# taz.de -- NSA-Spionage im Wahlkampf: SPD und Grüne finden Thema | |
> Die Opposition fragt, was Merkel von der Abhöraktion der USA wusste. | |
> Sollte der BND beteiligt gewesen sein, wäre das ein Wahlkampfgeschenk. | |
Bild: Geht gar nicht, lässt die Kanzlerin ausrichten | |
BERLIN taz | SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Konsequenzen für die | |
Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA | |
gefordert. Wenn die EU-Gebäude in Washington verwanzt seien, könne man | |
keine Verhandlungen führen. Er warf Kanzlerin Merkel vor, zu defensiv zu | |
sein. „Es könnte den Eindruck nähren, dass sie mehr weiß, als bekannt | |
geworden ist.“ | |
Auch von den Grünen kam scharfe Kritik. Das Ausmaß der Spähaktionen sei | |
nicht mit der Terrorabwehr zu erklären, sagte Fraktionschef Jürgen Trittin. | |
„Hier scheint es offensichtlich um Spionage zu gehen, offensichtlich auch | |
um Wirtschaftsspionage.“ | |
Das Magazin Spiegel hat über Lauschangriffe des amerikanischen | |
Abhörgeheimdienstes auf EU-Einrichtungen berichtet. Demnach habe die | |
National Security Agency (NSA) auch in Deutschland monatlich rund eine | |
halbe Milliarde Telefonate, E-Mails oder SMS überwacht. Laut der britischen | |
Zeitung The Guardian spähte die NSA auch die diplomatischen Vertretungen | |
Frankreichs, Italiens und Griechenlands in Washington und bei den Vereinten | |
Nationen aus. | |
Die Berichte sorgten für Aufregung im Berliner Betrieb, der sich eigentlich | |
in die Sommerpause verabschieden wollte. Merkel ließ ihren Sprecher Seibert | |
die Affäre ungewöhnlich scharf kommentieren: Sollten sich die Berichte | |
bestätigen, „dann müssen wir ganz klar sagen: Abhören von Freunden, das ist | |
inakzeptabel, das geht gar nicht.“ | |
## Einige Empörung | |
Die Regierung betrieb hektisch Krisenkommunikation. Es habe am Wochenende | |
Kontakte „auf hoher Arbeitsebene“ zwischen Kanzleramt und Weißem Haus | |
gegeben, sagte Seibert. Merkel will in Kürze persönlich mit US-Präsident | |
Barack Obama sprechen. Am Montag lud das Außenamt US-Botschafter Philip | |
Murphy vor, und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) telefonierte mit der | |
EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. | |
In der Empörung über die NSA waren sich Regierung und Opposition einig. SPD | |
und Grüne konzentrieren sich allerdings auf eine Frage: Was wusste die | |
Kanzlerin? SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstellte Merkel eine | |
Mitwisserschaft. „Die Reaktion der Kanzlerin lässt den Verdacht zu, dass | |
ihr die Ausspähung […] zumindest dem Grunde nach durchaus bekannt war“, | |
schrieb Gabriel in der FAZ. Er forderte Merkel auf, zu „sagen, ob sie davon | |
gewusst und es geduldet hat“. | |
Im Bundestag ist das Parlamentarische Kontrollgremium dafür zuständig, die | |
Arbeit der deutschen Geheimdienste zu überwachen. Das Gremium wird sich auf | |
einer Sondersitzung am Mittwoch mit der Rolle des Bundesnachrichtendienstes | |
BND befassen. | |
Die Rolle des BND ist entscheidend. Der Austausch von Daten oder die | |
Kooperation zwischen befreundeten Geheimdiensten ist üblich. Wenn der BND | |
auch über die Bespitzelung Bescheid wusste, stünde Merkel im Fokus. Denn | |
der BND informiert sie und die Regierung. Wusste der BND nichts, wäre dies | |
eine Vorlage für die Opposition, der Behörde Unfähigkeit vorzuwerfen. | |
1 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
## TAGS | |
Wahlkampf | |
BND | |
NSA | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
Schwerpunkt Überwachung | |
BND | |
Parlamentarisches Kontrollgremium | |
Steinbrück | |
USA | |
Schwerpunkt Angela Merkel | |
USA | |
NSA | |
NSA | |
Internet | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kommentar Email-Briefgeheimnis: Neuland für Grüne | |
Die Grüne fordern ein Email-Briefgeheimnis und zeigen, wie wenig sie den | |
NSA-Spähskandal durchdrungen haben. Das Problem ist nicht das deutsche | |
Recht. | |
Kontrolle der Geheimdienste: Im Saal der Ahnungslosen | |
Elf Bundestagsabgeordnete sollen herausfinden, ob der BND und das | |
Kanzleramt in der Prism-Affäre lügen. Die Geschichte einer Überforderung. | |
Wahlkampfpapier von Steinbrück: SPD will 80 Milliarden Euro verteilen | |
Falls er die Bundestagswahl gewinnt, will Kanzlerkandidat Steinbrück in | |
Bildung und Infrastruktur investieren. Zur Finanzierung gibt es | |
Steuererhöhungen. | |
Nach der Snowden-Affäre: Profit statt Bürgerrechte | |
Trotz der NSA-Spionage will die EU mit den USA über das Feihandelsabkommen | |
verhandeln. Die Affäre soll jetzt nur im Ausschuss aufgeklärt werden. | |
Kommentar Merkel und NSA-Schnüffelei: Nur scheinbar stark | |
Warum wussten Merkels Geheimdienste nichts von den US-Schnüfflern? Oder war | |
doch schon alles vorab bekannt – auch im Kanzleramt? | |
NSA bespitzelt Deutschland: Anlasslose Überwachung | |
Warum es nicht egal ist, dass der US-Geheimdienst NSA und andere Behörden | |
so viele Informationen sammeln. Eine Handreichung. | |
NSA-Spionage gegen die EU: Barroso sucht nach Wanzen | |
Weltweit unterzieht die EU ihre Büros einer umfassenden | |
Sicherheitsüberprüfung. Deutsche Industrieverteter zeigen sich derweil | |
besorgt über das Ausmaß der Spionage. | |
Kommentar NSA-Spionage: Viel Empörung, wenig Wissen | |
Das Ausmaß der Überwachung durch die NSA mag überraschen – dass sie | |
stattfindet sollte europäischen Politikern eigentlich klar gewesen sein. | |
taz-Grafik zur Internet-Überwachung: Die Welt der Datenspione | |
Alle paar Tage liefert der Whistleblower Snowden neue Erkenntnisse über die | |
Überwachung des Internets durch Geheimdienste. Wir zeigen den Datenfluss. |