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# taz.de -- Westuganda und Kongo: Ein Königreich für Afrikas Mondberge
> Das westugandische Königreich Rwenzururu wird feierlich neu gegründet,
> nach Jahrzehnten im Untergrund. Es reicht bis nach Kongo und verändert
> das regionale Machtgefüge.
Bild: Menschen auf dem Weg zur feierlichen Krönung.
BERLIN taz | Es war eine prächtige Krönungsfeier, mit Geheimritualen in
Grashütten, traditionellen Tänzern auf Kreisverkehrsinseln, 100.000
Schaulustigen und allerhöchsten Staatsgästen. Die Ernennung von Charles
Wesley Mumbere zum König von Rwenzururu in der westugandischen Stadt Kasese
am Montag war der vorläufige Schlusspunkt der Serie von Wiedergründungen
der rund ein Dutzend vorkolonialen Monarchien in Uganda.
Präsident Yoweri Museveni, der 1993 erstmals einige der 1967 abgeschafften
Königstümer Ugandas als "kulturelle Institutionen" wieder zugelassen hatte,
will damit eine eher oppositionelle Region versöhnlich stimmen. Das ist
wichtig vor dem Hintergrund des schwelenden Verfassungsstreits mit Ugandas
größtem Königreich Buganda, der im September blutige Unruhen ausgelöst
hatte.
Rwenzururu liegt rings um Afrikas Mondberge, das geheimnisvolle, von
Gletschern und Hochmooren durchzogene Rwenzori-Bergmassiv an der Grenze zum
Kongo. Das Bakonzo-Volk in den Bergen akzeptierte seine Eingliederung in
das mächtigere Nachbarkönigreich Toro während der britischen Kolonialzeit
nie und rief 1963, kurz nach Ugandas Unabhängigkeit, eine eigene, illegale
Monarchie aus. Der jetzige König wurde am 19. Oktober 1966 im Untergrund
gekrönt; er ging 1984 ins Exil und kehrte erst 2007 nach Kasese zurück, wo
seine Anerkennungsfeier jetzt auf den 43. Jahrestag seiner Krönung fiel.
Während der 1990er Jahre rekrutierte sich aus dem Bakonzo-Volk die
Rebellenbewegung ADF (Allied Democratic Forces), mit Basen auf der
kongolesischen Seite der Berge. Deswegen war Ugandas Präsident damals gegen
eine Wiederherstellung des Bakonzo-Königreichs. Heute aber hat sich König
Mumbere mit Ugandas Regierung versöhnt: Verteidigungsminister Crispus
Kiyonga, der ebenfalls aus Kasese stammt, befürwortete die Wiedereinsetzung
des Königs und wird jetzt sogar sein Sprecher.
Für Ugandas Präsident hat dies nicht nur innenpolitische Vorteile. Der
König der Bakonzo ist traditionell auch der König des Nande-Volkes auf der
anderen Seite der Grenze, eine der wichtigsten ethnischen Gruppen
Ostkongos. Rwenzururus König, sagen lokale Analysten, hat sechs Millionen
Untertanen - eine Million Bakonzo in Uganda und fünf Millionen Nande im
Kongo. Die Nande-dominierte Stadt Butembo im Kongo ist ein Zentrum des
Fernhandels, wo Importwaren aus Asien gegen Kongos Gold verkauft werden.
Der Grenzposten Kasindi, der Kasese in Uganda mit Butembo im Kongo
verbindet, ist eine der lukrativsten Zolleinnahmequellen ganz
Zentralafrikas.
"Die Anerkennung stärkt Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden Ländern,
weil die Leute sich jetzt wirklich als Teil eines geeinten Königreiches
fühlen", sagt Julius Mwanga vom ugandischen Forschungsinstitut Kabaraole
Research Centre. Eine große kongolesische Delegation wohnte der Feier vom
Montag bei. So gewinnt Uganda mit einem Schlag die Sympathie einer der
wichtigsten Volksgruppen Ostkongos, was im regionalen Machtgefüge von
Vorteil sein kann.
21 Oct 2009
## AUTOREN
Dominic Johnson
Dominic Johnson
## TAGS
Uganda
Kongo
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