwei Kuwaiter, zwei Libyer, einen Kenianer,
einen Marokkaner und einen Somalier. Zwei weitere Afghanen mit diesem
Status starben, einer durch Selbstmord und der andere an einem Herzanfall.
Die Einstufung der „unbefristeten Häftlinge“ hatte Anfang 2010 eine
Arbeitsgruppe vorgenommen, die eingesetzt worden war angesichts des
Versprechens von US-Präsident Barack Obama, Guantanamo schnell zu
schließen.
Auch die [1][Namen aller verbliebenen 166 Guantanamo-Häftlinge] gab das
Pentagon nun heraus. Erreicht hatten dies die New York Times und The Miami
Herald mit Anträgen, in denen sie sich auf die Informationsfreiheit
beriefen. Gegen 34 Häftlinge könnte den Angaben zufolge ein
Gerichtsverfahren angestrengt werden. Zu ihnen zählt der mutmaßliche
Chefplaner der Terroranschläge vom 11. September 2001, Khalid Sheikh
Mohammed. Er erschien am Montag mit vier weiteren mutmaßlichen Drahtziehern
zu einer Anhörung vor einem Sondergericht des US-Militärs auf Guantanamo.
## Neuer Beauftragter für die Schließung
Die Menschenrechtsgruppe [2][Human Rights First] erklärte, die Enthüllungen
seien „begrüßenswert, wenn auch längst überfällig“. Das US-Außenminis…
ernannte unterdessen den Juristen Sloan zum neuen Beauftragten für die
Schließung von Guantanamo. Der Posten war mehrere Monate vakant gewesen.
Die Neubesetzung zeige das Engagement der Regierung für die Schließung von
Guantanamo, sagte Ministeriumssprecherin Jennifer Psaki.
Obama hatte [3][Ende Mai versprochen], einen neuen Anlauf für eine
Auflösung des Lagers zu unternehmen. Sein Vorgänger Georg W. Bush hatte das
Gefängnis für Terrorverdächtige nach den Anschlägen vom 11. September 2001
auf einer US-Militärbasis auf Kuba eingerichtet. Menschenrechtsgruppen
prangern an, dass die Insassen in Guantanamo ohne rechtsstaatlichen Schutz
festgehalten werden. Bislang scheiterten Obamas Versuche, das Lager zu
schließen, am Widerstand aus dem Kongress. Vor vier Monaten begann in dem
Gefangenenlager ein Hungerstreik, an dem sich mittlerweile 104 Häftlinge
beteiligen.
Obama will unter anderem die Überstellung von jemenitischen Häftlingen in
ihr Heimatland, die vor mehreren Jahren aus Sicherheitsgründen gestoppt
worden war, wieder erlauben. Außerdem beauftragte er das Pentagon mit der
Suche nach einem Standort in den USA, an den die Militärprozesse gegen
mutmaßliche Terroristen verlegt werden könnten.
18 Jun 2013
## LINKS
[1] http://projects.nytimes.com/guantanamo/detainees
[2] http://www.humanrightsfirst.org/
[3] /US-Praesident-reagiert-auf-Druck/!116783/
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