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# taz.de -- Verwirrspiel um Tebartz-van Elst: Der Bischof grüßt aus Rom
> Der umstrittene Limburger Bischof ist überraschend doch schon in den
> Vatikan gereist. Unterdessen wurde bekannt, dass er die Baukosten
> jahrelang verschleiert haben soll.
Bild: Legt sein Amt noch nicht nieder: Limburgs Bischof Tebartz-van Elst.
LIMBURG dpa | Vor der mit Spannung erwarteten Rom-Reise des Limburger
Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst sind am Wochenende immer neue
Vorwürfe lautgeworden. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung (FAS) sollen jahrelang Baukosten unter der Verantwortung
des Bischofs [1][verschleiert worden sein]. Zudem drohen dem Bistum weitere
Rechnungen wegen Schäden an Straßen und Hausfassaden. Bistumssprecher
Martin Wind bestätigte am Sonntag: „Für Bauschäden muss aufgekommen
werden.“ Die Höhe der Zusatzkosten sei bislang nicht bekannt, das müssten
Sachverständige prüfen.
Tebartz-van Elst, der nach längerem Verwirrspiel nun am Sonntag nach Rom
reiste, um mit Papst Franziskus zu sprechen, gerät damit immer stärker
unter Druck. Laut Medienberichten soll der Bischof seit Jahren von den
hohen Kosten für seine Residenz gewusst, aber eine niedrigere Summe
verbreitet haben.
Nach FAS-Informationen sollte auch die Aufsicht des Vatikans und des
Vermögensverwaltungsrats umgangen werden. Im Sommer 2011 sei dem Rat ein
Kostenvolumen von 17 Millionen Euro vorgelegt worden, zerlegt in zehn
einzelne Projekte, berichtete die Zeitung. Die Posten hätten damit unter
der Summe von 5 Millionen Euro gelegen, ab der Bauvorhaben dem Vatikan
angezeigt werden müssten.
Bistumssprecher Wind sagte am Sonntag, er könne nicht sagen, seit wann der
Bischof von der Kostensteigerung gewusst habe. Er gehe davon aus, dass dies
aus einem Prüfbericht hervorgehe. Die Ausgaben für die Residenz und die
genaue Verantwortung sollen von einer Kommission der Deutschen
Bischofskonferenz überprüft werden. Wann Ergebnisse vorliegen, ist noch
nicht bekannt.
## Kosten doch bei 40 Millionen?
Tebartz-van Elst hatte zunächst am Samstag eine Reise nach Rom „im Laufe
der Woche“ ankündigen lassen. Damit lege der Bischof seine Zukunft im
Bistum Limburg in die Hände von Papst Franziskus, hieß es. Bistumssprecher
Wind betonte aber, dies sei kein Angebot zum Rücktritt des Limburger
Oberhirten. Am Sonntagmittag hieß es dann, Tebartz-van Elst sei bereits im
Vatikan. Nach Zeitungsberichten wollte er beim Papst dem Freiburger
Erzbischof Robert Zollitsch, dem Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz, zuvorkommen - dieser hatte sich vorige Woche von
Tebartz-van Elst klar distanziert hatte.
Laut Welt am Sonntag könnten für die Bischofsresidenz wegen der Folgekosten
für Bauschäden [2][rund 40 Millionen Euro zusammenkommen]. Die Limburger
Stadtverwaltung rechne zusätzlich zu den veranschlagten 31 Millionen Euro
für den Bischofssitz mit Folgekosten in Millionenhöhe - wegen Schäden in
direkter Umgebung der Residenz, die durch die Baustelle entstanden.
Das Limburger Bauamt prüfe derzeit, wie sehr die unter den Zufahrten
liegende Kanalisation, Gasleitungen und Kabel in Mitleidenschaft gezogen
wurden. Die Stadtverwaltung war für eine Stellungnahme am Sonntag zunächst
nicht zu erreichen.
Marius Hahn, Mitglied der Limburger Diözesanversammlung und des
Bezirkssynodalrats, rechnet mit drastischen Kostensteigerungen. „Ich gehe
von umfangreichen Schäden aus, die totgeschwiegen werden. Es herrscht keine
Offenheit. Ich gehe davon aus, dass das Gesamtprojekt am Ende 40 Millionen
Euro verschlungen hat“, sagte Hahn der Welt am Sonntag.
## Protest per Glocke
Pfarrer i.R. Hubertus Janssen, früher Sprecher der katholischen
Basisbewegung „Wir sind Kirche“, sagte dem Blatt: „Aufgrund der gemachten
Erfahrungen sagt mir nicht nur mein Bauchgefühl, dass sich die Gesamtkosten
am Ende auf 40 Millionen Euro belaufen werden. Und dann flippt die
Bevölkerung aus.“
Bei einer Messe im Limburger Dom am Sonntagmorgen war Tebartz-van Elst
nicht zu sehen. Vor dem Gotteshaus meldeten sich enttäuschte Gläubige zu
Wort. Aus Protest ließen Kritiker die Kirchenglocken um 12.00 Uhr 13 Mal
schlagen. Die Aktion „Jetzt schlägt's 13“ war der Auftakt einer
Demonstration frustrierter Katholiken. „Ich bete für die Heilung von der
Großmannssucht unseres Bischofs“, sagte einer der Gläubigen.
Pastoralreferent Joachim Schaefer von der katholischen Domkirchengemeinde
Wetzlar sagte, die Kritiker wollten Ideen entwickeln, wie es mit dem Bistum
weitergehen solle.
Ursprünglich sollte der Neubau der Bischofsresidenz 2,5 Millionen Euro
kosten, später wurde mit insgesamt 5,5 Millionen Euro Baukosten gerechnet.
Der wesentliche Teil werde aus dem zweckgebundenen Vermögen des
Bischöflichen Stuhls finanziert, einer Körperschaft des öffentlichen
Rechts, die einer Stiftung vergleichbar ist, hieß es stets.
Das Projekt hatte das Domkapitel 2007 beschlossen – noch bevor Tebartz-van
Elst in sein Amt in Limburg eingeführt wurde. Bereits damals hatte es
heftige Debatten und mehrere Entwürfe gegeben, weil der Bau als zu teuer
und zu prunkvoll kritisiert worden war.
Neben der Kostenexplosion steht auch die sonstige Amtsführung des Bischofs
seit Wochen in der Kritik. So ermittelte seit Ende Mai die Hamburger
Staatsanwaltschaft gegen Tebartz-van Elst wegen einer möglichen
Falschaussage zu seinem Flug nach Indien – und beantragte deswegen am
Donnerstag einen Strafbefehl.
13 Oct 2013
## LINKS
[1] http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/skandal-in-limburg-die-akte-tebar…
[2] http://www.welt.de/politik/deutschland/article120863797/Limburger-Bischofss…
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