# taz.de -- M23-Rebellen im Kongo: „Ich geh jetzt nach Hause“ | |
> Die M23 lösen sich schneller auf als gedacht. Der Militärchef und etliche | |
> Kämpfer sind in Gewahrsam. Andere verschwinden einfach. | |
Bild: Was wird aus ihnen? Gefangene M23-Rebellen in Armeegewahrsam, Chanzu. | |
BERLIN taz | „Es ist vorbei. Ich geh jetzt nach Hause“, schreibt ein | |
kongolesischer M23-Rebellenoffizier in seiner letzten Textnachricht. | |
Rechtzeitig vor dem Grenzübertritt aus dem Kongo nach Uganda habe er die | |
Uniform abgelegt und sich dann in Uganda in ziviler Kleidung in ein Taxi | |
gesetzt, berichtet er. Jetzt lässt sich an die Grenze zu Ruanda fahren. | |
„Ich werde meine kongolesische Nummer jetzt ausschalten“, verabschiedet er | |
sich. Der kongolesische Tutsi lebt schon seit Jahrzehnten in Ruanda. Jedes | |
Mal wenn seine Kameraden im Kongo wieder eine Rebellion anzetteln, legt er | |
die Arbeit als Importhändler nieder und lässt sich rekrutieren. Nun ist für | |
ihn wieder einmal die Zeit gekommen, in Ruanda ins zivile Leben | |
zurückzukehren. | |
So löst sich Kongos mächtigste Rebellengruppe M23 (Bewegung des 23.März) | |
gerade selbst auf. Alle ihre Gebiete und Militärbasen haben sie an die | |
Regierung verloren. Am Dienstag verkündete die politische Führung der M23 | |
aus Ugandas Hauptstadt Kampala heraus das Ende des bewaffneten Kampfes. | |
Derweil verschwinden die Kämpfer im dicht bewaldeten Dreiländereck zwischen | |
Kongo, Ruanda und Uganda. | |
## Makenga angeblich "irgendwo festgehalten" | |
Die große Frage ist: Wo ist M23-Militärchef Sultani Makenga? Sein Telefon | |
ist sonst nie abeschaltet. Jetzt meldet sich seit knapp einer Woche nicht | |
einmal mehr die Mailbox. | |
Am Donnerstag ist von ugandischer Seit e zu hören, Makenga habe sich am | |
Mittwoch der ugandischen Armee „ergeben“. Er werde von ugandischen Behörden | |
gemeinsam mit weiteren seiner Kommandeure „irgendwo festgehalten“, so eine | |
anonyme Quelle des ugandischen Militärs gegenüber Nachrichtenagenturen. | |
Ugandas Tageszeitungen berichten, über tausend M23-Kämpfer - 1500 bis 1700, | |
heißt es - hätten die Grenze überschritten und würden auf der ugandischen | |
Seite des länderübergreifenden Virunga-Nationalparks entwaffnet und | |
registriert. Der ugandische Armeesprecher Paddy Ankunda bestätigt das | |
gegenüber AFP. Er könne aber nicht bestätigen, dass auch Makenga dabei sei. | |
Der M23-Offizier, der sich auf den Heimweg macht, sagt: „Wir waren gestern | |
noch zusammen im Kongo. Dann hat er (Makenga) den Truppen gesagt, sie | |
sollen sich auf den Weg zur Grenze machen. Er ist zurückgeblieben“. Dass | |
sich Makenga ergeben haben könnte, glaubt er vorerst nicht. „Wenn, dann | |
bringt man ihn nach Kampala, um die Entwaffnung unserer Truppen zu | |
beschließen.“ | |
## Nicht die letzte Rebellion | |
Immerhin, die militärische Schlagkraft der M23 scheint erloschen. Doch es | |
ist zu früh, bereits den großen Frieden im Kongo auszurufen. Noch ist nicht | |
sicher, ob bei den Gesprächen in Kampala ein Abkommen unterzeichnet wird. | |
Von der siegreichen kongolesischen Regierung kommen dazu widersprüchliche | |
Signale. | |
Für Makenga und seine Kameraden ist es nicht die erste Rebellion in ihrer | |
Heimat gewesen, im Gegenteil. Es wird vielleicht nicht einmal die letzte | |
sein. | |
Solange die Forderungen der Tutsi-Elite der M23 nicht von Regierungsseite | |
eingelöst werden, nämlich die Tutsi-Flüchtlinge aus den Nachbarländern zu | |
repatriieren und ihre Rechte als ethnische Minderheit zu respektieren, ja | |
sie auch als Staatsbürger anzuerkennen, geben Offiziere wie der Heimkehrer | |
ihre Ambitionen nicht auf. | |
„Sie können uns Makenga nehmen, wie sie uns Nkunda genommen haben – aber in | |
ein paar Jahren wird es neue Makengas geben, die wieder für dieselben | |
Sachen kämpfen werden“, schreibt er in seiner Abschiedsnachricht. Dann sei | |
er auch wieder bereit mitzumachen. | |
Er schickt noch ein Smiley. Dann ist die Nummer offline. | |
7 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
## TAGS | |
M23 | |
Kongo | |
Tutsi | |
Kongo | |
Kongo | |
Kongo | |
M23-Rebellen | |
Kongo | |
Kongo | |
Kongo | |
Kongo | |
M23 | |
Kongo | |
Kongo | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Rebellen im Kongo wieder aktiv: M23-Phantom am toten Vulkan | |
Die totgeglaubten M23-Rebellen melden sich im Ostkongo zurück. Angeblich | |
haben sie einen Hubschrauber abgeschossen. | |
Krise im Kongo: Friedenssschluss, ganz nebenbei | |
Kongos Regierung und die M23-Rebellen unterzeichnen in Kenia eine in | |
getrennte Erklärungen aufgeteilte Friedensvereinbarung. | |
Geplatzter Kongo-Friedensvertrag: Kongos Regierung schießt Eigentor | |
Der Friedensvertrag zwischen Kongos Regierung und der M23 ist gescheitert. | |
Gerade das schützt Rebellenchef Makenga vor einer Auslieferung aus Uganda. | |
Kommentar Kongo: Krieg wird wieder wahrscheinlicher | |
Die Regierung hat den Friedensvertrag mit den besiegten M23-Rebellen | |
platzen lassen. In dem Friedensprozess sind nun alle blamiert oder | |
machtlos. | |
Friedensvertrag für Kongo: Im letzten Moment geplatzt | |
Die kongolesische Delegation hat die Unterzeichnung des Abkommens mit der | |
M23-Miliz abgesagt. Differenzen in Kernpunkten müssten zunächst ausgeräumt | |
werden. | |
Krise im Kongo: Kabila gerettet. Und der Kongo? | |
Die M23-Rebellen sind besiegt, UN-Chef Martin Kobler und Armeechef François | |
Olenga haben dem Staat Beine gemacht. Die Zukunft des Landes ist unklar. | |
Erfolg der UN-Eingreifbrigade im Kongo: Was kommt nach der M23? | |
Die Regierung verdankt ihren Sieg über die Rebellen einer neuen offensiven | |
UN-Truppe. Aber die M23 ist nur eine von vielen bewaffneten Gruppen. | |
Kämpfe im Kongo: M23 streckt die Waffen | |
Die Rebellen im Kongo verlieren ihre letzten Stützpunkte. Sie erklären das | |
Ende des bewaffneten Aufstands und wollen jetzt politisch kämpfen. | |
M23-Chef Sultani Makenga: Twitter-Krieger geht offline | |
Der Militärführer der M23-Rebellen im Kongo ist abgetaucht. Erst 39, aber | |
mit langer Karriere hinter sich, gilt er als unnahbar und schwerkrank. | |
Kämpfe im Kongo: M23-Rebellen im letzten Gefecht | |
Die Aufständischen verlassen ihren politischen Sitz an Ugandas Grenze. | |
Geschlagen geben sich die M23-Rebellen aber nicht. Die Regierungsarmee | |
feiert. | |
Kämpfe im Kongo: Rebellen auf dem Rückmarsch | |
Bei neuen Kämpfen im Ostkongo weichen die Rebellen immer weiter zurück. Sie | |
verziehen sich in die Berge, wo sie 2012 ihren Aufstand begannen. |