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# taz.de -- Hanf-Legalisierung in der Karibik: Freies Kiffen unter Palmen
> Viele karibische Staaten stehen der Freigabe der Marihuana-Pflanze
> positiv gegenüber. Für Touristen gibt es schon Ausflüge zu den
> Ganja-Feldern.
Bild: Jamaika: Stone free!
SANTO DOMINGO taz | Beim diesjährigen Karneval in der puerto-ricanischen
Hafenstadt Ponce ließen ein paar Pailletten und Strass behängte Teilnehmer
des Kostümumzugs schon mal den Blick in die Ferne schweifen. Ein
überdimensionaler Joint mit der Aufschrift „Lass es wachsen“ präsentierten
sie den Schaulustigen bei der Festparade. Zukunftsträume noch für die
Kiffer auf der viergrößten Karibikinsel, die mit den USA frei assoziiert
ist.
Aber der Traum könnte schon bald Wirklichkeit werden. Denn mehrere
Mitglieder des Parlaments wollen jetzt das gesetzliche Verbot des
Marihuana-Konsums aufheben – wenn auch vorerst nur „zu medizinischen
Zwecken“. Eine entsprechende Studie hat der Senat der ehemaligen spanischen
Kolonie beschlossen.
Puerto Rico macht den Vorreiter, aber die Mehrzahl der 15 Mitgliedstaaten
der Karibischen Gemeinschaft Caricom, bei der Puerto Rico nur einen
Beobachterstatus hat, steht einer möglichen „Legalisierung“ der
berauschenden Pflanze mit ihren Heilwirkungen inzwischen auch
aufgeschlossen gegenüber.
„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass Caricom auf regionaler Ebene sich
diesem Thema sensibel, konzentriert und ohne Hysterie annimmt“, plädierte
der Premierminister von St. Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves,
für einen liberaleren Umgang mit dem illegalen Hanfkonsum innerhalb der
karibischen Wirtschaftsgemeinschaft. Das Thema soll auf die Sitzung der
Karibikstaaten im Februar auf die Tagesordnung gesetzt werden.
## Platz in den Gefängnissen schaffen
Die Initiative ist nicht selbstlos, denn ein Viertel aller Häftlinge auf
St. Vincent und den Grenadinen sind wegen des Konsums oder des Handels mit
Marihuana verurteilt worden. Würde die Gesetzgebung liberalisiert, würden
sich nicht nur dort die Gefängnisse leeren, auch auf Dominica, den Saint
Kitts und Nevis sowie Saint Lucia wären wieder Plätze hinter Gitter frei
für die steigende Zahl von gewalttätigen Landesbewohner.
In St. Lucia sind ein Drittel der straffälligen Frauen wegen Drogenbesitzes
verurteilt worden. Während in St. Kitts und Navid der Anteil der
Drogenkriminalität an der Gesamtstatistik bei vier Prozent liegt, liegt St.
Vincent mit elf Prozent an der Spitze der Dreiergruppe.
Auch auf der Reggae-Insel Jamaika, für deren Rasta-Community das Kiffen
eine spirituell-religiöse Frage ist, und wo der Marihuanakonsum zwar seit
1903 unter Strafe steht, aber von der Polizei bei den Rastafaris
stillschweigend geduldet wird, regen sich liberale Stimmen.
## Traum von „Made in Jamaica“
Der angesehene jamaikanische Mediziner Henry Lowe hat in der größten
Tageszeitung Jamaika Gleaner gefordert, eine Studie über die Vorzüge des
Anbaus und Verarbeitung der im Land Ganja genannten Pflanze zu geben.
Unternehmer träumen davon, kosmetische und pharmazeutische Hanfprodukte
„made in Jamaica“ vertreiben zu können. Auch die chronisch leere
Staatskasse könnte so eine kräftige Steuerspritze erhalten, wird
argumentiert.
Im Tourismus haben Rastas bereits die Marktlücke erkannt. Sie bieten
Touristen jetzt spezielle Ausflüge zu den Ganja-Feldern in den
jamaikanischen Bergregionen ab. Besucher müssen aber zuvor mit dem
Reiseführer einen Joint rauchen – möglicherweise um sicherzustellen, dass
sich nicht Polizisten unter die Hanfurlauber mischen.
30 Sep 2013
## AUTOREN
Hans-Ulrich Dillmann
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