# taz.de -- Neue Atomgespräche mit Iran: Historische Höhenflüge | |
> Die Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm sollen Mitte Oktober | |
> fortgesetzt werden. Darauf einigte sich die 5+1-Gruppe mit dem iranischen | |
> Chefdiplomaten. | |
Bild: Sie haben alle gut lachen. Offen ist noch, wer zuletzt lacht. | |
NEW YORK afp | Aufbruchstimmung im Atomstreit mit dem Iran: Die | |
Außenminister der fünf UN-Vetomächte und Deutschlands verständigten sich am | |
Donnerstag in New York mit dem iranischen Chefdiplomaten Mohammed Dschawad | |
Sarif darauf, Mitte Oktober wieder über das umstrittene Nuklearprogramm | |
Teherans zu verhandeln. Am Rande der Sitzung der sogenannten 5+1-Gruppe kam | |
es zu einem historischen Zweiergespräch zwischen Sarif und US-Außenminister | |
John Kerry. | |
Die nächste Verhandlungsrunde werde am 15. und 16. Oktober in Genf | |
stattfinden, erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton, die den | |
5+1-Prozess koordiniert. Seit Jahren bemühen sich die fünf ständigen | |
Sicherheitsratsmitglieder USA, Russland, China, Frankreich und | |
Großbritannien zusammen mit Deutschland um eine Beilegung des Atomstreits - | |
bislang ohne Erfolg. | |
Auch die jüngsten Gespräche im April im kasachischen Almaty waren ohne | |
Ergebnisse geblieben. Der im Juni gewählte neue iranische Präsident Hassan | |
Ruhani nährte mit moderaten Tönen zuletzt aber Hoffnungen auf ein Ende der | |
Eiszeit zwischen Teheran und dem Westen. | |
Sarif hatte als erster Chefdiplomat seines Landes an einer Sitzung der | |
5+1-Gruppe teilgenommen und saß dort neben Kerry. Beide Minister tauschten | |
sich anschließend auch eine halbe Stunde lang unter vier Augen aus und | |
schüttelten sich die Hand - es war eine der hochrangigsten Begegnungen von | |
Vertretern beider Länder seit der Islamischen Revolution von 1979. Im Jahr | |
darauf hatte Washington nach der Besetzung der US-Botschaft in Teheran | |
durch radikale Studenten die diplomatischen Beziehungen zum Iran | |
abgebrochen. | |
Sarif sprach bei einer Veranstaltung der Denkfabriken Asia Society und | |
Council on Foreign Relations in New York am Donnerstagabend von „sehr guten | |
und substanziellen“ Gespräche mit Kerry. Er hoffe, „binnen eines Jahres“ | |
die Verhandlungen abzuschließen. „Ich dachte, ich wäre zu ambitioniert, | |
fast schon naiv, aber ich habe gesehen, dass einige meiner Kollegen sogar | |
noch ambitionierter waren und noch schneller voranschreiten wollten.“ | |
## Der Ton macht die Musik | |
Vor Sarif hatte bereits Ruhani bei dem Forum am Rande der UN-Generaldebatte | |
gesprochen. Er sicherte zu, dass er die Verhandlungen „mit gutem Willen“ | |
angehen werde. Seine Regierung sei bereit, sich „ernsthaft“ zu beteiligen | |
und „so schnell wie möglich“ eine Einigung zu erreichen. Der „Washington | |
Post“ hatte Ruhani zuvor gesagt, er strebe eine Lösung innerhalb von drei | |
bis sechs Monaten an. | |
Kerry lobte nach der 5+1-Sitzung, dass Sarifs Auftreten im Vergleich zu | |
früheren iranischen Regierungen „sehr unterschiedlich in der Tonlage“ | |
gewesen sei. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich | |
optimistisch. „In dieser Woche hat sich ein Fenster der Gelegenheit | |
geöffnet“, sagte er. Westerwelle rief Teheran auf, nun bei den | |
Verhandlungen über sein Atomprogramm ernst zu machen: „Worte sind nicht | |
genug. Was zählt sind Taten, sind greifbare Ergebnisse.“ | |
Der Iran steht im Verdacht, unter dem Deckmantel eines zivilen | |
Nuklearprogramms Atomwaffen zu entwickeln. Teheran weist dies zurück, doch | |
die internationale Gemeinschaft hat scharfe Sanktionen verhängt. Kerry | |
stellte in einem Interview mit dem US-Sender CBS eine Lockerung der | |
Strafmaßnahmen in Aussicht, wenn die iranische Regierung voll kooperiere. | |
Auf die Frage, ob eine Einigung in drei bis sechs Monaten erfolgen könnte, | |
antwortete er: „Natürlich, das ist möglich.“ | |
Der enge US-Verbündete Israel beäugt die neuen Töne aus Teheran argwöhnisch | |
und fürchtet weiter einen nuklear bewaffneten Iran. Der israelische | |
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der einen Militärschlag gegen | |
iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen hat, nannte Ruhani einen „Wolf | |
im Schafspelz“. | |
27 Sep 2013 | |
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