| # taz.de -- Wirbel um Limburger Bischof: Papst schweigt, Deutschland stöhnt | |
| > Alles wartet auf ein Machtwort zum Fall Tebartz-van Elst. Doch Franziskus | |
| > lässt sich Zeit. Derweil packt der Architekt aus: Der Bischof wusste über | |
| > die Baukostenhöhe Bescheid. | |
| Bild: Maria, hilf! Denn der Papst sagt nichts: am Dom zu Limburg. | |
| ROM/LIMBURG dpa | Die Ewige Stadt lässt sich vom Bischof aus dem fernen | |
| Limburg nicht aus der Ruhe bringen. Papst Franziskus ging auch am Montag zu | |
| früher Stunde in seine Morgenmesse im Vatikan-Gästehaus Santa Marta. Und | |
| auch im Laufe des Tages vertrieb sich das Oberhaupt der Weltkirche eher mit | |
| anderen Gesprächspartnern die Zeit als mit den Gästen aus Deutschland – dem | |
| stark unter Druck stehenden Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und Robert | |
| Zollitsch, seinem ebenfalls angereisten Amtsbruder aus Freiburg. | |
| Dieser hatte in seiner Funktion als Vorsitzender der deutschen Bischöfe | |
| eigentlich andere Gründe für die Rom-Reise – der Erzbischof trat vor die | |
| Presse, um den „Vorhof der Völker“ zu präsentieren, das Ende November in | |
| Berlin geplante Gespräch zwischen Nichtglaubenden und der Kirche. Der | |
| Riesenwirbel um den Limburger Bischof war dabei nicht als Thema vorgesehen. | |
| Doch weit gefehlt: Die Journalisten brachten Zollitsch dazu, zügiges | |
| Handeln zu versprechen – zugleich warnte er aber auch vor Schnellschüssen. | |
| Von solchen Schnellschüssen war, zumindest am Montag, noch nichts zu hören | |
| in Rom. Aber während sich der Vatikan nach außen eher gelassen gibt, hat am | |
| Tiber hinter den Kulissen längst das Tauziehen um Franz-Peter Tebartz-van | |
| Elst begonnen. | |
| Der Papst hat die Qual der Wahl: Er könnte ihn versetzen auf ein anderes, | |
| weniger öffentliches Amt als den Limburger Bischofssitz – das wäre eine | |
| eher gesichtswahrende Lösung für den angeschlagenen deutschen Amtsträger. | |
| Oder wird Papst Franziskus seinen ungebetenen Gast drängen, auf sein Amt zu | |
| verzichten, wie es im Bistum Limburg lautstark seit Wochen von allen Seiten | |
| gefordert wird? | |
| ## Kein Rücktritt ohne Papst-Zustimmung | |
| Ein Rücktritt des Bischofs ohne Zustimmung des Papstes ist formell | |
| ausgeschlossen, denn so ein Schritt ist schlichtweg nicht vorgesehen in der | |
| katholischen Kirche. Hat die Weltkirche Probleme mit einem ihrer Bischöfe, | |
| dann geht sie den „diplomatischen“ Weg, um einen Schlussstrich zu ziehen: | |
| Dem Bischof im Amt, der sich etwas hat zuschulden kommen lassen, wird vom | |
| Papst nahegelegt, selbst seinen Rücktritt offiziell einzureichen. Der wird | |
| dann angenommen. | |
| Einen Bischof absetzen? Das kann ein Papst auch, aber es erregt noch mehr | |
| Aufsehen. Nach unablässigen Medienbreitseiten ging der Augsburger Bischof | |
| Walter Mixa im April 2010 den gängigen Weg und bot Benedikt XVI. seinen | |
| Rücktritt an. Ein Gesuch, das der Papst nach kanonischem Recht annahm – | |
| Ruhestand wegen Krankheit oder auch „anderer schwerwiegender Gründe“ sieht | |
| ein Paragraf vor. | |
| Als Benedikt jedoch im Juli 2012 den slowakischen Erzbischof Robert Bezak | |
| rundweg und überraschend absetzte, förderte das Zwietracht und | |
| Spekulationen. Medien nannten finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Diözese | |
| als Grund für den Rausschmiss, Bezaks Anhänger warfen den konservativen | |
| Bischöfen dort vor, gegen den weltoffenen Kirchenmann intrigiert zu haben. | |
| Wie also wird Benedikts Nachfolger mit dem „Fall Limburg“ umgehen? | |
| Franziskus predigt und lebt Demut, Schlichtheit und Offenheit, er wohnt – | |
| ein unübersehbarer Kontrast zu den Bauprojekten des Limburger Bischofs – im | |
| Gästehaus des Vatikans statt im Apostolischen Palast. Der Papst, der eine | |
| „arme Kirche der Armen“ propagiert, muss jetzt die Wogen glätten. Aber | |
| Vorsicht: Er ist ähnlich wie sein Vorgänger Joseph Ratzinger durchaus auch | |
| in der Lage, ungewöhnliche Entscheidungen vom Stuhl Petri aus zu treffen. | |
| Ein Beschluss könnte in den kommenden Tagen gefasst werden, bislang hüllen | |
| sich aber sowohl der Vatikan als auch das Limburger Bistum in Schweigen. | |
| Zumindest am Montag ließ der Papst seinen Besuch aus Deutschland warten. | |
| ## Trierer Bischof Ackermann distanziert sich | |
| Während Rom schweigt, geht die hitzige Debatte in Deutschland weiter: | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel schaltet sich in die Debatte um Protz, Prunk | |
| und Papst ein, Amtsbrüder wie Triers Bischof Stephan Ackermann distanzieren | |
| sich von Tebartz-van Elst, es gibt Unklarheiten über Verantwortliche an der | |
| Seite des Bischofs und über die Frage, wer wann von welchen Kosten wusste. | |
| Und zunehmend müssen sich auch Mitglieder des Domkapitels und andere | |
| Beteiligte die Frage stellen, warum sie nicht vorher eingeschritten sind. | |
| Die Limburger Staatsanwaltschaft wird frühstens Ende der Woche entscheiden, | |
| ob sie ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Bischof Franz-Peter | |
| Tebartz-van Elst einleitet. Inzwischen seien ein Dutzend Strafanzeigen | |
| eingegangen, sagte Behördensprecher Hans-Joachim Herrchen am Montag. | |
| Die Behörde prüft bereits seit vergangener Woche, ob es einen konkreten | |
| Anfangsverdacht im Zusammenhang mit der Kostensteigerung beim Bau der | |
| Limburger Bischofsresidenz gibt. In diesem Fall will sie ein | |
| Ermittlungsverfahren einleiten. | |
| ## „Der Bischof kannte die Kosten“ | |
| Jochen Riebel (CDU) vom dreiköpfigen Vermögensverwaltungsrat des | |
| Bischöflichen Stuhls in Limburg hatte am Sonntag in der ARD-Talkshow | |
| „Günther Jauch“ betont, sein Gremium habe keine Möglichkeit gehabt, | |
| frühzeitig wegen der teuren Baupläne Tebartz-van Elsts zu intervenieren - | |
| es habe nämlich gar keine Kontrollfunktion. "Wir sind kein Aufsichtsrat", | |
| sagte Riebel. | |
| Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung wird der Limburger Bischof in | |
| der Baukosten-Affäre weiter schwer belastet. Der Architekt des Projekts, | |
| Michael Frielinghaus, sagte der Zeitung, der Bischof habe als Bauherr von | |
| Anfang an gewusst, „was da für Kosten auf ihn zukommen“. | |
| Frielinghaus sagte, er habe sich bereits bei einer Pressekonferenz im | |
| Dezember 2010 über die damals vom Bischöflichen Stuhl genannte Bausumme in | |
| Höhe von 5,5 Millionen Euro gewundert. Der Bauherr, also der Bischof und | |
| seine engsten Mitarbeiter, hätten gewusst, „dass die Baukosten tatsächlich | |
| bei 31 Millionen Euro liegen“. | |
| Frielinghaus sagte der Süddeutschen Zeitung, er habe oft mit dem Bischof | |
| über den Bau gesprochen. Der Bischof kannte die Kosten. Die ungefähre Höhe | |
| habe nie außer Frage gestanden. „Es gab also keine Kostenexplosion. Der Bau | |
| verlief planmäßig, es gab kaum Überraschungen.“ Ein Sprecher des Bistums | |
| erklärte: „Wir können diese Aussagen nicht bestätigen und warten den in | |
| Aussicht gestellten Prüfbericht ab.“ | |
| 14 Oct 2013 | |
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