| # taz.de -- Zukunft des Limburger Bischofs: Warten auf Gottes Fingerzeig | |
| > Einfach zurücktreten kann man als Bischof nicht. Im Vatikan denkt man | |
| > jetzt über eine Anschlussverwendung für Tebartz-van Elst nach. | |
| Bild: Wohin wirst Du mich führen? Das mag sich Bischof Tebartz-van Elst fragen. | |
| BERLIN taz | Fast jeden Tag soll Franz-Peter Tebartz-van Elst mit seiner | |
| Mutter telefonieren. Sie gilt als die engste Vertraute des Limburger | |
| Bischofs. Ihren Beistand hat dieser derzeit sicher nötig. Denn bis auf | |
| Gerhard Ludwig Müller, emeritierter Bischof von Regensburg und Präfekt der | |
| Kongregation für die Glaubenslehre, der ihn als „Opfer einer | |
| Medienkampagne“ sieht, hat der Bischof keine Unterstützer mehr. | |
| Sogar die katholische Jugend in Limburg hat sich inzwischen von ihrem | |
| Oberhirten distanziert. „Wir können uns nicht vorstellen, mit dem Bischof | |
| weiter zusammenzuarbeiten“, sagte Dirk Tänzler, Vorsitzender des Bundes der | |
| Deutschen Katholischen Jugend. | |
| Im Moment ist Tebartz-van Elst in Rom und wartet darauf, von Papst | |
| Franziskus empfangen zu werden. In Limburg bilden sich derweil vor dem | |
| Amtsgericht Schlangen von Menschen, die aus der katholischen Kirche | |
| austreten wollen. Sonst tritt dort nur alle zwei Tage jemand aus der Kirche | |
| aus, berichtet die Frankfurter Neue Presse, jetzt seien es bis zu 30 | |
| Personen täglich. Viele fordern den Rücktritt des Mannes, der den Bau des | |
| Limburger Bischofssitzes systematisch verschleiert und die Kosten durch | |
| luxuriöse Sonderwünsche rasant in die Höhe getrieben haben soll. | |
| Doch was wird aus Tebartz-van Elst, wenn man ihn in Limburg nicht mehr | |
| will? Welche „Anschlussverwendung“ könnte der Vatikan für ihn finden? Denn | |
| laut Kirchenrecht kann ein römisch-katholischer Bischof nicht einfach so | |
| zurücktreten: Weihbischof ist man auf Lebenszeit. | |
| ## Nicht belehrbar, krank, narzisstisch gestört | |
| Tebartz-van Elst könnte aber den Papst darum bitten, ihn von seinem Amt zu | |
| entbinden. Möglich wäre auch, dass Tebartz-van Elst von Franziskus in eine | |
| andere Diözese versetzt wird. Aber in welche? Bei vielen gilt er als „nicht | |
| belehrbar“, andere bezeichnen ihn als „krank“ oder attestieren ihm | |
| zumindest eine „starke narzisstische Störung“: das sind keine guten | |
| Referenzen. | |
| Vorstellbar ist deshalb, dass Tebartz-van Elst einen Bischofssitz | |
| übernimmt, den es gar nicht mehr gibt: etwa „in der afrikanischen Wüste“, | |
| wie es Annegret Laakmann von der Reformbewegung „Wir sind Kirche“ | |
| formuliert. Er könnte auch einen Co-Adjutor an die Seite gestellt bekommen. | |
| Das ist eine Art Hilfsbischof, der unter anderem die Vermögensfragen | |
| regelt. Laakmann hält das aber für unwahrscheinlich. Denn Tebartz-van Elst | |
| ist 53, er würde also noch 22 Jahre im Amt bleiben. Erst mit 75 sind | |
| Bischöfe verpflichtet, dem Papst ihren Rücktritt anzubieten. | |
| Letztlich könnte Tebartz-van Elst auch im Vatikan unterkommen. Auf jeden | |
| Fall dürfte der Weihbischof weich fallen. Die Bezahlung der Bischöfe | |
| orientiert sich an der Beamtenbesoldung für leitende Positionen des höheren | |
| Verwaltungsdienstes. Erzbischöfe werden maximal nach Besoldungsgruppe B 11 | |
| bezahlt, das entspricht einem monatlichen Bruttoeinkommen von rund 12.000 | |
| Euro. | |
| ## Der Bischof liegt dem Steuerzahler auf der Tasche | |
| „Tebartz-van Elst dürfte eine Rente von rund 5.000 Euro erwarten“, hat | |
| Carsten Frerk ausgerechnet. Er ist Autor des „Violettbuch Kirchenfinanzen. | |
| Wie der Staat die Kirchen finanziert“. Insgesamt fließen laut Frerk jedes | |
| Jahr etwa 480 Millionen Euro an staatlichen Personalzuschüssen an Bistümer | |
| und katholische und evangelische Landeskirchen. | |
| Tebartz-van Elst liegt damit den SteuerzahlerInnen auf der Tasche. Auch | |
| konfessionslose, muslimische und jüdische Männer und Frauen kommen für | |
| Bischöfe wie ihn und den Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki auf – der | |
| war bei seiner Ernennung in die Kritik geraten, weil er Homosexualität als | |
| Verstoß gegen die „Schöpfungsordnung“ bezeichnet hatte. Die katholischen | |
| Bischöfe werden nicht von der Kirche bezahlt, sondern – bis auf Hamburg und | |
| Bremen – von den Bundesländern. | |
| Wird der Skandal um das Finanzgebaren des „Protz-Bischofs“ die Kirche | |
| nachhaltig verändern? Nein, glaubt Annegret Laakmann: „Die Kirche denkt | |
| nicht in Jahren. Sie denkt in Jahrhunderten.“ | |
| 15 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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