# taz.de -- Kämpfe im Kongo: Rebellen auf dem Rückmarsch | |
> Bei neuen Kämpfen im Ostkongo weichen die Rebellen immer weiter zurück. | |
> Sie verziehen sich in die Berge, wo sie 2012 ihren Aufstand begannen. | |
Bild: Kongolesische Regierungstruppen unter Beschuss. | |
BERLIN taz | Es sind die heftigsten Kämpfe im Osten der Demokratischen | |
Republik Kongo seit drei Monaten, und wie bereits im August sind auch | |
diesmal die Regierungstruppen Sieger gegen die Rebellenarmee M23 (Bewegung | |
des 23. März). | |
Geführt von Tutsi-Generälen, die noch vor weniger als einem Jahr die | |
Provinzhauptstadt Goma besetzt hielten, war die M23 am Sonntag Augenzeugen | |
zufolge im Begriff, sich aus ihrer wichtigsten Stadt Rutshuru | |
zurückzuziehen und sich in den Bergen an den Grenzen zu Ruanda und Uganda | |
zu verschanzen, so wie in den ersten Monaten ihres Aufstands im Frühjahr | |
2012. | |
Rutshurus 200.000 Einwohner zählende Vorstadt Kiwanja, die unterhalb der | |
Distrikthauptstadt Rutshuru in einer Ebene liegt, fiel am Sonntagfrüh an | |
aus dem Norden vorrückende Regierungstruppen. Am Samstag hatte die | |
Regierungsarmee bereits vom Süden her, aus Goma, Kibumba erobert, den | |
letzten noch von der M23 kontrollierten Ort im dicht besiedelten Umland von | |
Goma. | |
Der Gouverneur der umkämpften Provinz Nord-Kivu, Julien Paluku, reiste am | |
Samstagabend aus Goma nach Kibumba und ließ sich von Armeekommandant | |
Mamadou Ndola vor Kameras die Lage erklären. Am Sonntag sagte Paluku, man | |
habe in Kibumba zwei Massengräber gefunden und bitte um eine internationale | |
Untersuchung. | |
Die M23 sagte, sie habe sich aus Kiwanja kampflos zurückgezogen, um die | |
Bevölkerung zu schützen. Sie warf Kongos Armee vor, gemeinsam mit | |
irregulären Milizen in die Offensive gegangen zu sein – „alle in Zivil, um | |
Kämpfe zu provozieren mit dem Ziel, ihre Toten als von der M23 getötete | |
Zivilisten auszugeben und eine erneute Intervention der UN-Spezialbrigade | |
gegen unsere Soldaten zu rechtfertigen“, wie M23-Sprecher Amani Kabasha am | |
Sonntag erklärte. | |
## Hochburg rebellenfeindlicher Gruppen | |
Auf in sozialen Netzwerken verbreiteten Fotos waren jedoch uniformierte | |
Regierungssoldaten in Kiwanja zu sehen. Die Stadt gilt als Hochburg lokaler | |
M23-feindlicher Gruppen. Es befindet sich dort außerdem eine große | |
UN-Blauhelmbasis. | |
Die neuen Kämpfe hatten am Freitag bei Kibumba rund 25 Kilometer von Goma | |
entfernt begonnen, wohin die M23 im August durch eine gemeinsame Offensive | |
von Regierungsarmee und UN-Truppen zurückgedrängt worden war. Sie | |
entzündeten sich am Streit um die Kontrolle eines Hügels. Beide Seiten | |
machten sich gegenseitig dafür verantwortlich und erklärten, sie wollten | |
jetzt dem Gegner eine „Lektion erteilen“. | |
Mindestens sechsmal landeten am Freitag und Samstag Artilleriegeschosse aus | |
dem Kongo auf ruandischem Gebiet und forderten Tote und Verletzte. Ruandas | |
Verteidigungsministerium machte dafür Kongos Regierungstruppen | |
verantwortlich. „Wenn das nicht aufhört, werden wir unverzüglich handeln | |
und das wird weh tun“, warnte in New York der ruandische UN-Botschafter | |
Eugene Richard Gasana am späten Freitag. „Wir werden es mit Laserpräzision | |
machen. Wir wissen, wo das herkommt.“ Nach UN-Angaben sind rund 5.000 | |
Kongolesen aus dem Kampfgebiet über die Grenze nach Ruanda geflohen. | |
## Das Schicksal der Anführer | |
Die neue Kriegsrunde folgt auf den vorläufigen Abbruch der | |
Friedensgespräche zwischen Kongos Regierung und M23-Rebellen in Ugandas | |
Hauptstadt Kampala. Der Großteil der Regierungsdelegation war in der Nacht | |
zum vergangenen Montag abgereist, nachdem die M23 Garantien für die Zukunft | |
ihrer Führung nach Auflösung der Rebellenbewegung verlangt hatte. | |
Aber dass die Rebellenbewegung in Kampala bereits ihre Selbstauflösung | |
zugesagt hat und nur noch über das Schicksal ihrer Führer verhandelt, mag | |
jetzt die Kampfmoral ihrer Truppe gedämpft haben. Ob die M23 jetzt noch in | |
der Lage ist, Bedingungen für ein Abkommen zu stellen, darf bezweifelt | |
werden. | |
27 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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Martin Kobler | |
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