Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Krise im Kongo: Der Held von Goma ist tot
> Ein Armeeoberst, der die M23-Rebellen im Ostkongo niederkämpfte, stirbt
> in einem Hinterhalt. Der Verdacht richtet sich gegen Rivalen im Militär.
Bild: Volksnah, erfolgreich und zuletzt im Ostkongo beliebter als die Regierung…
KINSHASA taz | Er war der Held von Goma, der Befreier der
Millionenmetropole Ostkongos von den Rebellen der M23 (Bewegung des 23.
März) vergangenes Jahr: Oberst Mamadou Ndala galt als Aushängeschild der
sonst eher maroden kongolesischen Regierungsarmee (FARDC). Am Donnerstag
starb er in einem Hinterhalt nahe der ostkongolesischen Stadt Beni.
„Wir waren auf der Straße neun Kilometer außerhalb von Beni“, berichtet e…
lokaler Journalist, der im Konvoi des Kommandanten mitfuhr. Mamadou saß auf
dem Beifahrersitz seines Geländewagens. Auf der Ladefläche, wie üblich,
seine rund zwölf schwer bewaffneten Leibwächter.
„Plötzlich wurde eine Panzerfaust abgeschossen und das Auto ging in Flammen
auf“, so der Journalist. Automatisches Gewehrfeuer durchsiebte Mamadous
brennendes Auto sowie die restlichen Fahrzeuge im Konvoi. Fünf Leibwächter
überlebten schwerverletzt. Das Militärfahrzeug brannte komplett aus.
Der Tod von Oberst Mamadou ist ein gewaltiger Schock für Kongos Armee und
Ostkongos Bevölkerung. „Ein sehr großer Verlust“, erklärte Kongos
Regierungssprecher Lambert Mende. Als Kommandant der
FARDC-Spezialeinheiten, eine Elite-Truppe belgisch trainierter Soldaten,
wagte Mamadou stets den unerbittlichen Vormarsch.
Im vergangenen Jahr gelang es ihm, die M23-Rebellen vom Stadtrand der
Millionenmetropole Goma zurückzudrängen. Nach monatelangen Kämpfen zog sich
die M23 ins Nachbarland Uganda zurück und beendete ihren Krieg.
## Mehrfach verletzt
Der 30-jährige Haudegen wurde im ganzen Land als Held gefeiert. Der große
schlaksige Mann galt als unkaputtbar. Mehrfach wurde er im Kampf
angeschossen. Eine Kugel traf ihn 2012 in den Hintern. Noch während ihn der
Frontarzt zusammenflickte, gab er Interviews per Telefon und Befehle in
sein Funkgerät.
„Wir müssen für unser Land kämpfen und zur Not auch sterben“, hatte Mama…
immer gesagt. Während andere hohe Offiziere sich eher vom Volk fernhalten,
streckte er sein breites Grinsen mit den Zahnlücken gern in die Kameras und
war in Goma sehr beliebt.
Erst vor einer Woche hatte Kongos Armee Militäroperationen gegen die
ugandische Rebellenarmee ADF (Vereinte Demokratische Kräfte) entlang zu
Ugandas Grenze nahe der Stadt Beni angelaufen – der zweite große Feldzug
mit UN-Unterstützung nach dem erfolgreichen Krieg gegen die M23.
## Panik in der Bevölkerung
Die ADF-Rebellen hatten vergangene Woche in der Region rund um Beni fast 40
Menschen brutal ermordet, über 40.000 Menschen sind vor ihnen geflohen.
Mamadou war jetzt gegen sie an vorderster Front. Er war auf dem Weg in den
54 Kilometer nördlich von Beni gelegenen Ort Eringeti, als der Hinterhalt
zuschnappte.
Kaum verbreitete sich die Todesnachricht, geriet die Bevölkerung von Beni
in Panik. Menschen hasteten nach Hause, Inhaber verbarrikadierten ihre
Läden. Gerüchte kursieren sogar, der Hinterhalt sei nicht von der ADF
gelegt worden, sondern von rivalisierenden Truppen innerhalb der Armee –
oder das in Beni stationierte FARDC-Regiment habe die Straße nicht
gesichert, absichtlich oder aus Versehen.
Mamadou hatte Feinde in der Armee, gerade weil er erfolgreich war. Er gilt
als Ziehsohn einiger mächtiger Generäle. Kongos Armeeführung ist stark
zerstritten derzeit, was sich erst vor wenigen Tagen durch heftige Kämpfe
in der Hauptstadt äußerte.
2 Jan 2014
## AUTOREN
Simone Schlindwein
## TAGS
Kongo
FARDC
Goma
Beni
Beni
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Kongo
Kongo
Kongo
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
Kongo
Martin Kobler
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ugandischer Rebellenführer gefasst: Das Phantom der Mondberge
Jamil Mukulu, geheimnisumwitterter Führer der brutalen ADF-Rebellen in
Ugandas Rwenzori-Gebirge, ist in Tansania bei der Einreise verhaftet
worden.
Schmutziger Krieg im Kongo: Mit Äxten und Macheten
Das schwerste Massaker an Zivilisten seit Jahren zeigt: Der Machtkampf im
Militär im unruhigen Osten des Kongo ist voll entbrannt.
Todesstrafe für hohen Offizier im Kongo: Mamadou und die Generäle
Seit dem Mord an Armeeoberst Mamadou Ndala ist Kongos Militär wieder eine
Chaostruppe. Jetzt erhält ein Oberstleutnant dafür die Todesstrafe.
Militäroffensive im Kongo: Raketen in die Mondberge
Armee und UNO blasen zum Angriff auf die Miliz ADF aus Uganda, die
mysteriöse islamische Verbindungen hält und sich in den Bergen verschanzt.
Krise im Kongo: Ein Land voller Brandstifter
Noch mehr mysteriöse Gewalt: Nach dem „Putschversuch“ in Kinshasa und der
Ermordung eines Obersts erschüttern Kämpfe die wichtigste Bergbauregion.
Krise im Kongo: Über 100 Tote bei „Putschversuch“
Rätselraten nach der blutigen Niederschlagung der „terroristischen
Angriffe“ im Kongo. Die offizielle Version stößt auf Skepsis.
Krise in Kinshasa: Putschgerüchte gehen um
In der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo bricht Panik aus: Im
Stadtzentrum fallen Schüsse, vom Sitz des Präsidenten ertönen Explosionen.
Kämpfe im Kongo: Rebellen auf dem Rückmarsch
Bei neuen Kämpfen im Ostkongo weichen die Rebellen immer weiter zurück. Sie
verziehen sich in die Berge, wo sie 2012 ihren Aufstand begannen.
Neuer UN-Missionschef über Kongo: „Unsere erste Loyalität gilt dem Volk“
Martin Kobler leitet seit fünf Wochen die größte UN-Mission der Welt. Im
taz-Interview fordert er eine „entschlossenere Politik“ gegen
Kriegsverbrecher.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.