# taz.de -- EU-Minister streiten über Pleitebanken: Wer soll wie viel zahlen u… | |
> Nach 19 Stunden Verhandlung gab es immer noch kein Ergebnis: Die | |
> EU-Finanzminister streiten sich darüber, wie viel Aktionäre für die | |
> Abwicklung von maroden Banken zahlen sollen. | |
Bild: Will sich Zeit lassen: Bundesfinanzminister Schäuble mit französischem … | |
LUXEMBURG dpa | Zwischen den 27 EU-Staaten bleiben neue Regeln für die | |
Abwicklung maroder Banken umstritten. Nach gescheiterten Verhandlungen | |
wollen die EU-Finanzminister am kommenden Mittwoch einen neuen Anlauf | |
machen, um gemeinsame Regeln für die Abwicklung von Banken in Schieflagen | |
aufzustellen. Am frühen Samstagmorgen gingen die Minister nach 19-stündigen | |
Marathonverhandlungen in Luxemburg ohne Ergebnis auseinander. | |
Die EU-Staaten wollen das Abwicklungsgesetz noch bis Ende des Monats auf | |
den Weg bringen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gab sich | |
optimistisch: „Ich bin zuversichtlich, dass man es schaffen kann.“ Er habe | |
dafür plädiert, “dass wir die Dinge nicht um jeden Preis übers Knie | |
brechen.“ | |
Die Einzelheiten seien sehr kompliziert und die Interessen der Staaten | |
unterschiedlich. Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici resümierte: | |
„Wir sind sehr nahe an einem Abschluss.“ Der Kompromiss soll noch vor dem | |
EU-Gipfel geschmiedet werden. Das zweitägige Spitzentreffen beginnt an | |
diesem Donnerstag in Brüssel. | |
Die EU will künftig bei Bankenschieflagen die Steuerzahler entlasten. In | |
der Krise ist die Bankenrettung bislang vor allem auf die Kosten der Bürger | |
gegangen. Stattdessen sollen Aktionäre und Gläubiger stärker in die Pflicht | |
genommen werden. Die gemeinsamen Abwicklungsregeln sind ein Pfeiler der | |
angestrebten Bankenunion, die Bankenkrisen künftig verhindern soll. | |
## Wieviel zahlen die Aktionäre? | |
Nach Diplomatenangaben war vor allem der Beitrag strittig, den Aktionäre | |
und Gläubiger von angeschlagenen Banken leisten sollen. Die EU-Staaten | |
ringen noch um die Lastenteilung zwischen Gläubigern, Einlegern und | |
öffentlichen Institutionen bei Bankenschieflagen. Es gibt einen tiefen Riss | |
zwischen Euro-Staaten, die den Rettungsschirm ESM haben, und den EU-Staaten | |
ohne die gemeinsame Währung. | |
Der irische Finanzminister Michael Noonan, der die Treffen derzeit leitet, | |
sagte: "Es ist vor allem eine Frage zwischen Nicht-Euro- und Euro-Ländern." | |
Länder ohne Euro-Währung pochen auf mehr Spielraum bei der Rettung, da sie | |
keinem gemeinsamen Fonds angehören. Der ESM hilft klammen Eurostaaten aus | |
der Patsche, wenn die Zahlungsunfähigkeit droht. | |
Einige Länder wie Schweden fordern mehr nationalen Spielraum. Der | |
schwedische Minister Anders Borg warnte: „Wenn wir ein sehr strenges System | |
aufbauen, das in der Praxis kaum funktionieren kann, wird dies mehr | |
Unsicherheit in der europäischen Wirtschaft verursachen, als wir vorher | |
hatten.“ | |
Kleinsparer sind bei dem Vorhaben geschützt, da Kundengelder bis zu 100.000 | |
Euro dank der gesetzlichen Einlagensicherung sicher sind. Die Regeln für | |
die Bankenabwicklung sind ein zentraler Punkt der geplanten Bankenunion. | |
## Zehn Jahre Zeit für einen Nationalfonds | |
Nach deutschem Vorbild sollen alle EU-Länder nationale Krisenfonds | |
aufbauen, in die Banken selbst einzahlen müssen. Aus diesen Töpfen sollen | |
dann die Kosten der Abwicklung bestritten werden. Unter Abwicklung versteht | |
man entweder die Schließung oder die erhebliche Verkleinerung einer Bank. | |
Für den Aufbau nationaler Fonds sollen die EU-Staaten zehn Jahre Zeit | |
bekommen. | |
Die Debatten zogen sich den ganzen Freitag und die Nacht zum Samstag hin. | |
Lange stritten die Staaten um Sonderwünsche. So will Großbritannien statt | |
eines Fonds an seiner Steuer festhalten, die Banken zahlen müssen. | |
22 Jun 2013 | |
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