# taz.de -- Telefonat zwischen Obama und Rohani: Großer Satan spricht mit bös… | |
> Es dauerte 15 Minuten: Nach mehr als drei Dekaden gab es erstmals | |
> direkten Kontakt zwischen dem Weißen Haus und Irans Staatsspitze. Wer | |
> aber machte den ersten Schritt? | |
Bild: Taut der heiße Draht das Eis auf? Obama quatscht mit Rohani | |
WASHINGTON ap/dpa | Nach mehr als drei Jahrzehnten Eiszeit mehren sich die | |
Zeichen der Entspannung zwischen den USA und dem Iran. US-Präsident Barack | |
Obama telefonierte mit seinem neuen iranischen Kollegen Hassan Rohani und | |
lobte anschließend den „angeregten“ Kontakt. Aus dem Iran kamen allerdings | |
am Samstag auch skeptische Reaktionen. | |
Staats- und Regierungschefs beider Länder hatten seit der iranischen | |
Revolution vor 36 Jahren keine direkten Gespräche mehr geführt. Darin | |
spiegele sich das „tiefe Misstrauen zwischen unseren Ländern“, sagte Obama. | |
Unklar ist, auf wessen Initiative das Gespräch zwischen Barack Obama und | |
Hassan Rohani erfolgt ist. Beide Seiten geben an, der jeweils andere habe | |
den ersten Schritt unternommen. „Auf dem Weg zum Flughafen (in New York) | |
wurde uns mitgeteilt, dass Präsident (Barack) Obama an einem kurzen | |
Telefongespräch mit mir interessiert sei“, sagte Ruhani am Samstag bei | |
seiner Rückkehr nach Teheran. | |
Dagegen sagte US-Sicherheitsberaterin Susan Rice dem Sender CNN, die | |
iranische Seite habe Bedarf angemeldet. Das Gespräch sei „herzlich“ und | |
„konstruktiv“ gewesen. Es habe einschließlich der Übersetzungen etwa 15 | |
Minuten gedauert. Die israelische Regierung sei informiert gewesen, | |
erklärte ein US-Regierungsbeamter. | |
Ein Treffen zwischen Obama und Rohani am Rande der UN-Vollversammlung in | |
New York war diese Woche nicht zustande gekommen. Ruhani erklärte auch, | |
warum. Demnach war die von der US-Seite gewährte Zeit zu kurz für ein | |
Gespräch über die verschiedenen Themen. „Deshalb habe ich das Treffen auch | |
abgesagt“, sagte Ruhani. | |
Doch unterhielten sich die Außenminister John Kerry und Dschawad Sarif über | |
das iranische Atomprogramm. Dies ist einer der wichtigsten Konfliktpunkte | |
zwischen beiden Ländern. | |
## Iranische Hardliner: Gespräch war sinnlos | |
Obama sprach vom Weißen Haus aus mit Ruhani. Er erklärte anschließend, es | |
werde sicherlich einige Hindernisse im Atomstreit zu überwinden geben. „Ein | |
Erfolg ist keinesfalls garantiert.“ Dennoch glaube er, „dass wir eine | |
umfassende Lösung erzielen können.“ Er und Rohani hätten ihre Teams | |
angewiesen, rasch auf ein Abkommen hinzuarbeiten. Mitte Oktober soll es in | |
Genf erneut internationale Verhandlungen über das Atomprogramm geben. | |
Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen | |
Atomprogramms den Bau einer Atomwaffe anzustreben. Teheran bestreitet dies. | |
Nach einem Treffen der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder und | |
Deutschlands mit Sarif hatten beide Seiten eine neue, positive Atmosphäre | |
gelobt und von einem "Fenster der Gelegenheit" gesprochen, den Streit | |
diplomatisch beizulegen. | |
Im Iran bewerteten einige Hardliner das Telefonat von Obama und Ruhani | |
allerdings kritisch. Die Webseite Rajanews.com kommentierte, es gebe keine | |
Rechtfertigung für das Gespräch mit dem „großen Satan“. Dieses sei sinnl… | |
gewesen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Alaeddin | |
Borudscherdi, nannte das Telefonat einen Beweis für die Macht des Iran. | |
Rohani hatte während seines Besuchs der UN-Vollversammlung in dieser Woche | |
wiederholt betont, dass er die „volle Autorität“ habe, auf die USA | |
zuzugehen. Beobachter werteten das als Hinweis, dass Rohani die | |
Unterstützung des geistlichen Führers des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, | |
habe. | |
28 Sep 2013 | |
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