# taz.de -- Lobbyist der Woche: Der Waffenkiller | |
> Dr. Paul Walker wäre genau der richtige für die Kontrolle und Beseitigung | |
> der syrischen Giftgasarsenale. Nun erhielt er den Alternativen | |
> Nobelpreis. | |
Bild: In Sachen Chemiewaffen mehr als nur qualifiziert: Paul Walker. | |
Einer wie Dr. Paul Walker wird in den nächsten Monaten noch dringend | |
gebraucht – für die Kontrolle und Beseitigung der syrischen | |
Giftgasarsenale. Am Donnerstag erhielt der 67-jährige US-Amerikaner in | |
Stockholm den Alternativen Nobelpreis für seine „unermüdlichen | |
Anstrengungen, die Welt von chemischen Waffen zu befreien“. | |
Seit mehr als 35 Jahren engagiert sich Walker als Lobbyist und Praktiker | |
für die Rüstungskontrolle und das Verbot von Massenvernichtungswaffen. Der | |
Weg zu dieser „Lebensaufgabe“ verlief keineswegs gradlinig: Der Erziehung | |
in einer jesuitischen Schule folgten Ende der Sechziger, auf dem Höhepunkt | |
des Vietnamkriegs, der Militärdienst und ein Praktikum in der | |
US-Regierungsagentur für Rüstungskontrolle und Abrüstung. | |
Walker studierte Politikwissenschaften und internationale Beziehungen in | |
Washington, er lehrte an der Harvard University – und er war Mitbegründer | |
des „Verbands besorgter Wissenschaftler“ in den USA. In deren Auftrag | |
organisierte er 1980 die erfolgreiche Kampagne gegen die von der damaligen | |
Reagan-Regierung geplante Stationierung mobiler MX-Interkontinentalraketen. | |
Sie hätte zu einer gefährlichen Eskalation des nuklearen Wettrüstens mit | |
der Sowjetunion geführt. | |
In der US-Sektion von „Green Cross“, einer Organisation, die der ehemalige | |
sowjetische Präsident Michael Gorbatschow nach Ende des Kalten Kriegs | |
gegründet hatte, wurde Walker 1995 Direktor für Umweltsicherheit und | |
Nachhaltigkeit. | |
Zwei Jahre später trat das internationale Abkommen zum Chemiewaffenverbot | |
in Kraft. Seitdem war Walker an der umweltsicheren Vernichtung von 55.000 | |
Tonnen chemischer Waffen beteiligt – also an 80 Prozent des weltweit | |
bekannten Arsenals. Da sind die rund 1.000 Tonnen in Syrien auch noch zu | |
schaffen. | |
27 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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