# taz.de -- Lampedusa-Demonstrationen: Polizei im Dauereinsatz | |
> Gegen die Kontrollen von afrikanischen Flüchtlingen wurde auch am | |
> Wochenende demonstriert. In der City und auf St. Pauli kam es zu | |
> Sachbeschädigungen. | |
Bild: Stets in Gefahr, kontrolliert zu werden: Afrikaner. | |
HAMBURG taz | Die Proteste gegen die Kontrollen von Schwarzafrikanern durch | |
die Polizei reißen nicht ab. Mit den Kontrollen durch die Polizei sollen | |
die 300 libyschen Kriegsflüchtlinge der Lampedusa-Gruppe zur Vorbereitung | |
der vom SPD-Senat angekündigten Abschiebung aufgespürt werden. Auch für den | |
Sonntagabend waren weitere Protestaktionen geplant. | |
Am Samstag hatten sich Aktivisten aus antirassistischen Gruppen zu einer | |
Solidaritätsaktion auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz verabredet. Weil das | |
Treffen über Twitter und Facebook verbreitet worden war, befand sich die | |
Region bereits zuvor im Belagerungszustand durch die Polizei. | |
Die Polizei machte deutlich, dass Proteste nicht zugelassen werden. Die | |
Versammelten tauchten ab und trafen sich um 16.30 Uhr erneut am | |
Jungfernstieg. Spontan und lautstark skandierten die Demonstranten „Kein | |
Mensch ist illegal – Bleiberecht überall“. 120 Aktivisten zogen durch das | |
noble Alsterhaus. Dabei warfen einige die Auslagen von Parfüm- und | |
Kosmetik-Ständen auf den Boden. | |
Erst als sich Teile der Demo bereits auf dem Gänsemarkt befanden, wurde der | |
Rest des Protestzuges von Polizeieinheiten festgesetzt. Eine Stunde lang | |
wurden rund 60 Teilnehmer festgehalten um festzustellen, ob unter ihnen | |
auch Aktivisten sind, die die Sachbeschädigungen im Alsterhaus zu | |
verantworten haben. Viele der Aktivisten hatten von den Sachbeschädigungen | |
gar nichts mitbekommen. | |
Auf dem Gänsemarkt trafen derweil immer mehr Unterstützer ein und | |
skandierten: „Stoppt die rassistischen Kontrollen“. Alle Eingekesselten | |
konnten ohne Personalienaufnahme gehen, da die Auswertung der | |
Videoüberwachung des Alsterhauses nichts ergeben hatte. „Auf eine spezielle | |
Art haben wir auch eine Protest-Kundgebung gehabt“, sagte einer der | |
Eingekesselten sarkastisch. | |
Zu Sachbeschädigungen ist es auch am Vorabend auf St. Pauli gekommen. 60 | |
Personen zogen am Freitagabend laut Augenzeugen vom Paulinenplatz zur | |
Schanze, schlugen die Scheiben mehrerer Geschäfte ein und demolierten den | |
Geldautomaten der Haspa in der Wohlwillstraße. | |
Zuvor war eine Nachttanzdemo gegen Mietenwahn und für die | |
Lampedusa-Flüchtlinge mit 1.000 Teilnehmern durch St. Pauli gezogen. Wenig | |
später hatte die Polizei mit einem Großaufgebot eine Lampedusa-Aktion in | |
Ottensen mit 300 Teilnehmern kurz der Fabrik gestoppt und gegen | |
Demonstranten Platzverweise verhängt. | |
Die Polizei bestätigt auf Anfrage die Vorfälle, hatte sie aber bislang | |
selbst nicht gemeldet. „Wir wollen uns nicht zum Sprachrohr der Chaoten | |
machen“, sagte Polizeisprecherin Sandra Levgrün der taz. | |
Unterdessen sorgt der Altonaer SPD-Bezirksabgeordnete Mark Classen mit | |
seinem Homepage-Beitrag „Gedanken zu den Lampedusa Flüchtlinge“ für | |
parteiinterne Diskussionen. Er fordert ein Ende der „beängstigenden | |
politischen Sprachlosigkeit“ und eine Debatte über das „Zusammenleben mit | |
Flüchtlingen“. | |
20 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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