# taz.de -- Militäroffensive im Kongo: Raketen in die Mondberge | |
> Armee und UNO blasen zum Angriff auf die Miliz ADF aus Uganda, die | |
> mysteriöse islamische Verbindungen hält und sich in den Bergen | |
> verschanzt. | |
Bild: Vor Journalisten feuert Kongos Armee auf mutmaßliche ADF-Stellungen. Die… | |
KAMPALA taz | Mit Stalinorgeln beschießt Kongos Armee die | |
Rebellenstellungen. Seit einer Woche wird im Ostkongo nahe der Stadt Beni | |
gegen die ugandische Miliz ADF (Vereinte Demokratische Kräfte) vorgegangen. | |
Es ist die zweite große gemeinsame Militäroperation von Kongos | |
Regierungsarmee und der neuen UN-Eingreifbrigade FIB, die vergangenen | |
November bereits gemeinsam die Rebellen der M23 (Bewegung des 23. März) | |
besiegt hatten. | |
Über 6.000 Armeesoldaten sind in den vergangenen Wochen rund um Beni | |
aufmarschiert. Auch die 3.000 UN-Soldaten wurden zusammengezogen, mit | |
Artillerie und Kampfhubschraubern bestückt. Die Operation sollte eigentlich | |
schon vor Weihnachten starten, nachdem die ADF in den Monaten zuvor immer | |
wieder Ortschaften nahe Beni überfallen, Dutzende Menschen getötet und | |
Zehntausende vertrieben hatte. | |
Doch dann kam es zu Verzögerungen: Oberst Mamadou Ndala, Kommandant der | |
Spezialeinheiten der kongolesischen Armee, wurde am 2. Januar nahe Beni | |
durch eine Panzerfaust getötet. Ermittlungen deuten darauf hin, dass die | |
Angreifer aus den eigenen Reihen kamen. | |
So verschob sich alles um mehrere Wochen, aber jetzt meldet die Armee | |
Erfolge. Die ADF habe sich aus mehreren Orten zurückgezogen, sagt | |
Armeesprecher Olivier Hamuli: Mamundioma, Kambi ya Mabi und Kalemi, 40 | |
Kilometer nördlich von Beni, seien wieder unter Armeekontrolle. Die ADF sei | |
auf der Flucht nach Westen in die Wälder. | |
## Einst von Muslimen gegründet | |
Die ADF ist eine Kuriosität im Rebellenkaleidoskop des Kongo. Ursprünglich | |
gegründet wurde sie von ugandischen Muslimen aus der Region Ibanda am Nil, | |
um für mehr Religionsfreiheit in Uganda zu kämpfen. Seit 1995 versteckt sie | |
sich entlang der Grenze zwischen Uganda und Ostkongo im unwegsamen | |
Rwenzori-Gebirge. | |
Nach mehreren Militärschlägen bestand sie vor zwei Jahren nach UN-Angaben | |
nur noch aus rund 400 ugandischen Kämpfern. Doch dann entführte und | |
rekrutierte die ADF in den vergangenen Jahren verstärkt Kongolesen. Ihre | |
Stärke schätzt die UN heute auf rund 1.400 Kämpfer. | |
UN-Ermittler sind besorgt, die ursprünglich muslimische Miliz habe | |
Ausbilder von al-Qaida oder der somalischen Shabaab angeheuert. | |
ADF-Deserteure berichteten nämlich, Arabisch sprechende Männern hätten | |
ihnen den Umgang mit Sprengstoff beigebracht. | |
## Aus Irak zurücgekehrte ugandische „Söldner“? | |
Der jüngste Bericht der UN-Expertengruppe zur Überwachung des | |
Waffenembargos gegen Kongos bewaffnete Gruppen verneint dies, berichtet | |
aber von einem neuen ADF-Militärführer namens Ali Jaber Nansa alias | |
Katjuscha – ein Ugander, der einst in Afghanistan und Irak für eine | |
Sicherheitsfirma gearbeitet haben soll. Dieser habe gezielt Ugander | |
rekrutiert, die vorher als private Sicherheitsleute in Afghanistan und Irak | |
gearbeitet hatten. | |
Der langjährige ADF-Anführer Jamil Mukulu ist in Uganda bekannt. Mehrfach | |
wöchentlich telefoniert Richter Peter Onega von Ugandas Amnestiekommission | |
mit ihm. Über 2.500 ADF-Kämpfer haben sich in den vergangenen Jahren | |
freiwillig ergeben, erklärt er der taz – Onega hat ihnen allen persönlich | |
den Amnestiebescheid ausgestellt. Nun hofft er, dass auch Mukulu selbst | |
aufgibt. | |
„Die ADF-Führung war mir gegenüber immer sehr offen, dass sie gern über | |
eine sichere Rückkehr nach Uganda verhandeln würde“, sagt Onega. „Jetzt h… | |
mich Präsident Museveni beauftragt, die Bedingungen mit Mukulu zu | |
besprechen.“ Er warte jetzt auf Reisespesen, um die ADF-Rebellenführung zu | |
treffen. | |
23 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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