| # taz.de -- Athen geht gegen Rechtsextreme vor: Kein Geld für Nazi-Partei | |
| > In Griechenland wurden Details über die Goldene Morgenröte | |
| > veröffentlicht. Nun soll der Neonazi-Partei die staatliche Finanzierung | |
| > gestrichen werden. | |
| Bild: Festnahme von Christos Pappas, Abgeordneter der Goldenen Morgenröte | |
| ATHEN dpa | Nach der Festnahme von Funktionären der rechtsradikalen Goldene | |
| Morgenröte (Chrysi Avgi) will Griechenlands Regierung der Partei den | |
| Geldhahn zudrehen. Geplant ist dazu ein Gesetz zur Parteienfinanzierung, | |
| das „so bald wie möglich“ vom Parlament gebilligt werden soll, wie ein | |
| Regierungssprecher am Montag der Nachrichtenagentur dpa sagte. | |
| Demnach sollen staatliche Zuwendungen künftig wegfallen, wenn die Justiz | |
| wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung Anklage erhebt und mindestens | |
| zehn Prozent der Abgeordneten oder hohen Funktionäre einer Partei betroffen | |
| sind. Zurückgenommen würde die Maßnahme nur dann, wenn Gerichte die | |
| Angeklagten in letzter Instanz freisprechen. Weiter prüfe das Präsidium des | |
| Parlaments Möglichkeiten, Diätenzahlungen an die angeklagten Abgeordneten | |
| einzustellen, solange das Verfahren gegen sie andauert. | |
| Die Staatsanwaltschaft beim höchsten griechischen Gerichtshof (Areopag) hat | |
| derweil in einem neunseitigen Dokument die Tätigkeiten und die Organisation | |
| der Goldene Morgenröte beschrieben. Das Dokument wurde am Montag in fast | |
| allen griechischen Zeitungen veröffentlicht. | |
| Für die Goldene Morgenröte ist demnach blinde Gewalt Selbstzweck. „Für sie | |
| ist die Gewalt die Nachricht“, heißt es in dem Dokument. Mitgliedern der | |
| Partei werden Totschlag, Körperverletzung, Rassismus, Geldwäsche, | |
| Raubüberfälle, Erpressung, Brandstiftung und Sprengstoffanschläge | |
| vorgeworfen. Moralischer Drahtzieher sei die Führungsriege der Partei. Die | |
| Aktivitäten der Rechtsradikalen seien identisch mit denen einer kriminellen | |
| Vereinigung. Ihre kriminellen Handlungen würden nicht etwa unter | |
| emotionalem Druck oder zufällig begangen. Sie seien das Ergebnis einer | |
| genauen Planung. | |
| ## Bedenkenloser Gehorsam | |
| Zudem gelte das „hitlersche Dogma des Führerprinzips“, so die Formulierung | |
| der Staatsanwälte. Demnach haben alle Unterorganisationen und einzelne | |
| Mitglieder den Entscheidungen ihres jeweiligen Führers bedenkenlos und ohne | |
| Fragen zu folgen. Die oberste Autorität lag demnach beim Chef der Partei, | |
| Nikolaos Michaloliakos. Die Rechtsradikalen sähen zudem alle als | |
| „Untermenschen“ an, die nicht zur „Volksgemeinschaft der Rasse (der | |
| Griechen) gehören“. | |
| Dem Schlag gegen die Neonazi-Partei war der gewaltsame Tod des linken | |
| Rappers Pavlos Fyssas vorausgegangen, der am 18. September in Piräus von | |
| einem Rechtsradikalen niedergestochen worden war. Bereits in den | |
| vergangenen Monaten hatte es zahlreiche Überfälle mit rassistischem | |
| Hintergrund gegeben. Die Polizei zählte vier Tote und rund 400 Verletzte. | |
| Demoskopen hatten in den Tagen unmittelbar nach der Fyssas' Tötung des | |
| erhebliche Verluste für die Rechtsradikalen gemessen. Mit Spannung werden | |
| in den kommenden Tagen neue Umfragen erwartet. Experten sehen in den rund | |
| 500.000 Wählern der Goldenen Morgenröte kaum überzeugte Rechtsradikale. Die | |
| meisten von ihnen hätten aus Verzweiflung und Wut über die Folgen der | |
| schweren Finanzkrise ihres Landes die Politiker der etablierten Parteien | |
| bestrafen wollen. | |
| Die Goldene Morgenröte war vor 16 Monaten mit 18 Abgeordneten in das 300 | |
| Sitze umfassende Parlament in Athen eingezogen. Wie die griechische Presse | |
| berichtete, erhielt sie seitdem neben den Abgeordnetendiäten zusätzlich 1,7 | |
| Millionen Euro aus dem Staatshaushalt. | |
| 30 Sep 2013 | |
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