# taz.de -- USA und die NSA-Affäre: Spannungen? Ist ja irre | |
> Die USA sehen ein, dass andere Länder auf Spähaktionen des NSA mit Kritik | |
> reagieren. Deutschland schickt eine Delegation – und schreibt ein Papier | |
> mit Brasilien. | |
Bild: Seine Taktik kommt nicht so gut an, derzeit: Barack Obama. | |
WASHINGTON/BERLIN dpa/afp/ap | Die USA haben Spannungen im Verhältnis zu | |
einigen ihrer Partner nach der Aufdeckung der Aktivitäten des | |
US-Geheimdienstes NSA eingestanden. Außenamtssprecherin Jennifer Psaki | |
sagte am Freitag in Washington, die Enthüllung der amerikanischen | |
Geheimdienstaktivitäten habe bei vielen Partnern und Freunden Kritik | |
hervorgerufen. Die USA führten mit diesen Verbündeten Diskussion. | |
Die Enthüllungen des früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden dürften aber | |
die Zusammenarbeit bei Themen wie Syrien, dem Iran oder die Verhandlungen | |
über ein Freihandelsabkommen nicht behindern. Das wäre wirklich ein Fehler, | |
meinte Psaki. | |
Eine Delegation der Bundesregierung werde in den kommenden Wochen wegen der | |
NSA-Affäre nach Washington reisen. „Wir erwarten, dass sie eine Reihe von | |
Treffen mit maßgeblichen Mitarbeitern verschiedener Behörden haben werden“, | |
bestätigte Psaki. Weitere Einzelheiten des Besuchs seien noch nicht | |
bekannt. Unklar blieb auch, ob die deutsche Delegation von US-Seite | |
offiziell eingeladen wurde. | |
In Berlin hatte zuvor Vize-Regierungssprecher Georg Streiter mitgeteilt, | |
dass „hochrangige Regierungsvertreter“ in Kürze nach Washington reisen | |
würden, um dort mit Vertretern des Weißen Hauses und des US-Geheimdienstes | |
NSA zu sprechen. Die Teilnehmerliste stehe noch nicht fest. Weitere Details | |
nannte auch Streiter nicht. | |
## Klare Regeln | |
Das wie Deutschland mutmaßlich von US-Spionageaktivitäten betroffene | |
Frankreich arbeitet nach Informationen des NDR und der Süddeutschen Zeitung | |
mit amerikanischen und britischen Geheimdiensten zusammen und liefert ihnen | |
systematisch Informationen. Schon vor einiger Zeit habe die französische | |
Regierung unter dem Codenamen „Lustre“ ein sogenanntes Drittparteiabkommen | |
mit dem Geheimdienstbündnis „Five Eyes“ geschlossen. Dies gehe aus | |
Dokumenten Snowdens hervor. | |
Beim EU-Gipfel in Brüssel hatten Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs | |
Präsident François Hollande Garantien von US-Präsident Barack Obama für ein | |
Ende der Bespitzelung engster Verbündeter gefordert. Frankreich und | |
Deutschland hatten in Brüssel deutlich gemacht, dass sie bis Ende Dezember | |
klare Regeln für die Zusammenarbeit ihrer Geheimdienste mit den USA haben | |
wollen. | |
Deutschland will sich überdies bei den Vereinten Nationen gegen das | |
Ausspähen von elektronischer Kommunikation einsetzen. Eine entsprechende | |
Resolution, die den Schutz von Privatsphäre und Menschenrechten betont, | |
soll gemeinsam mit Brasilien in der kommenden Woche in einen Ausschuss für | |
humanitäre Fragen der UN-Vollversammlung eingebracht werden, hieß es aus | |
Diplomatenkreisen. | |
Mit dem Text solle ein internationales Abkommen zu politischen und | |
Bürgerrechten auf Internetaktivitäten ausgeweitet werden, verlautete am | |
UN-Sitz in New York. „Deutsche und brasilianische Diplomaten haben sich | |
heute mit Kollegen aus Europa und Lateinamerika getroffen, um einen | |
Resolutionsentwurf zu besprechen“, sagte der Gewährsmann. Damit solle „eine | |
Botschaft gesandt werden an diejenigen, die das System missbrauchen“, hieß | |
es weiter. Allerdings würden die USA in dem Resolutionsentwurf nicht | |
namentlich genannt. | |
## NSA-Webseite nicht erreichbar | |
Zuvor hatte das Magazin Foreign Policy darüber berichtet. Noch im November | |
könnte die Resolution angenommen werden. Unter anderem fordert der Entwurf | |
auch die UN-Menschenrechtskommissarin auf, sich des Themas anzunehmen. | |
Das Papier sei allerdings keine Reaktion auf die vermutete Spionageattacke | |
gegen ein Handy Merkels, sondern werde seit längerem vorbereitet, hieß es. | |
Es solle eine Diskussion unter anderem über den Schutz der Kommunikation im | |
öffentlichen Raum vor staatlichen Eingriffen anstoßen und zum Aufspüren von | |
Regelungslücken führen. Deutschland und Brasilien hatten sich – neben | |
anderen Ländern – zuletzt erbost über die Bespitzelungen durch den | |
US-Geheimdienst NSA gezeigt. | |
Unterdessen war die Webseit der NSA am Freitag stundenlang nicht | |
erreichbar. Berichte, ihre Webseite sei von einem Hacker-Angriff lahmgelegt | |
worden, widersprach die Behörde allerdings. Nach Angaben der NSA hat es am | |
Freitag bei einem Update des Online-Auftritts ein internes Problem gegeben, | |
wodurch die Seite mehrere Stunden nicht erreichbar gewesen sei. | |
Spekulationen, die NSA-Seite sei von einer sogenannten | |
Denial-of-Service-Attacke lahmgelegt worden, seien unzutreffend. Ein | |
solcher Angriff ist ein Versuch von Außenstehenden, eine Webseite mit einer | |
Flut von Anfragen zu überlasten. Die NSA meldete, ihr Problem sei am | |
Freitagabend gelöst worden. | |
26 Oct 2013 | |
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